Vernissage :Haus der Kunst

Die vier Künstler aus der Dachauer Stockmann-Villa laden am Freitagabend zur Atelierausstellung ein

Von Gregor Schiegl, Dachau

Hermann Stockmann war Künstler und Vogelfreund, weshalb er sein Dachauer Domizil auch das "Spatzenschlössl" nannte. In der mehr als 100 Jahre alten Stockmann-Villa an der Münchner Straße 38 wird auch heute noch gemalt. Vier Künstler haben hier ihre Ateliers. Lilly Karsten, Herbert Plahl, Ralf Hanrieder und Tadeusz Stupka laden am Freitag, 10. November, von 19 Uhr bis Mitternacht ein zu einer gemeinsamen Atelierausstellung.

Herbert F. Plahl

Atelierbesuch

Herbert Plahls Acrylgemälde sind inspiriert von seinem jüngsten Besuch in China.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die alten Holzdielen sind von Acrylfarben bunt gesprenkelt, aus einem Lautsprecher klingt ein sanftes Instrumentalstück eines - für europäische Ohren - exotischen Saiteninstruments. Herbert Plahl hat die CD von seiner letzten Reise nach China mitgebracht. "So schön Dachau zum Leben ist", sagt er. "Ich muss immer wieder raus." Nach Indien oder eben, wie jetzt wieder, ins westliche China. Aus anderen Ländern und Kulturen holt Plahl sich immer wieder neue Impulse für seine Arbeit, neue Eindrücke, neue Stimmungen, die Eingang in seine farbenfrohen Werke finden. Auf den ersten Blick wirken Plahls Gemälde oft ab-strakt. Bunte Felder, Kleckse, Linien. Aber bei näherer Betrachtung schälen sich Menschen aus dem Farbgewirr, es wachsen Bäume und Häuser aus dem Boden, und an einer breiten Linie, die jetzt eine Straße ist, stehen Mönche in einer Reihe. Plahls Bilder beginnen zu leben, und je länger man sie betrachtet, desto vitaler wirken sie. Auch seine (viel gegenständlicheren) Aquarelle strotzen nur so vor Farbkraft. "Ich denke immer positiv", sagt der Künstler, und dieses Gefühl soll sich auch auf den Betrachter übertragen. Für Plahl ist es bereits die 35. Atelierausstellung.

Ralf Hanrieder

Moment, dieses Bild da, das kommt einem doch irgendwie bekannt vor. Ist das nicht die Afghanin Sharbat Gula, "Das Mädchen mit den grünen Augen", das in den Achtzigerjahren durch das Cover-Bild der National Geographic weltberühmte wurde? "Schauen Sie das Bild mal durch die Handykamera an", rät Hanrieder. Und tatsächlich verdichtet sich diese Aneinanderreihung verschiedenfarbiger Symbole zum Antlitz des grünäugigen Mädchens. Ralf Hanrieders großes Thema ist das "Spiel mit der Wahrnehmung", und wie ein Illusionist freut er sich über die Verblüffung, die sein Bildzauber beim Betrachter auslöst. Was wie ein gekritzeltes Symbol aussieht, sind die Verbindungslinien eines magischen Quadrats. Seit fast 30 Jahren ist es das bestimmende Ordnungsprinzip in Hanrieders Schaffen, eine uralte Zauberformel, die er immer wieder an neuen künstlerischen Gegenständen erprobt. Mit ihm stellt Tobias Naumann aus: Mittelpunkt seiner Mandalas, die Anleihen in der Symbolik verschiedenster Kulturen und Religionen nehmen, ist die "Blume des Lebens", ein Ornament auf einem sechseckigen Ausschnitt eines Dreiecksgitters.

Tadeusz Stupka

Tadeusz Stupka hat das kleinste Atelier, zeigt aber die größten Bilder. Die ausgestellten Werke stehen diesmal ganz im Zeichen des Themas Tanz und Bewegung. Gezeigt wird unter anderem eine Serie in Schwarz-Weiß, basierend auf klassischen Tänzen wie Tango, Merengue, Salsa und Walzer. Einige der Bilder könnten die Besucher früher schon einmal im Bürgerhaus Karlsfeld gesehen haben, wo Stupka einen Auftritt des Vivaldi-Orchesters im wahrsten Sinne des Wortes "untermalte". Ein Orchester wird diesmal nicht spielen. "Höchstens etwas Musik vom Computer", sagt Tadeusz Stupka und lacht.

Lilly Karsten

Lilly Karsten

Lilly Karsten hat ein Gewitter über Dachau fotografiert.

(Foto: Lilly Karsten)

Die Fotografin zeigt einen Querschnitt durch ihre Arbeiten, vom Polaroidfoto bis zum großformatigen Bild, und diese Bandbreite ist ihr auch wichtig. "Viele nehmen mich nur als Künstlerin wahr", sagt Lilly Karsten. "Manche sehen in mir aber auch nur die Auftragsfotografin." Dabei sind das für sie gar kein Widersprüche. Um künstlerisch tätig zu sein, "braucht man den Input von Menschen", sagt sie, und ihre Hochzeitsbilder zeigen auch, dass Auftragsfotografien kreativ sein können. Statt die Paare posieren zu lassen, begleitet sie sie mit der Kamera. "Das hat eher dokumentarischen Charakter."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: