Was schenkt man einer Frau, die nach mehr als vier Jahrzehnten in den wohlverdienten Ruhestand geht? Die Lehrerkolleginnen und Schüler der Grundschule Vierkirchen brauchten nicht lange zu überlegen, wie sie ihrer Rektorin Maria Zierer eine große Freude bereiten können. Wochenlang hatten sie für diesen besonderen Tag geprobt, gebastelt und gemalt. Endlich war es soweit: Das Musical "Kunterbunt" konnte aufgeführt werden. Zur Verabschiedung der beliebten Rektorin waren auch viele ehemalige Schüler, Lehrer, Eltern und Ehrengäste in die Schulaula gekommen, darunter Schulamtsdirektorin Isolde Stefanski und Altbürgermeister Heinz Eichinger.
Vor den Gästen im Halbkreis kauerten aufgeregte Mädchen und Buben, in roten, gelben oder blauen T-Shirts und ebensolchen Käppis. In der Mitte war ein samtbezogener Thronsessel zu sehen, umgeben von gefalteten Papierblumen und farbenfrohen Kinderzeichnungen. Im Mittelpunkt des Musicals steht ein gütiger König, der unter einem Regenbogen klug und weise über sein Land Kunterbunt regiert. Seine Untertanen, die Farben Rot, Blau und Gelb, leben viele Jahre friedlich miteinander. Bis sie eines Tages in Konkurrenz zueinander treten und sich wichtiger nehmen als die anderen Farben. Deswegen lässt der König eine "Farbe des Tages" ausrufen, die fortan das Land beherrscht. So bestimmen bald das beruhigend-sanfte Blau, das temperamentvoll-leidenschaftliche Rot oder das prächtige, aber eitle Gelb das Kunterbunt-Land. Aber wie könnte weiterhin ein Regenbogen strahlen, wenn seine Farben nicht mehr gemeinsam auftreten wollen? Nicht nur der König mit seinen Untertanen geraten in Panik, auch der Regenbogen beginnt zu verblassen. Ohne sein Strahlen droht das bunte Reich in graue Steine zu erstarren. Doch wie in einem Märchen üblich, gibt es für alle eine gute Lösung. Dabei kommen verschiedene Requisiten wie farbige Tücher, Stäbe, Brillen oder Umhänge zum Einsatz.
Das Musical ist so ausgerichtet, dass die unterschiedlichen Begabungen der etwa 160 Grundschulkinder angesprochen werden. Je nach Alter und Textverständnis haben sie kleinere oder größere Rollen, sprechen allein, singen im Chor oder tragen mit Tanz und Bewegung zur Aufführung bei. Dass König Kunterbunt auch Gesandte aus dem Nachbarland Vierkirchen empfängt, erwies sich ebenfalls als eine gelungene Lösung, um einigen Festrednern das Wort zu erteilen. Auf diese Weise erfuhren die Gäste von Konrektorin Eva Schmied interessante Details aus der "16-jährigen Regentschaft unserer Königin" an der Vierkirchner Grundschule. So sei man von Maria Zierer große Ordnungsliebe im Schulhaus und in den Klassen gewohnt, straffe Organisation und flottes Arbeitstempo, alles Tugenden, die sie auch von den anderen Lehrern erwartet habe. Zudem sei Königin Maria ein kollegiales Vorbild, das gerne auch als Aushilfskraft für erkrankte Kolleginnen tätig war. Nicht zu vergessen deren große Leidenschaft für den Sport, insbesondere Schwimmen und Radfahren. Bisweilen habe Königin Maria auch als "Schulmama" agiert mit viel Disziplin, Verantwortung und Einfühlungsvermögen.
Viel Positives konnte auch Harald Dirlenbach berichten, "Gesandter der roten Untertanen im Königreich Vierkirchen". Der SPD-Bürgermeister lobte die guten Beziehungen der Königin zur Gemeinde, ihre große Persönlichkeit und die hartnäckige Art, etwas zum Wohle der Schule durchzusetzen, beispielsweise die energetische Sanierung des Schulhauses. Als Dankeschön für ihr großes Engagement überbrachten die Gesandten von Elternbeirat und Förderverein einen Apfelbaum im Container. Ein musikalisches Dankeschön hatten die zehn Kolleginnen eingeübt mit dem Song "Sind Sie froh, farbenfroh, ist Ihr Leben ebenso", mit Hofknicks und Blumengeschenken dargeboten. In ihrer Abschiedsrede outete sich Maria Zierer, sichtlich gerührt, als "gestrenge Königin mit Herz, die sehr stolz auf ihre Schüler und die Schule" sei. Sie wünschte ihrer Nachfolgerin, der bisherigen Konrektorin Eva Schmied, viel Kraft in ihrem neuen Amt. Ihren Kolleginnen und den Schülern versprach Zierer, sie bald zu besuchen und nach ihrem Apfelbaum im Schulgarten zu sehen.