Weilachmühle:Musik in bester Familientradition

Mit den "NouWell Cousines" tritt eine neue Generation der Wells an

Von Renate Zauscher, Altomünster

Der Name Well und die Weilachmühle in Thalhausen sind eng miteinander verbunden. Zum einen, weil Berti Well, einer der 15 Well-Geschwister der nun schon älteren Well-Generation, viele Jahre Wirt in der Weilachmühle war. Und zum anderen, weil aus den Reihen der Geschwister sowohl die Brüder der Biermösl Blosn wie die Formation der Wellküren, bestehend aus drei Well-Schwestern, immer wieder auf der Kleinkunstbühne der Mühle zu Gast waren. Am Samstag stand die Weilachmühle, die vor einigen Jahren in den Besitz von Christian und Christine Tesch übergegangen ist, wieder ganz im Zeichen des Namens Well: Die NouWell Cousines begeisterten ein großes Publikum alter und neuer Well-Fans.

NouWell Cousines, das sind Maria und Matthias (Kinder von Michael Well), ihre Cousine Maresa Well (Tochter von Stofferl Well), und ein Freund der drei, Alex Maschke, ein "Nordlicht" aus Berlin, der mittlerweile aber schon gut beim bairischen Gstanzlsingen mithalten kann. Alex hat so wie die "Cousines" an der Hochschule für Musik in München studiert, er komponiert Filmmusik und nimmt im Wechsel mal die Geige, mal die Bratsche oder auch das Akkordeon zur Hand. Maria Wells Instrument ist das Cello, das ihres Bruders Matthias die Geige. Maria ist fertig ausgebildete Cellistin, gemeinsam mit ihrem Bruder studiert sie zusätzlich das Fach Kammermusik. Cousine Maresa hatte sich auf das Studium der Musik fürs Lehramt spezialisiert; sie spielt Geige und Akkordeon.

Das Programm der NouWell Cousines, auch ihre Freude am Musizieren und ihr musikalischer Esprit sind spürbar geprägt vom Vorbild der Väter Michael und Stofferl. Wie diese sind sie fest verwurzelt in der bayerisch-alpenländischen Musiktradition. Daneben lassen sie sich aber auch von vielen anderen Einflüssen inspirieren: aus dem Balkan ebenso wie aus Ungarn, Russland oder Irland. Was die jungen Wells allerdings von der Vätergeneration unterscheidet, ist das hohe professionelle Niveau, auf dem alle von ihnen musizieren. Von den älteren Wells war lediglich Stofferl ausgebildeter Musiker. Ein akademisches Studium mit entsprechender klassischer Musikkarriere war für die anderen Geschwister keine realistische Option.

Ins Thalhauser Programm startete das Quartett mit einer finnischen Polka, es folgten ungarische Zigeunerweisen, Zwiefache und Landler. Mit abgefahrenen Songs wie dem von der "Beauty Queen aus Oberschweinbach West" ließen sie an bestes Wellküren-Repertoire denken, bei der Vertonung eines Brecht-Gedichts wurde eine Melodie von Philippe Loli unterlegt.

Freches wie der Song über das "Genörgel und Gejammer" der Männer, diesem laut Maria "größten Problem in unserer Gesellschaft", stammt häufig aus der Feder von Maria und Maresa. Ein temperamentvoll-jazziges Stück hatte Matthias in die Runde mit eingebracht, der auch mit einem feurigen Csárdás zeigte, was an musikalischem Temperament in ihm steckt. Wunderbar gefühlvoll wurde es mit dem irischen "Danny Boy". Aber auch Klassisches hatten die NouWell Cousines mitgebracht: eine unvollendet gebliebene Komposition von Beethoven, von Maria und Maresa auf Cello und Geige kraftvoll interpretiert. Das Publikum ließ sich vom ersten Moment an von der Musik des Quartetts und der Bühnenpräsenz der vier jungen Leute zwischen 25 und 29 Jahre gefangen nehmen. Immer wieder brandete begeisterter Applaus auf, vor allem dann, wenn die vier Musiker mit schnellen, temperamentvollen Stücken auf Cello, Geige oder auch mal Akkordeon brillierten. Zuletzt legten Maria und Maresa einen veritablen Schuhplattler hin, beide Mädchen in kurzem, modisch schwarzem Outfit, Maria darüber hinaus auch noch auf bleistiftdünnen High Heels. Ein paar letzte Gstanzl mit kurzem Ausflug in die politische Satire, nochmals ein Landler und ein irischer Walzer - dann endete ein Abend in bester Well-Tradition.

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