Vernissage:Reformation und Integration

Lesezeit: 1 min

Protestanten im Landkreis: eine Ausstellung im Bezirksmuseum

Die öffentliche Kritik Martin Luthers an den kirchlichen Missständen, insbesondere am Ablasshandel, verbreitete sich infolge der Erfindungen im Buchdruck im ganzen deutschsprachigen Raum wie ein Lauffeuer. Sie traf den Nerv der Menschen und stieß zunächst auch in Bayern auf Sympathien. Die Bauern im Dachauer Land blickten über den Lech auf die blutigen Kämpfe ihrer unterdrückten Standesbrüder. Auch in den Hofmarken und Klöstern gärte es: 1528 wurden die adeligen Brüder Augustin und Christoph Perwanger, Anhänger der Täufer-Bewegung und Hofmarkbesitzer von Günzlhofen und Vogach, als Ketzer hingerichtet. Im Kloster Altomünster begeisterte sich Johannes Hausschein, genannt Oecolampadius für die reformatorische Sache und auf Schloss Odelzhausen finden wir in Johannes Mathesius, den ersten Biografen Martin Luthers. In einer Ausstellung bis Sonntag, 28. Januar 2018, präsentiert das Bezirksmuseum Dachau die Geschichte der Protestanten. Vernissage ist an diesem Donnerstag, 18. Mai, 19.30 Uhr.

Was als Widerspruch begann, endete mit der Abspaltung der evangelischen Kirche. Doch Bayern blieb gemäß dem Grundsatz cuius regio, eius religio katholisch. Erst in Folge des Religionsedikts von 1803 wanderten protestantische Familien aus der Pfalz ins Dachauer Land ein. Barbara Strohms Tagebuch verrät, wie sie sich fühlte, als sie zusammen mit ihren Eltern 1819 Wagenried im Landgericht Dachau erreichte: in einem fremden Land und nicht katholisch. Damals entstanden in Kemmoden und Lanzenried die ersten evangelischen Kirchenbauten.

Doch war der Weg zum toleranten Miteinander nicht selten mühevoll. Man wolle wohl auch lieber ächt katholische Dornen, Disteln und Sümpfe, als ketzerische Wiesen und Futterkräuter haben, vermutete der Protestant Friedrich Nicolai auf seiner Reise durch das Bayernland im Jahr 1781. Schließlich wurde durch die gewaltigen Flüchtlings- und Vertriebenenströme nach dem Zweiten Weltkrieg die konfessionelle Spaltung allerorten greifbar. In Dachau und Karlsfeld machten die Protestanten nun fast ein Viertel der Bevölkerung aus. Wie aber erging es den andersgläubigen Fremden, wie den alteingesessenen Katholiken?

Die Ausstellung geht der regionalen Historie mit interessanten Objekten nach, darunter Ablassbriefen aus dem 15. bis 19. Jahrhundert, einer frühen Ausgabe der Lutherbiografie von Johannes Mathesius von 1570 und Filmausschnitten über die protestantischen Neusiedler aus der Pfalz.

© SZ vom 18.05.2017 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: