Vierkirchen:Das Aroma von Guatemala

In der Finca don Leo in Jedenhofen röstet Laura Campollo einmal pro Woche Kaffee - aus Bohnen von der Plantage ihres Vaters in Zentralamerika.

Von Moritz Köhler, Vierkirchen

Die Straße nach Jedenhofen führt durch die kleinen, ländlichen Gemeinden des Landkreises. Auf dem Weg kommt man an zahlreichen Bauernhöfen vorbei, am Straßenrand liegt Pferdemist. Mitten in Jedenhofen liegt der Fischerhof - wie aus dem Bilderbuch. Traktoren stehen vor der alten Scheune, ein Hund bellt und irgendwo ist eine Kuh zu hören. Ein Bauernhof also, wie es im Landkreis einige gibt. Und doch ist hier etwas anders. Ein kleines weißes Gebäude steht etwas abseits von der Scheune und den Ställen. Rund um das Gebäude bringen Büsche und kleine Bäume ein südamerikanisches Ambiente in den kleinen Ort. Ein metallener Schornstein ragt aus der Wand, den Eingang bilden zwei Garagentore. Darüber ist ein Schild angebracht: "Finca don Leo - Kaffeerösterei" ist darauf zu lesen. Eine Kaffeerösterei in einem kleinen Ort im Landkreis - Südamerika trifft Bayern.

Die Röstmeisterin kennt sich aus mit dieser Mischung. Ihr Name: Laura Campollo Henkle de Reischl. Geboren in Guatemala kam sie mit 16 während eines Schüleraustauschs erstmals nach Deutschland und beschloss hierher auszuwandern. Die Liebe zog sie dann nach Jedenhofen. Seit acht Jahren lebt sie mit ihrem Mann, Robert Reischl, auf dem Fischerhof.

"Hier willst du Kaffee verkaufen?"

Ihr Vater besitzt eine kleine Kaffeeplantage in Guatemala und so hatte ihr Mann vor fünf Jahren die Idee, dass seine Frau in der Garage des Hofes eine Rösterei eröffnen könnte. Schnell war die ehemalige Garage des Hofes in eine kleine Rösterei umgebaut. Als der Vater zum ersten Mal sah, wo seine Tochter Kaffee rösten wollte, konnte er seine Verwunderung nicht verbergen: "Hier willst du Kaffee verkaufen? Hier fährt doch noch nicht einmal ein Fahrrad." Aber der Entschluss stand fest. Zu diesem Zeitpunkt hatte Laura Campollo die Ausbildung zur Röstmeisterin bereits beendet. In einem Kurs im Kaffeemuseum Burg in Hamburg hatte sie das Rösten gelernt. Im Kaffeemuseum erwarb Campollo auch ihre Röstmaschine: ein altes Gerät, in modernen Röstereien längst ausgemustert.

Kaffeerösterei

Während eines Schüleraustauschs beschließt Laura Campollo nach Deutschland auszuwandern. Heute lebt sie in Jedenhofen und röstet die Kaffeebohnen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Doch Campollo ist eine Liebhaberin: "Ich brauche keine Schuhe und keine teuren Taschen, ich brauche solch alte Maschinen", sagt sie und lacht. Und mit dieser alten Maschine röstet sie jeden Freitag ihren Kaffee. Das erfordert von der Meisterin ein hohes Maß an Konzentration. Moderne Maschinen schalten sich automatisch ab, wenn eine Überhitzung droht. Mit derlei Technik kann das alte Gerät nicht mithalten. Campollo muss ständig die Temperatur überwachen, sonst verbrennt der Kaffee. "Die Maschine raucht wie eine alte Lokomotive, wenn sie in Betrieb ist", erzählt sie. Einmal stand plötzlich ein Passant in der Rösterei und fragte, ob er helfen könne: "Er hat gedacht, es würde brennen, weil es so geraucht hat." Deshalb öffnet Laura Campollo während des Röstens ihr Garagentor. Dann verteilt sich der Kaffeeduft in der ganzen Umgebung. "Immer wieder kommen Leute vorbei, die meinen Kaffee probieren wollen, weil sie den Geruch bis hierher verfolgt haben."

Auch kleine Firmen decken sich hier ein

Die Bohnen für ihren Kaffee kommen hauptsächlich von der Plantage ihres Vaters in Guatemala. Sie stellen die Basis für die verschiedenen Mischungen dar, die Campollo produziert. Ihre Mischung "Bayerischer Art" wurde beim Verkostungswettbewerb der deutschen Röstergilde im vergangenen Jahr mit einer silbernen Medaille ausgezeichnet. Die Urkunde dafür hängt jetzt an der Eingangstür der Rösterei.

Der Betrieb ist klein und eng. Die Röstmaschine steht in einem Nebenraum. Dort stapeln sich die Säcke mit den Kaffeebohnen. Überall stehen alte Kaffeemühlen und goldene Spender, bis zum Rand gefüllt mit Kaffeebohnen. Im Verkaufsraum sind drei Tische aufgestellt. Den gerösteten Kaffee verkauft Campollo hauptsächlich an Privatleute aus dem Landkreis. Die Gastronomie bindet sich meist an die großen Röstereien. "Da kann ich mit meinem kleinen Geschäft nicht mithalten."

Kaffeerösterei

Kaffeebohnen aus Guatemala.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Neben den Privatkunden kaufen auch einige kleine Firmen aus dem Landkreis Laura Campollos Kaffee, außerdem beliefert sie ihren Cousin, der in Bremen ein Café besitzt. Auf die Qualität ihres Kaffees ist sie stolz: "Viele meiner Kunden sagen mir, dass sie nur noch meinen Kaffee trinken wollen", sagt sie.

Samstags können die Kunden im Verkaufsraum die verschiedenen Kaffeesorten probieren. "Momentan betreibe ich das Geschäft nur als Rösterei. Vielleicht werde ich in ein paar Jahren zusätzlich ein Café eröffnen." Bei den Verkostungen probieren die Gäste verschiedene Sorten Espresso. Außerdem bietet sie Cappuccino und Latte Macchiato an. Die Milch dazu stammt von den Kühen des Fischerhofes - eine echte südamerikanisch-bayerische Mischung also.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: