Viertes Gymnasium:Das große Versprechen

Der CSU-Landtagabgeordnete Seidenath kündigt im Indersdorfer Bierzelt den Bau eines vierten Gymnasiums als Ganztagsschule in Karlsfeld an. Landrat Christmann spricht von einem bewusst gesetzten Signal.

Wolfgang Eitler

Der Landkreis Dachau bekommt ein viertes Gymnasium. Und zwar aller Voraussicht nach in Karlsfeld direkt an der S-Bahn. Der CSU-Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath hat dieses Versprechen in den Mittelpunkt seiner Rede beim Volksfestauftritt des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) am Montagabend in den Mittelpunkt gerückt. Damit wollte er mit den Worten von Landrat Hansjörg Christmann (CSU) "bewusst ein Signal setzen". Bisher ist dieses Projekt nur intern im Landratsamt diskutiert und beraten worden. Denn die Verwaltung arbeitet an einem Bildungsplan für die weiterführenden Schulen über das Jahr 2020 hinaus. Allerdings hat sich in den politischen Gremien des Kreistags in den vergangenen Monaten der Wunsch nach einem vierten Gymnasium als Ganztagsschule herauskristallisiert.

Viertes Gymnasium: Eine der Kapellen der kirchlichen Vinzenz-von-Paul-Realschule in Markt Indersdorf spielt für den Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf. Von der Besetzung her ist es ein Salonorchester, das Erich Unterholzner leitet. Die Realschule bietet Musikklassen für einen vertieften Unterricht in diesem Fach an. Foto: Heigl

Eine der Kapellen der kirchlichen Vinzenz-von-Paul-Realschule in Markt Indersdorf spielt für den Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf. Von der Besetzung her ist es ein Salonorchester, das Erich Unterholzner leitet. Die Realschule bietet Musikklassen für einen vertieften Unterricht in diesem Fach an. Foto: Heigl

(Foto: Toni Heigl)

Die bisherige Zurückhaltung der Kreispolitik ist darauf zurückzuführen, dass das Kultusministerium erst vor wenigen Tagen einem vierzügigen Ausbau des Ganztagszweigs am Josef-Effner-Gymnasium zugestimmt hat. Demnach sind jetzt pro Jahrgang vier Klassen möglich. Diese Zusage ist letztlich als Garantie zu verstehen, dass dieser Zweig bis zum Abitur führen wird. Vor drei Jahren startete der Landkreis in dem leer stehenden Gebäude der ehemaligen staatlichen Realschule an der Steinstraße in Dachau einen echten Ganztagszweig, der nicht bloß aus einer Nachmittagsbetreuung besteht. Die Realschule hat einen großen Neubau im Dachauer Stadtteil Augustenfeld bezogen. Der Ganztagszweig hat sich zum Erfolgsmodell entwickelt, auch weil der gesamte Kreistag dieses Modell favorisiert.

"Wir werden um ein viertes Gymnasium nicht herumkommen", sagte der CSU-Landtagabgeordnete Seidenath am Montagabend im Indersdorfer Bierzelt vor etwa 1500 Zuhörern. Und er fügte unter kräftigem Applaus zu, dass aus seiner Sicht nur der "Standort Karlsfeld" in Frage kommt: "Das ist das politische Ziel der CSU-Kreistagsfraktion." Nun ist ein Bierzelt eine ungewöhnliche Bühne, um solchermaßen konkrete schulpolitische Ziele zu erörtern, die außerdem im Kreistag bei allen Fraktionen unumstritten sind. Landrat Hansjörg Christmann sagte aber nach dem Seehofer-Auftritt im Gespräch mit der SZ, dass Seidenath dieses Forum gezielt gewählt habe, um dieses wichtige Thema vor einem großen Publikum anzukündigen. Der Ministerpräsident verstand Seidenaths Ausführungen allerdings auch als dringlichen Appell an sich und die Staatsregierung. Er sagte zu ihm: "Du hast in Deiner Rede Forderungen in Millionenhöhe gestellt." Und fügte lachend-ironisch hinzu: "Du bekommst alles."

Tatsächlich zeigt sich Christmann überzeugt, dass das Kultusministerium dieses Projekt befürwortet und beim Finanzministerium auch die entsprechenden Zuschüsse erkämpft: "Wir werden von der Kultusbehörde sehr unterstützt." Aus seiner Sicht "geht es mit der Behelfssituation", Christmann meint das Gebäude an der Steinstraße, "nicht mehr weiter". Wie Seidenath, sein Nachfolger als CSU-Kreisvorsitzender, spekuliert er offiziell und öffentlich darüber, dass neben diesem Gymnasium auch noch eine universitäre Forschungseinrichtung aufgebaut werden könnte. Darauf drängen er, Seidenath und die CSU seit geraumer Zeit. Immerhin befinden sich große Industriekonzerne mit großen Entwicklungs- und Forschungsabteilungen in Karlsfelds Nachbarschaft.

Nun stellt sich die Frage, ob Seidenath damit die Kritik seines Dachauer Landtagskollegen von der SPD, Martin Güll, gekontert hat, der Karlsfeld in der Schulpolitik vor fast genau einer Woche im Indersdorfer Bierzelt als vernachlässigt angeprangert hat. Seidenath weist die Spekulation von sich und berichtet der SZ, dass die CSU-Kreistagsfraktion am 23. Februar auf einer Klausurtagung für ein viertes Gymnasium in Karlsfeld votiert habe.

Bürgermeister Kolbe von der CSU, sagte der SZ: "Den Standort Karlsfeld präsentieren wir ja immer." Mit "Wir" meint er die Kreisräte der Gemeinde. In den vergangenen Jahrzehnten allerdings ziemlich erfolglos. Jetzt wirkt er erleichtert: "Ich freue mich, das erste Bekenntnis zum Standort Karlsfeld bekommen zu haben." Im neuen Flächennutzungsplan weist die Gemeinde übrigens bereits ein Grundstück für ein solches Vorhaben zwischen Süden- und Ackerstraße an der S-Bahn aus. Der Schulausschuss des Kreistags berät im Juli über die aktuellen Pläne für Karlsfeld, sodass eine definitive Entscheidung noch im Jahr 2013 zu erwarten ist.

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