Landkreis:Weltfrauentag: Noch ist nicht alles erreicht

Den Internationalen Frauentag begeht die Familienberatung mit einem Kabarettabend, in Karlsfeld erzählt eine Lkw-Fahrerin aus ihrem Leben.

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Oft wird unterschätzt, was Frauen alles leisten müssen. Seien es die Kindererziehung, der Haushalt oder die berufliche Karriere - alles unter einen Hut zu bekommen ist nicht einfach, und trotzdem stemmen es so viele Frauen ohne großes Aufsehen. Doch trotz oder gerade wegen so vieler Tätigkeitsbereiche, arbeiten viele Frauen nur in Teilzeit oder haben Nebenjobs. Das hat Auswirkungen auf ihre Altersvorsorge. Weil Frauen weniger verdienen und zudem länger leben, sind sie im Alter stärker von Armut bedroht als Männer. Im Landkreis Dachau waren zuletzt laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung 82 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten weiblich, auch bei den Minijobs ist der Frauenanteil im Landkreis mit 58 Prozent hoch. Männer sind weiterhin die Hauptverdiener in den Familien, laut einer neuen OECD-Untersuchung tragen Frauen in Deutschland gerade einmal 22,4 Prozent zum Familieneinkommen bei. Zudem verdienen Männer nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei genau gleicher Tätigkeit im Schnitt rund sieben Prozent mehr als ihre Kolleginnen.

Der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten München (NGG), Mustafa Öz, schätzt diese ungleiche Bezahlung, "Gender Pay Gap" genannt, in vielen Branchen noch höher ein. Die NGG fordert deshalb, mehr für die Lohngerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu unternehmen. Auch im Landkreis Dachau ist man weit davon entfernt, gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu zahlen.

Der internationale Frauentag, der seit 1921 am 8. März begangen wird, bietet für viele Vereine und Institutionen die Gelegenheit, Themen wie Lohngerechtigkeit zwischen Geschlechtern oder die Durchsetzung der Frauen in Männerdomänen in den Mittelpunkt zu stellen. Außerdem ist die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ein großes Thema. Auch im Landkreis Dachau ist man aktiv: Die Stabstelle Familienberatung, Gleichstellung und Inklusion im Landratsamt begeht den Weltfrauentag an diesem Mittwoch mit einem Kabarettabend im Ludwig-Thoma-Haus. Christine Eixenberger thematisiert in ihrem Bühnenprogramm "Lernbelästigung" ihr wahres Leben, nämlich den stressigen und abwechslungsreichen Alltag einer Referendarin an einer Schule nach ihrem ersten Staatsexamen, mitten unter "Rotzlöffeln" und schon halb pubertierenden Wesen. Beginn ist um 19.30 Uhr.

Im Spannungsfeld zwischen Familie und Beruf

"Eixenberger soll die Leute durch ihre humoristische Art ein wenig wachrütteln und auf die großartigen Leistungen der Frauen hinweisen, die berufliche Karriere und Kinder unter einen Hut bringen müssen", sagt Susann Haak-Georgius, Leiterin der Stabstelle Familienberatung, Gleichstellung und Inklusion. "Frauen haben schon einiges erreicht, aber man muss aufpassen, dass dieses Thema nicht wieder einschläft", so Haak-Georgius. Vieles, wie zum Beispiel die Vereinbarung zwischen Familie und Beruf, bliebe an den Frauen hängen - nur langsam sei das auch ein Thema für die Männer. Der jährliche internationale Frauentag sei auch deshalb so wichtig, weil er jedes Jahr aufs Neue den Menschen die einzelnen "Puzzleteile" der Frauenbewegung ins Gedächtnis rufe, sagt die Gleichstellungsbeauftragte, und damit immer wieder neue Motivation gebe, sich für die Gleichberechtigung einzusetzen.

Einen ganz eigenen Kampf führt die Österreicherin Regina Lidlgruber, die sich als Lkw-Fahrerin seit Jahrzehnten in einer Männerdomäne behauptet. Die Gemeinde Karlsfeld hat Lidlgruber eingeladen, am Donnerstag, 9. März, in der Gemeindebücherei aus ihrer Autobiografie "Die Frau im Truck- 60 Kilo auf 40 Tonnen" zu lesen. Darin erzählt sie, wie sie sich seit zwei Jahrzehnten als Kraftfahrerin unter Männern behauptet, was für Abenteuer sie auf den Touren durch Europa schon erlebt hat, aber auch von einem schweren Start in ihren Beruf und Diskriminierung und Einschränkungen als Truckerin. Mit ihren Büchern möchte die leidenschaftliche Fernfahrerin auch um Verständnis für die Lkw-Fahrer werben. Beginn der Lesung ist um 19 Uhr.

Etwas zeitversetzt feiern die Grünen im Landkreis Dachau. Sie stellen den Frauentag in diesem Jahr unter das Motto: "Männer haben Denkmäler, Frauen haben Zukunft". Der Kreisverband hat für Sonntag, 19. März, ein Frühstück in der Kulturkreiskneipe Haimhausen organisiert. Thema des Vormittags soll die Frage sein, wie es sich als Muslima in Bayern lebt und mit welchen Problemen muslimische Frauen im Alltag zu kämpfen haben. Die Grünen fordern neben der Lohngleichheit auch eine sichere Finanzierung von Frauenhäusern und wollen, dass Frauen auf allen Ebenen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft vertreten sind. Beginn ist um 10 Uhr. Im Adolf-Hölzel-Haus in Dachau Ost gibt es am Samstag, 11. März, bei griechischer Musik und griechischem Essen einen Tanzabend für Frauen. Beginn ist um 19 Uhr.

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