Vierkirchen:So ein Glück!

Wie zwei Feuerwehrleute in Vierkirchen Bauamtsleiter Michael Grimmer retteten.

Von Benjamin Emonts, Vierkirchen

Es war zunächst ein ganz normaler Abend, erinnert sich der Vierkirchner Baumamtsleiter Michael Grimmer. Mit dem Fahrrad fährt er zum Feuerwehrhaus in Vierkirchen, um das anstehende Grillfest zu besprechen. Im Feuerwehrhaus setzt er sich auf eine Bierbank, er unterhält sich und fühlt sich gut. Dann plötzlich bekommt der 35-Jährige keine Luft mehr. Innerhalb von Sekunden wird er bewusstlos und sackt zusammen, sein Herz schlägt nicht mehr.

Seine zwei Kumpels Alexander Scheitler und Sebastian Wacht reagieren blitzschnell. Scheitler zieht Grimmer von der Eckbank, legt ihn auf den Boden und beginnt mit der Beatmung und Herz-Druck-Massage. Wacht holt aus dem Feuerwehr-Auto den Defibrillator, der die Anweisung gibt, dem Körper einen Schock zu versetzen. Es funktioniert. Wenig später ist Grimmer zwar noch bewusstlos, aber er atmet wieder. Am nächsten Morgen im Dachauer Krankenhaus ist er wieder klar bei Bewusstsein. Grimmer fehlt quasi nichts.

Vierkirchen: Vierkirchens Bürgermeister Harald Dirlenbach zeichnete die Lebensretter Alexander Scheitler (l.) und Sebastian Wacht am Donnerstag aus.

Vierkirchens Bürgermeister Harald Dirlenbach zeichnete die Lebensretter Alexander Scheitler (l.) und Sebastian Wacht am Donnerstag aus.

(Foto: Toni Heigl)

Fast 13 Monate später hat die Gemeinde Vierkirchen den beiden Lebensrettern nun eine Urkunde als Anerkennung für ihren couragierten Einsatz verliehen. Der gerettete Bauamtsleiter Michael Grimmer war auf der Gemeinderatssitzung selbst anwesend. Kurz vor der Ehrung aber eilte er direkt aus dem Rathaus zu einem Feuerwehreinsatz: ein Schwelbrand in einem Heizungskeller in Großinzemoos.

"Ich bin wieder komplett gesund. Das ist eigentlich der Wahnsinn."

Allein diese Aktion zeigt: Der Mann ist wieder topfit. Nach dem Herzstillstand, bei dem sich eine Arterie verschlossen hatte, kam er für einige Wochen zur Rehabilitation nach Bad Wiessee. In seine Arterie wurde ein Implantat, Stent genannt, eingesetzt. Sechs Wochen später saß er schon wieder im Büro. Grimmer sagt über sich: "Ich bin wieder komplett gesund. Das ist eigentlich der Wahnsinn."

Oder auch unbeschreibliches Glück. "Wäre das auf freier Wildbahn passiert - der Michi wäre wahrscheinlich nicht mehr hier", sagt Harald Dirlenbach, Bürgermeister in Vierkirchen. Tatsächlich muss man davon ausgehen, dass der Vorfall weitaus schlimmer geendet hätte, wenn er nur wenige Minuten vorher passiert wäre. Grimmer erzählt, dass er an diesem Abend alleine ohne seine Frau zu Hause gewesen sei. Während der Fahrradfahrt ins Vierkirchner Feuerwehrhaus war es bereits dunkel, die Straßen des Dorfes sind nicht sonderlich belebt. Als Grimmer im Feuerwehrhaus ankam, waren seine beiden Freunde glücklicherweise bereits da. Er erlitt seinen Herzstillstand im Beisein zweier ausgebildeter Rettungskräfte und in der Nähe eines Defibrillators. "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort", sagt Grimmer und klingt dabei demütig. "Ich will über das "Was-Wäre-Wenn" überhaupt nicht nachdenken. Mein Glück kann man nicht beschreiben."

Keine Sekunde verloren

Wobei ihm nicht nur Glück, sondern auch Können das Leben gerettet hat. Die beiden Feuerwehrler Scheitler und Wacht haben optimal reagiert, wie ihnen später ein Notarzt bestätigte. Als Grimmer plötzlich bewusstlos wurde, zögerten sie keine Sekunde. Sie setzten einen Notruf ab und ergriffen die erforderlichen lebensrettenden Maßnahmen, die sie zwei Jahre früher bei einem Feuerwehr-Ersthelferkurs gelernt hatten. Während der eine die Beatmung und Druckmassage übernahm, knöpfte der andere das Hemd auf und rasierte die Haare von der Brust. Nachdem die Elektroden aufgebracht sind, führt der Defibrillator einen Check durch und gibt dann Anweisungen. In Grimmers Fall sagte die Computerstimme: Schock empfohlen." Die beiden Männer also drückten den grünen Knopf und entfernten sich. Wenig später atmete Grimmer wieder. Scheitler sagt: "Man darf nur keine Angst haben. Das Gerät kann jeder bedienen."

Bauamtsleiter Vierkirchen

Michael Grimmer ist gesundheitlich wieder voll auf der Höhe.

(Foto: Privat)

Im Rückblick kommt der Vorfall dem 29-Jährigen immer noch surreal vor, "wie ein intensiver Traum", sagt er. Beim Verarbeiten der Geschichte habe ihm vor allem geholfen, seinem gesund und munteren Freund zu begegnen. "Der macht jetzt ganz viel Sport und hat 20 Kilo abgenommen. Dem geht's besser als vorher." Die Lebensretterurkunde erhält einen Platz in Scheitlers Büro. "Man freut sich", sagt er. "Aber der Michi hätte genau das Gleiche für mich getan."

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