Närrisches Treiben in Weichs, Dachau und Karlsfeld:Endspurt beim Fasching

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Die fünfte Jahreszeit klingt in Weichs mit weniger Wagen und mehr Fußgruppen aus. Ausgelassen feiern die Narren auch in Dachau-Ost und Karlsfeld.

Von Anna-Sophia Lang, Weichs/Dachau/Karlsfeld

In Weichs ist es an diesem Faschingsdienstag deutlich stiller als in den vergangenen Jahren. Weniger Wagen als sonst werden am Ortseingang für den traditionsreichen Faschingsumzug bereit gemacht. 27 Gruppen haben sich insgesamt angemeldet, sagt Joachim Drexler vom Maschkera-Komitee. Weniger Wagen, dafür mehr Fußgruppen. Einige wurden nach den gewalttätigen Ausschreitungen beim Kehraus im vergangenen Jahr ausgeschlossen. Es seien manche dabei gewesen, sagt Drexler, die sich aufgeführt hätten "wie die Axt im Wald". Die Organisatoren des Markt Indersdorfer Faschings hätten ihm nach dem dortigen Umzug am vergangenen Sonntag bestätigt, dass die richtigen Gruppen ausgeschlossen worden seien. Ein Wagen, der sich zum Weichser Fasching angemeldet hatte, wurde außerdem am Montag noch kurzfristig ausgeladen, weil die Teilnehmer in Markt Indersdorf negativ aufgefallen waren. Daraufhin, berichtet Drexler, seien auch andere mit ihren Wagen weggeblieben.

Ein letztes Mal wollen sie noch feiern

Aber das tat der Gaudi keinen Abbruch. Bei denen, die da sind, ist die Stimmung ausgelassen. Ein letztes Mal wollen sie noch feiern, es ist Faschings-Endspurt angesagt. "Komm, lass mal tanzen", wummert es aus den Boxen einer Weichser Gruppe, als sie sich auf den Weg zum Startpunkt des Umzugs macht. "Gemeinderat findet Asyl" steht auf ihrem Wagen, der aussieht wie ein Flüchtlingscontainer mit Fotos der Gemeinderäte auf der Außenseite. Das soll nicht gegen Asylsuchende gerichtet sein, sondern als Anspielung auf das Weichser Rathaus verstanden werden. Der Neubau wurde zurückgestellt, weil der Gemeinde das Geld dafür ausging und das Grundstück mit Schadstoffen belastet ist. "Jetzt geht's gleich los", sagt ein Vater im Löwenkostüm zu seinem Sohn, als der Wagen an ihnen vorbeifährt. Ein Stück weiter hinten schenkt eine als gelbe Emoticons verkleidete Gruppe Eierlikör aus, die "Pitztown Rockstars" aus Petershausen proben schon einmal für den großen Auftritt. Als der Umzug sich in Bewegung setzt, springen sie rund um den Wagen wild mit ihren Gitarren aus Plastik herum. Hinter ihnen fahren die Radler vom "FC Vollgas", begleitet vom "Doping- und Servicewagen". Die "1. Weixer Rollatorfahrschule" fordert Fahrprüfungen für alle ab 75, eine andere Gruppe appelliert an VW: "Don't stink and drive". Frauen in Kirschtörtchen-Verkleidung tanzen grazil im Kreis. Es ist eine friedliche, familiäre Feier. Zwei Schwestern aus dem nahegelegenen Kloster sind auch zum Zuschauen gekommen. "Ein bisschen Trubel ist doch mal schön", sagt eine. Ob sie nächstes Jahr nicht auch beim Umzug mitmachen wollen? "Ja klar, als Sister Act", sagt die andere und lacht.

In Weichs waren in diesem Jahr weniger Fußgruppen zu kommunalpolitischen Themen zu finden. (Foto: Toni Heigl)

Die Jugendgarde vom Olympia Faschings Club tritt in Dachau-Ost auf

Auf dem Ernst-Reuter-Platz in Dachau-Ost sind es vor allem die Kinder, die ihren Spaß haben. Eine Gruppe kleiner Mädchen tanzt auf der Bühne mit einem Clown zu "Heut' ist so ein schöner Tag". Andere sitzen ungeduldig im Karussell und warten, dass es sich endlich zu drehen beginnt. Nachdem es im vergangenen Jahr nur ein kleines Karussell gab, ist es in diesem Jahr wieder das große. Später tritt die Jugendgarde vom Olympia Faschings Club (OFC) aus Karlsfeld auf, dann die Dachauer Faschingsgesellschaft, und zwischendrin eine Sambagruppe aus München. Manfred Kreckel, der die Feier gemeinsam mit Peter Wagner organisiert hat, freut sich, dass der Fasching der lustigen Ostler so gut ankommt. Etwa 500 Menschen sind gekommen. "Jetzt ist richtig Fasching", sagt Kreckel, "und Petrus spielt auch mit".

Faschingstreiben auf dem Dachauer Ernst-Reuter-Platz. (Foto: Toni Heigl)

Jedem Narren im Nachthemd wurde eine Flasche Schnaps versprochen

In Karlsfeld ist Michael Gold gerade so richtig in Fahrt gekommen. Das Geheimnis um das Versprechen des OFC-Funktionärs vom vergangenen Jahr ist gelüftet: Jedem Narren, der im Nachthemd kommt, hatte er eine Flasche Schnaps versprochen. Das hätte ihn teuer zu stehen kommen können. Gold interpretierte das Versprechen großzügig zu seinen Gunsten und brachte mehrere Kisten 20-Milliliter-Schnäpschen mit, landläufig bekannt als "Klopfer". Nun kommt er sogar leichter davon, als er gedacht hätte. Gerade einmal vier Menschen sind im Nachthemd gekommen. Die freuen sich umso mehr über die Geschenke. Die Idee hat Gold übrigens aus seiner Heimat, der Bodensee-Region. Am Unsinnigen Donnerstag, der dort "Schmutziger Donnerstag" heißt, gehen die Narren wie in der ganzen schwäbisch-alemannischen Region im Nachthemd zum Umzug. Doch auf dem Karlsfelder Marktplatz treffen an diesem Tag nicht nur bayerische und baden-württembergische Traditionen aufeinander: Etwa 50 Flüchtlinge aus der Traglufthalle sind gekommen. "Ich mag die Musik, die fröhlichen Menschen, das Tanzen", sagt einer. Für die Männer ist die Ablenkung vom eintönigen Alltag in der Massenunterkunft mehr als willkommen. Sie feiern friedlich Seite an Seite mit den Karlsfeldern. So wird der Fasching ganz spontan zu einer Integrationsveranstaltung.

© SZ vom 10.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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