Verkehrsströme:Der öffentliche Nahverkehr muss besser werden

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Der erste Teil des Gesamtverkehrsgutachtens für den Landkreis listet Stärken und Schwächen auf. Vor allem im Busverkehr muss noch viel getan werden.

Von Robert Stocker, Dachau

Der Zuzugslandkreis Dachau droht im Verkehr zu ersticken. Täglich fahren nicht nur Tausende Pendler aus dem Landkreis, sondern auch aus den benachbarten Regionen mit dem Auto nach München. Sie durchqueren den Landkreis und stehen spätestens im Nadelöhr Karlsfeld im Stau. Doch wie gelingt es, die Menschen zu einem Umstieg vom Auto auf Bus oder Bahn zu bewegen? Das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs muss noch besser werden. Der Landkreis arbeitet an einem Gesamtverkehrskonzept, in dem der Nahverkehrsplan eine entscheidende Bedeutung hat. Ein Planungsbüro erhob dafür die Daten und stellte sie im Kreistag vor.

Im Vergleich zu den Nachbarlandkreisen nimmt die Einwohnerzahl des Landkreises Dachau am stärksten zu, stellte Gesa Volpers vom Büro MVV Consulting fest. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen des Münchner Verkehrsverbunds (MVV). Außerdem nimmt die Zahl der Beschäftigten besonders in den großen Gewerbegebieten Bergkirchen, Haimhausen, Sulzemoos, Röhrmoos und Vierkirchen zu. Innerhalb des Landkreises fahren Pendler besonders häufig nach Dachau, Bergkirchen, Karlsfeld, Markt Indersdorf und Röhrmoos. Die meisten Pendler aus dem Landkreis fahren nach München (32 000 Ein- und Auspendler), in den Landkreis Fürstenfeldbruck (4000) und in den Norden des Landkreises München (3500), wo viele große Unternehmen ihren Standort haben.

Betrachtet man den Verkehr zwischen den Nachbarlandkreisen, sind die Verflechtungen mit den Landkreisen Aichach-Friedberg, Pfaffenhofen an der Ilm und der Stadt Augsburg besonders groß. Hauptverkehrsmittel ist noch immer das Auto mit einem Anteil von 37 Prozent. Ortsdurchfahrten sind - abgesehen vom Raum Karlsfeld/ Dachau - besonders im südlichen Teil des Landkreises belastet. Die Gemeinden wünschen sich deshalb Umfahrungen oder einen Kreisverkehr. In Dachau, Karlsfeld, Petershausen und Arnbach sind die Park&Ride-Plätze überlastet.

Wenige Lücken im Radnetz

Beim Radverkehr stellt das Büro MVV Consulting dem Landkreis ein gutes Zeugnis aus. Das Radwegenetz weist nur wenige Lücken auf. Die Hauptorte der meisten Gemeinden liegen in einem drei Kilometer umfassenden Umkreis der S-Bahn-Stationen, die mit dem Fahrrad gut erreichbar sind. Fast alle Bahnhöfe haben eine Bike&Ride-Anlage, doch die Kapazitäten reichen nicht überall aus.

Deutlich mehr Schwachstellen gibt es im öffentlichen Nahverkehr, wie Matthias Breuel von MVV Consulting erläuterte. Mit der S 2 Petershausen sind täglich etwa 40 000 Fahrgäste unterwegs. Ihre Zahl ist leicht rückläufig. Das hängt mit der neuen S 2 Altomünster zusammen, die jetzt täglich etwa 4000 Menschen nutzen. Seit der Elektrifizierung der Linie stieg die Zahl der Fahrgäste um 20 Prozent.

Mehr als 23 000 Fahrgäste pro Werktag sind mit den MVV-Regionalbussen unterwegs. Außerhalb von Dachau und Karlsfeld gibt es die höchsten Fahrgastzahlen auf den Linien in Richtung Odelzhausen, Haimhausen sowie zwischen Markt Indersdorf, Vierkirchen und Weichs.

Sehr gute Erschließung durch Busse

Die meisten Fahrgäste pro Werktag haben die MVV-Buslinie 710 (2355), die Stadtbuslinien 726 (2592), 720 (1984), 724 (1918), 722 (11827) und die MVG-Linie 172 (1716). Diese Linie wurde von Feldmoching über Karlsfeld bis nach Dachau verlängert. Die meisten Fahrgäste pro Fahrt haben die MVV-Linien 702 (42), 710 (39) sowie die Stadtbuslinien 720 (39) und 722 (36). Die Erschließung des Landkreises durch den öffentlichen Nahverkehr hält MVV Consulting für sehr gut. 96 Prozent aller Adressen liegen im Einzugsbereich der Haltestellen, "ein exzellenter Wert im Vergleich zu anderen Landkreisen", stellt Matthias Breuel fest.

Schlecht ist dagegen der Busanschluss an den S-Bahnhöfen Erdweg und Indersdorf. Auf der Strecke zwischen Markt Indersdorf und Röhrmoos gibt es kein Angebot des öffentlichen Nahverkehrs. Das gilt auch für viele Pendler, die in Nachbarlandkreise fahren müssen. So fehlen tangentiale Verbindungen von Dachau in den Landkreis Fürstenfeldbruck oder von Dachau nach Oberschleißheim und Garching. Von dort kann man zur S 1 und dann zum Flughafen fahren. Als Schwachstellen im öffentlichen Nahverkehr sieht MVV Consulting zu wenig vertaktete Angebote im Hinterland und Verspätungen durch eine hohe Verkehrsbelastung. Verbessert werden müssten auch der Takt der S 2 Altomünster und die Angebote in den schwachen Verkehrszeiten. Eine Busbeschleunigung hält das Büro für wünschenswert.

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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