Vernissage mit vielen Gästen:Alles auf Anfang

Die 35. Indersdorfer Kunstausstellung zeigt nicht nur eine breite Vielfalt der Malerei, Bildhauerei und Objektkunst, sondern erinnert auch an die Gründung des Kulturkreises vor 40 Jahren

Von Bärbel Schäfer, Markt Indersdorf

Angesichts der lebendigen Vielfalt von Kunst und dem riesigen Angebot in der Erwachsenenbildung kann man sich heutzutage kaum mehr vorstellen, dass es vor 40 Jahren Widerstände gegen die Gründung eines Indersdorfer Kulturkreises gab. In der Gründungsversammlung wurde damals heftig diskutiert, und Kirchenpfleger Berghammer machte seinem Unmut offen Luft: "Ich unterstütze das Dachauer Forum. Den Indersdorfer Kulturkreis lehne ich rundweg ab und frage, was das Ganze eigentlich soll". Bürgermeister Hans Strixner hingegen hatte die Notwendigkeit einer kulturellen Plattform für seine wachsende Gemeinde selbstbewusst erkannt: "Wir sind hier schließlich wer, und deshalb wollen wir auch von uns aus das kulturelle Leben befruchten." Am 10. April 1975 wurde die Gründung des Indersdorfer Kulturkreises e.V. beschlossen. Damit ging auch die Gründung der Volkshochschule (VHS) Indersdorf einher, eines mittlerweile sehr wichtigen Forums für Bildung und Kunst im Dachauer Landkreis. Mit der Gründung des Kulturkreises war die große Indersdorfer Kunstausstellung geboren. Sie wurde von Hans-Joachim Kersten ins Leben gerufen und findet heuer nach dreijähriger Pause zum 40. Jubiläum des Kulturkreises im Schulzentrum statt.

Mit sehr viel Publikum, beschwingter Musik vom Damenchor der VHS und dem Hot Corn Trio wurde am Gründonnerstag die 35. Indersdorfer Kunstausstellung eröffnet. Dreizehn regionale und überregionale Künstlerinnen und Künstler stellen an den Osterfeiertagen im Schulzentrum aus. Dem Kulturkreis ist eine umfangreiche Dokumentation gewidmet, in der man auch die Zitate von Bürgermeister und Kirchenpfleger nachlesen kann. Stolz berichtete der Vorsitzende Stefan Fischer, dass die VHS Indersdorf heute die drittgrößte Volkshochschule im Dachauer Landkreis ist: "2014 hatten wir 5 322 Teilnehmer in 460 Kursen. Das ist halb Indersdorf." Bürgermeister Franz Obesser lobte den Tatendrang und die Kreativität seiner Gemeinde, die sich nicht nur über Statistiken und Zahlen definiert. Ähnlich positiv äußerte sich Landrat Stefan Löwl. Seit vielen Jahren haben die Indersdorfer eine kulturelle Plattform geschaffen. "Ich bin beeindruckt von der Vielfalt". Fasziniert betrachtete Löwl die vergrößerten Fotografien von Michael Schrodt. Auf einer zweimonatigen Antarktisreise schoss der Indersdorfer Spenglermeister und Weltreisende 36 000 Fotos, von denen er nun die stimmungsvollsten ausstellt. Ein Bildband und ein Vortrag folgen. Michael Schrodt ist einer der wenigen Neuzugänge unter den Künstlern, zu denen auch Liz Schinzler, Renate Günthner und Ellen Pfeuffer gehören. Heuer wurde das Augenmerk auf Teilnehmer gelegt, die schon seit Jahrzehnten beteiligt sind. "Manche sind schon seit 20 Jahren dabei", berichtete Organisatorin Ruth Meinl. Vor einigen Jahren hatte die Indersdorferin die Organisation der Kunstausstellung gemeinsam mit Anita Engelbrecht vom Urheber Hans-Joachim Kersten übernommen. Seit dem Ausscheiden von Engelbrecht aus der VHS Indersdorf organisiert Ruth Meinl die Ausstellung alleine. Unter Engelbrecht und Meinl wurde die Ausstellung auf ein höheres Niveau gehoben. Kein Kunsthandwerk mehr, ausgewählte Künstler und höhere Qualität lautete der neue Anspruch. In früheren Zeiten mussten sich mehr als 40 Aussteller, in der Mehrzahl Kunsthandwerker, den Platz teilen. Jetzt kann sich die Vielfalt der Malerei, Bildhauerei und Objektkunst großzügig in der Aula entfalten.

Die großformatigen Bilder mit Birnen, Trauben und Quitten der Niederrotherin Hildegard Windholz strahlen eine greifbare Körperlichkeit und kontemplative Ruhe aus. "Eigentlich modelliere ich mehr, als dass ich male", sagt die Malerin. Die beiden Karlsfelderinnen Liz Schinzler und Eva Riedl präsentieren abstrakte Kompositionen, die im Spannungsfeld von Bewegung und Ruhe den Bildraum erschließen. Tadeusz Stupka zeigt Stadtansichten in kühnen Perspektiven und die Keramikerin und ehemalige Pädagogin Angela Eberhard begeister t die vielen Besucher mit bemalten Tonfiguren, die sich schmunzelnd mit den menschlichen Fehlern, Schwächen und Eitelkeiten beschäftigen. Die Dachauerin Lotte Helbig präsentiert Schmuckstücke, die zwischenmenschliche Beziehungen widerspiegeln. Aus Fundstücken vom Flohmarkt, Silber und Perlen kreiert sie Halsketten, Ringe und Kleinobjekte, die hintergründige Geschichten über Mann und Frau erzählen. Der Stein- und Holzbildhauer Michael Nauderer zeigt symbolkräftige abstrakte Skulpturen und eine Installation. Neben der aktuellen Kunst werden auch zwei wichtige Persönlichkeiten des Indersdorfer Kulturlebens gewürdigt. Vom 1986 verstorbenen akademisch ausgebildeten Indersdorfer Maler und Grafiker Thorill Hartmann sind beeindruckende, expressive Landschaften in starken Farben sowie markante Indersdorfer Ansichten zu sehen. Dem 2012 verstorbenen Urheber der Indersdorfer Kunstausstellung Hans-Joachim Kersten wird eine gesonderte Hommage zuteil. Von ihm sind einige kleine Tonplastiken, darunter mehrere Köpfe und ein hübscher Hase sowie Zeichnungen und Motive aus Indersdorf zu sehen. Sein aus einem Baumstamm geschlagenes Porträt mit scharf geschnittenen Zügen stammt vom Bildhauer Jürgen Lingl-Rebetez. Weil die Indersdorfer auf ihren Nachwuchs bedacht sind, wurde zum 40-jährigen Bestehen der Volkshochschule in Grund- und Mittelschule ein Malwettbewerb veranstaltet. Die vielen bunten Kinderbilder können ebenfalls bewundert werden. Den ersten Preis gewannen die Erstklässlerin Maria Schlederer und der Mittelschüler Agon Bajrami aus der Klasse 6c.

Die Ausstellung im Schulzentrum, Wittelsbacherring 15, ist bis Ostermontag, 6. April, von 14 bis 18 Uhr zu sehen. Am Ostersonntag findet um 15 Uhr eine Lesung von Morten Lund alias Gerhard Fischer aus seinem Schwedenkrimi "Unsterblich ist der Tod" statt.

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