Klimaschutz:201 Seiten Zukunft

Haimhausen, Petershausen und Vierkirchen wollen auf der Grundlage einer gemeinsamen Studie den Klimaschutz fördern.

Von Petra Schafflik, Vierkirchen

Flüchtlingsdebatte, VW-Skandal - war da nicht noch der Klimaschutz? Fukushima ist vergessen, Heizöl- wie Benzinpreise sind massiv gesunken, der Klimawandel verliert öffentliche Aufmerksamkeit. "Die Energiewende ist ein immer nur temporär interessantes Thema", sagte Vierkirchens Bürgermeister Harald Dirlenbach (SPD), als jetzt das gemeinsame Klimaschutz-Konzept für Haimhausen, Petershausen und Vierkirchen präsentiert wurde. Dennoch wollen die drei Kooperationsgemeinden konkret dranbleiben. "Dieses Konzept darf nicht in der Schublade verschwinden, wir müssen es Schritt für Schritt umsetzen" sagte Dirlenbach.

Zusammen mit seinen Kollegen Marcel Fath (FW) aus Petershausen und Peter Felbermeier (CSU) aus Haimhausen nahm er ein Exemplar der 201-seitigen Studie in Empfang, die vom Institut Energie-Concept-Bayern erstellt worden ist. Loslegen wird Vierkirchen mit dem Umbau der Kläranlage und der Straßenbeleuchtung, die auf sparsame LED-Lampen umgestellt wird. Doch die Kommunen allein können es nicht richten: "Klimaschutz fängt vor Ort an, bei jedem einzelnen Bürger", betonte Dirlenbach. Es ist nicht so, dass Haimhausen, Petershausen und Vierkirchen das Thema Klimaschutz und Energiewende bisher verschlafen hätten. Im Gegenteil: In jedem der drei Orte gab und gibt es Projekte, wie das Klimaschutzleitbild in Petershausen, die Freiflächen-Solaranlage in Haimhausen oder eine Energiesprechstunde in Vierkirchen.

Am meisten verbrauchen die Privathaushalte

Trotzdem haben sich die Kommunen zusammengetan, um ein Klimaschutz-Konzept erstellen zu lassen, das als konkreter Handlungsleitfaden dienen soll. So eine Expertise ist auch entscheidend, um öffentliche Fördermittel für künftige Projekte abrufen zu können. Nun liegt die im Wortsinn "geldwerte" Studie vor, zunächst nur ein "Stapel Papier", wie Energieexperte Tiemo Wennrich bei der Kurzpräsentation einräumte. Der Studie ist zu entnehmen, dass Privathaushalte mit 60 bis 70 Prozent die meiste Wärmeenergie in jeder Gemeinde verbrauchen; sie wird zudem noch überall überwiegend aus Heizöl gewonnen. Typisch für den ländlichen Raum ist, dass viel Holz verfeuert wird, was den Anteil erneuerbarer Energien am Heizenergiemix im Vergleich zu Städten steigert. Beim Stromverbrauch liegen alle drei Gemeinden unter dem Bundesdurchschnitt.

Doch während Vierkirchen mit seinen vielen Biogasanlagen 70 Prozent seines Verbrauchs direkt im Ort erzeugt und Haimhausen mit Wasserkraft und Photovoltaik eine Versorgungsgrad von 93 Prozent erzielt und somit rechnerisch fast autark ist, liegt der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Peterhausen nur bei 22 Prozent. Allerdings zeigen diese Daten nur einen Ausschnitt der Realität. Schließlich wächst ein Teil der in den Vierkirchner Anlagen verarbeiteten Biomasse auch auf Petershausener Ackerflächen, erklärte der Referent. Zudem betreibt das Petershausener Kommunalunternehmen drei Freiflächen-Solaranlagen außerhalb der Gemeinde, deren Ertrag nicht in die Bilanz einfließt.

Potenzial bei Biomasse, Solarenergie und oberflächennaher Geothermie

Entscheidender als die Ist-Analyse sind aber Vorschläge, wie die Energiewende zu schaffen ist, wo Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien ökologisch wie wirtschaftlich Sinn macht, wo Einsparmöglichkeiten sind. Die Studie listet dafür wenig überraschende Parameter auf: Potenzial gebe es bei Biomasse, Solarenergie und oberflächennaher Geothermie. Allerdings nur theoretisch, wie Experte Wennrich auf die Nachfrage des Petershausener SPD-Gemeinderats Wolfgang Stadler einräumte. Was sich davon konkret umsetzen lässt, müsse die Politik herausfinden, betonte Dirlenbach. Auch die Einsparvorschläge der Experten für die Bürger sind nicht neu: Austausch von Haushaltsgeräten oder Leuchtmitteln, Investitionen in die energetische Sanierung von Gebäuden und effizientere Heizungsanlagen. "Ohne Bevölkerung geht es nicht", betonte im Publikum Klaus Patzelt, der im Petershausener Energieforum aktiv ist und sich mehr Bürgerbeteiligung beim Klimaschutz-Konzept gewünscht hätte.

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