Verleihung am Sonntag:Einsatz für Holocaust-Opfer

Jan-Robert von Renesse

Jan-Robert von Renesse ist promovierter Jurist und Sohn der SPD-Politikerin Margot von Renesse.

(Foto: privat)

Jan-Robert von Renesse erhält den Zivilcourage-Preis der Stadt Dachau

Der Sozialrichter Jan-Robert von Renesse hat, gegen starke Widerstände, um die Ghettorenten für Holocaust-Überlebende gekämpft. Dafür verleiht ihm die Stadt Dachau nun den Preis für Zivilcourage. "Auch unter Inkaufnahme von gravierenden beruflichen Nachteilen", so die Jury, ließ der 51-Jährige aus Nordrhein-Westfalen in seinem Einsatz für die Rechte der Holocaust-Überlebenden nicht nach.

2006 hatte der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das eine Arbeitsrente für Holocaust-Überlebende vorsieht, die in einem Ghetto gearbeitet haben. Renesse bemühte sich - im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen - intensiv um eine Umsetzung dieses Gesetzes. Von den knapp 80 000 Anträgen lehnten die Rentenversicherungen den größten Teil ab. Einzelne Klagen der Antragsteller landeten auch auf dem Tisch von Richter Renesse. Während seine Kollegen 90 Prozent dieser Klagen abwiesen, brach Renesse mit der gängigen Praxis. So urteilte er nicht alleine auf Grundlage der Akten, sondern ging den Einzelfällen nach.

Renesse flog nach Israel und sprach mit etwa 120 Holocaust-Überlebenden. In 60 Prozent der Fälle kam er zu dem Schluss, dass die Ansprüche gerechtfertigt seien. Damit galt er unter den Kollegen als Querulant und sah sich Anfeindungen ausgesetzt. Renesse, damals am Beginn seines Karriereweges, ließ sich nicht einschüchtern. Auch nachdem die anderen Richter die Bearbeitung der Ghettorenten - auf Wunsch der Rentenversicherung - gestoppt hatten, führte er seine Fälle weiter.

2010 wurde Renesse von den Ghettorenten-Fällen abgezogen. Er reichte er eine Petition an den Bundestag ein - der Durchbruch. Als Folge davon änderte der Bund 2014 das Gesetz zugunsten der Holocaust-Überlebenden. Für Jan-Robert von Renesse brachte die Petition eine Disziplinarklage "wegen Verletzung der Wahrheitspflicht in dienstlichen Angelegenheiten (...) und der Verpflichtung zu achtungs- und vertrauenswürdigem Verhalten im Dienst." Die Klage wurde erst im September 2016 eingestellt. Nach der Josef-Neuberger-Medaille und dem Janusz-Korczak-Preis erhält Renesse nun den Zivilcourage-Preis der Stadt Dachau. Mit diesem soll das Vermächtnis der Opfer der Konzentrationslager und des Widerstandes gegen das NS-Regime lebendig erhalten werden, erklärt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Der alle zwei Jahre vergebene und mit 5000 Euro dotierte Preis wird Jan-Robert von Renesse am Sonntag, 10. Dezember, bei einem Festakt im Dachauer Rathaus verliehen. Die Veranstaltung ist öffentlich und beginnt um 11 Uhr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: