Weihnachtsgeschichten:Mit Punsch und Plätzchen

Wie zwei Klinik-Mitarbeiterinnen den Heiligabend erleben

Von Andreas Förster, Dachau / Markt-Indersdorf

Wer im Krankenhaus arbeitet, hat am Ende des Jahres nur die Wahl zwischen Pest oder Cholera: Dienst entweder an Weihnachten oder an Silvester. Denn wie jeder weiß: Hospitäler haben immer geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen. Zwei, die kein Problem damit haben, den Weihnachtstag im Krankenhaus zu verbringen, sind Kristina Prummer und Barbara Sallinger.

Die SZ stellt in einer Serie bis zum Heiligabend Menschen aus dem Landkreis mit ihren persönlichen Weihnachtsgeschichten vor.

Weihnachtsgeschichten: Barbara Sallinger arbeitet an Weihnachten.

Barbara Sallinger arbeitet an Weihnachten.

(Foto: oh)

Die 24-jährige Kristina Prummer ist anästhesietechnische Assistentin und arbeitet im Helios Amper-Klinikum Dachau. Barbara Sallinger, 61, ist Pflegedienstleiterin an der Helios Amper-Klinik Indersdorf.

Beide brennen für ihre Arbeit. Die eine, Kristina, erst seit viereinhalb Jahren. Die andere, Barbara, schon seit 44 Jahren. Sie wollen, dass ihre Patienten es gut haben. Nicht nur, aber vor allem auch an Weihnachten. "Sie sollen so viel Normalität wie möglich erleben", sagt Sallinger. Alle Tische und Aufenthaltsräume werden festlich dekoriert, auf jeder Station steht ein geschmückter Christbaum.

Helios

Kristina Prummer hofft, dass es an Heiligabend nicht zu einem Notfalleinsatz kommen wird.

(Foto: oh)

Die Indersdorfer Klinik ist ein Zentrum für Altersmedizin. Um 15 Uhr gibt es eine Mette für die Senioren und ihre Angehörigen mit dem klassischen Lied-Repertoire von "Alle Jahre wieder" bis "Oh Tannenbaum". "Meistens begleitet jemand vom Pflegepersonal die Lieder auf der Gitarre", erzählt Sallinger. Danach lässt sie auf den Stationen Punsch und Plätzchen verteilen. Andere Patienten gingen lieber in die Cafeteria, sagt Sallinger. Auch dort könne man den Nachmittag gemütlich mit seinen Angehörigen verbringen. "Eines darf man nicht vergessen", fügt sie hinzu. "Viele unserer Patienten haben niemanden mehr, die sind dann froh, dass sie Weihnachten nicht alleine verbringen müssen." Am Abend gebe es immer ein besonderes Essen. Alles zusammen bereite eine vertraute Stimmung, auch beim Personal. "Ein bisschen macht man das ja auch für sich selbst", meint Sallinger. Dennoch ist sie froh, dass sie am späteren Nachmittag zu ihrer eigenen Familie nach Hause gehen kann, wenn der Spätdienst übernimmt. Früher habe sie oft auch die Spät- oder Nachtschicht übernommen, das habe sie nie als Belastung empfunden. Im Gegenteil: "Ich fand es immer ganz schön", sagt die dreifache Mutter. Es sei einer der friedlichsten Tage des Jahres, an denen in der Regel nicht viel passiere. "Und so konnte ich dann immer über Silvester zum Skifahren gehen", sagt sie. Das war dann quasi die Belohnung.

Für Kristina Prummer ist es das erste Weihnachten ihres Lebens im Krankenhaus. Die 24-Jährige hat erst vor einem knappen Jahr ausgelernt. Als anästhesietechnische Assistentin hat sie viel zu tun, wenn Patienten operiert werden. Dann ist sie zusammen mit dem Anästhesisten für die Betäubung zuständig. Aber nicht ausschließlich. Auch wenn schwer verletzte Unfallpatienten eingeliefert werden, ist sie im so genannten Schockraum dabei. Zusammen mit den Ärzten, Pflegekräften, Radiologen und anderen, die eine Notfallversorgung gewährleisten. Dafür hat sie auch die entsprechenden Fortbildungen absolviert und wäre selbst in der Lage, eine Reanimation bei einem Patienten vorzunehmen. Bisher hat sie das noch nicht in der Praxis einsetzen müssen und sie hofft, dass es am Heiligabend nicht zu solch einem Notfalleinsatz kommen wird. Lieber etwas mehr Ruhe, um auch mal Plätzchen und Punsch genießen zu können. Aber egal, wie es kommt, es wird gut sein, meint Prummer. Denn: "Ich liebe meinen Beruf." Wenn sie um 20 Uhr nach Hause gehen darf, warten die Eltern und die kleine Schwester schon mit dem Abendessen. Und sie ist zuversichtlich, dass die Kraft auch noch für die nächtliche Christmette reichen wird. Schließlich ist nur einmal im Jahr Weihnachten.

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