Warnstreik in Karlsfeld:Trillerpfeifen gegen die "Provokation"

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Mit einem Warnstreik vor dem MAN-Werk unterstreichen rund 5000 Beschäftigte der Metallindustrie ihre Forderungen nach mehr Lohn. Die Sperrung der Dachauer Straße führte zu massiven Staus in Karlsfeld.

Von László Dobos

Die IG Metall hat am Dienstag mit einem Warnstreik vor dem MAN-Werk ihre Forderungen nach 5,5 Prozent mehr Lohn und der Erhöhung der monatlichen Ausbildungsvergütung um 60 Euro unterstrichen. An der einstündigen Kundgebung an der Dachauer Straße unmittelbar nach dem Ortsausgang Karlsfeld nahmen rund 5000 Beschäftigte teil. Weil ein Teil der Straße für den Verkehr gesperrt werden musste, kam es in Karlsfeld zu größeren Staus.

Laut und kämpferisch zeigen sich die rund 5000 Streikenden, vor allem wegen eines aus ihrer Sicht viel zu niedrigen Angebots der Arbeitgeber. Foto: Heigl (Foto: Toni Heigl)

Die Streikenden aus den Betrieben MAN, MTU, Meiller, Krauss Maffei, Siemens Mobility und RUAG zeigten sich kämpferisch und verliehen ihren Forderungen mit Trillerpfeifen und Sirenen Nachdruck. Viele Streikende glauben, dass bei den Verhandlungen eine Lohnerhöhung von circa drei Prozent erzielt wird. "Ich denke, dass drei Prozent rauskommen. Das zusätzliche Geld spielt schon eine große Rolle, wenn man wie ich eine Familie mit zwei Kindern hat", sagte ein Mitarbeiter der MAN-Produktion aus Dachau. Ein anderer Streikender aus Dachau, der seit dreizehn Jahren in der Redaktion der Betriebsanleitungen bei MAN arbeitet, teilt die Einschätzung seines Kollegen. Er sagte, dass er die Forderungen der IG Metall für absolut gerechtfertigt halte. Die Beschäftigten hätten zur Produktivitätssteigerung beigetragen und sollten nun dafür besser entlohnt werden.

Betriebsräte der beteiligten Betriebe und Martin Kimmich, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall, erläuterten die Position der Arbeitnehmer. In einer leidenschaftlichen Rede bezeichnete Athanasios Stimonaris, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei MAN, die von den Arbeitgebern angebotene Lohnerhöhung um 2,3 Prozent als "Provokation". Er warf den Arbeitgebern heuchlerisches Verhalten vor. Sie verkündeten vor den Aktionären stolz große Gewinne und würden dann bei den Tarifverhandlungen "in ihre Taschentücher weinen", weil die wirtschaftliche Situation angeblich so schlecht sei. Er ging auch besonders auf die Situation der Jugendlichen ein, für die er "eine Perspektive, eine Zukunft und einen gerechten Lohn" forderte. Für ihn sei es eine "Schweinerei", dass Auszubildende der Metallbranche in Bayern weniger verdienen als woanders in Deutschland. Die Jugend stand besonders im Fokus des Warnstreiks. In einer spektakulären Aktion enthüllte ein Auszubildender ein etwa fünf Meter hohes Transparent mit der Aufschrift "Fair und sicher handeln".

Jürgen Dorn, Betriebsratsvorsitzender bei MAN, zeigte sich in seiner Rede sehr überrascht über die Argumente der Arbeitgeber. Die Arbeitgeber hätten gesagt, dass heuer wegen des langen und kalten Winters keine großen Gehaltserhöhungen möglich seien. Unter tosendem Beifall versprach er jedoch, dass er den Arbeitgebern nach dem langen Winter gerne einheize und die Forderungen auch mit Streiks durchsetze.

Eine besondere Herausforderung bei der Vorbereitung für die diesjährigen Verhandlungen war die differenzierte Geschäftssituation bei den Betrieben der bayerischen Metallbranche. Während BMW einen Rekord nach dem anderen verkündet, wurde bei MAN teilweise Kurzarbeit eingeführt. Dementsprechend waren die Forderungen der BMW-Mitarbeiter höher als die der MAN-Mitarbeiter. In den vergangenen Tagen gab es bereits Warnstreiks bei BMW und Audi.

Während des Warnstreiks sperrte die Polizei zwischen 10 und 11 Uhr einen Teil der Dachauer Straße. Dadurch staute sich der Verkehr auf der Münchner Straße in Karlsfeld. Die Demonstration verlief friedlich und ohne Zwischenfälle.

© SZ vom 15.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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