Viertes Gymnasium:Unumstrittener Bedarf

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Der Landkreis will in Karlsfeld ein viertes Gymnasium bauen - der Standort Petershausen findet keine Mehrheit

Von Robert Stocker

Karlsfeld besitzt an der Ackerstraße ein geeignetes Grundstück für das geplante Gymnasium. Es liegt nicht weit vom S-Bahnhof. (Foto: joergensen.com)

Der Landkreis Dachau beantragt beim Kultusministerium ein viertes Gymnasium. Über den Bedarf ist sich der Kreistag vollkommen einig. Der Ganztagszweig in der Außenstelle des Josef-Effner-Gymnasiums boomt, das Ignaz-Taschner-Gymnasium hat seine Kapazitätsgrenzen längst erreicht. Der Kreistag sprach sich für ein Ganztagsgymnasium in Karlsfeld aus. Die Gemeinde verfügt über ein geeignetes Grundstück in der Nähe des S-Bahnhofs. Kreisräte aus Petershausen schlugen als Standort ihre Heimatgemeinde vor, fanden dafür aber keine Mehrheit.

Zwar liegt die Übertrittsquote im Landkreis mit 37,7 Prozent deutlich unter dem bayerischen Durchschnitt (40,7 Prozent) und weit niedriger als in vielen Nachbarlandkreisen. Genau deshalb ist aber Alfred Herbst, Sachgebietsleiter Schulen im Landratsamt, davon überzeugt, dass "hier noch Luft nach oben ist" und der Andrang an die Gymnasien steigen wird. Obwohl 713 Viertklässler für das Schuljahr 2013/14 die Übertrittsberechtigung haben, meldeten sich nur 498 Schüler für die Gymnasien an. Herbst wies außerdem darauf hin, dass der Standort Steinstraße für den Ganztagszweig des Josef-Effner-Gymnasiums lediglich "ein Provisorium" sei. Die Schule solle auch nicht übermäßig ausgebaut werden. An den vorhandenen Gymnasien gibt es zwar Möglichkeiten für eine Erweiterung. Diese Kapazitäten will die Verwaltung aber für Räume nutzen, die für Ganztagsangebote gebraucht werden. Außerdem benötigen die Schulen für das neue Standardprogramm weitere Räume.

Das Kultusministerium genehmigt ein neues Gymnasium nur, wenn die Schülerzahlen eine Dreizügigkeit garantieren. Dafür gibt es zu wenig Schüler in Karlsfeld. Der Rest der Schüler müsste aus dem übrigen Landkreis und aus der benachbarten Landeshauptstadt kommen. CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck ist davon überzeugt, dass der Bedarf für ein viertes Gymnasium vorhanden ist. Er erwartet eine steigende Nachfrage nach dem Ganztagsbetrieb, weiteren Zuzug und damit steigende Übertrittszahlen. "Monsterschulen" im Landkreis lehnt er ab. Für den Standort Karlsfeld spricht aus seiner Sicht, dass der Ort die zweitgrößte Gemeinde im Landkreis ist und dort 54 Prozent der Grundschüler ans Gymnasium wechseln. Viele Schüler erwartet Offenbeck aus dem nordwestlichen Landkreis, die mit Bussen nach Karlsfeld gefahren werden können. Auch Marianne Klaffki (SPD) und Michael Reindl (Freie Wähler) machen sich für den Standort Karlsfeld stark. Selbstredend gilt das auch für Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU), weil das neue Gymnasium mit S-Bahn und Bussen eine "vernünftige Anbindung" hätte. Mehr als 500 Karlsfelder Kinder fahren derzeit in die Gymnasien nach Dachau.

Nur Wolfgang Stadler (SPD) und Elisabeth Kraus (Freie Wähler) plädierten für Petershausen. Der Landkreis könnte eine Fläche im Gewerbegebiet erwerben, sagte Kraus. Gerade ein Ganztagsgymnasium spreche für Petershausen, weil Eltern weit zu ihrem Arbeitsplatz fahren müssten. Ein Gymnasium an diesem Ort würde auch die Zahl der Gymnasiasten im ländlichen Raum erhöhen. "Das ist reiner Lokalpatriotismus", kritisierte der Sulzemooser Bürgermeister Gerhard Hainzinger (CSU). "Karlsfeld ist der einzige vernünftige Vorschlag". Die Mehrheit der Schüler werde mit Bussen aus dem Westen des Landkreises kommen.

© SZ vom 31.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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