Verkehrsgutachten soll Lösung bringen:Neuralgischer Punkt

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Über die stark belastete Kreuzung Schleißheimer-/Alte Römerstraße wird nach der Gewerbeansiedlung noch mehr Verkehr fließen. (Foto: Toni Heigl)

Die Stadt Dachau will den Verkehr an der überlasteten Kreuzung Schleißheimer- / Alte Römerstraße entzerren

Von Viktoria Großmann, Dachau

Um das Potenzial der Kreuzung Schleißheimer Straße/Alte Römerstraße richtig einschätzen zu können, hat die Stadt Dachau ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben. Das teilte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) in der Sitzung des Bau- und Planungsausschusses mit. Dies sei auch eine Reaktion auf die Bürgerversammlung in Dachau Ost, auf der sich einige Anwohner über die bereits jetzt überlastete Schleißheimer Straße beschwert hatten und kritisch fragten, wie diese Straße weiteren Verkehr durch die geplanten Gewerbeansiedlungen am Seeber-Gelände und an der Alten Römerstraße aufnehmen solle.

Für eine Abbiegerspur von der Schleißheimer in die Alte Römerstraße sei jedenfalls kein Platz. Das entgegnete Hartmann Getrud Schmidt-Podolsky (CSU). Wahrscheinlich gebe es bereits jetzt zu viele Abbiegemöglichkeiten an der Schleißheimerstraße. Auch ein Kreisverkehr lasse sich nicht realisieren. Er müsste aufgrund der Verkehrsmenge mindestens zweispurig sein - dafür ist kein Platz. Eine Unterführung scheidet ebenfalls aus. Weil die Schleißheimer Straße auch von Lkw befahren wird, müssten sehr lange Rampen angelegt werden. Auch dafür reicht die Fläche nicht. Die CSU hat nun trotzdem zur Unterstützung ihres Anliegens noch einen Antrag eingebracht, indem sie vom Stadtbauamt Vorschläge für Verbesserungsmaßnahmen an der Kreuzung einfordert. Sie soll für Fußgänger und Radfahrer querungsfreundlicher werden. Zudem soll die Ampelanlage überprüft werden sowie die Möglichkeit weiterer Fahrspuren und der Sinn des Verbots von Linksabbiegern.

Anlass dieser Überlegungen ist nicht allein der Bürgerprotest, sondern die Bebauung des Geländes zwischen Siemens- und Schleißheimer, Alte Römer- und Kopernikusstraße. Dorthin will der Automobilzulieferer Autoliv umziehen, der Sicherheitstechnik wie zum Beispiel Autogurte und Airbags herstellt. Etwa 900 Menschen sollen am neuen Standort arbeiten. Herzstück des Betriebs wird eine etwa 15 Meter hohe Halle, die sich über etwa zwei Drittel des Geländes erstreckt und in der eine bis zu 130 Meter lange Crashteststrecke erbaut werden soll. Zur Straßenseite hin könnten sich an die Halle Büroräume anschließen. Richtung Alte Römerstraße soll ein Parkhaus für etwa 520 Autos Platz finden. Es soll auch von anderen Firmen oder dem nahe gelegenen Hotel genutzt werden können. Schon aus optischen Gründen sollen diesem zur Straßenseite hin ein paar Ladenflächen oder ebenfalls Büros angeschlossen werden. An der Ecke zur Kreuzung könnte ein etwa 13 Meter hohes Gebäude entstehen, dass für Tagungen, Konferenzen und Firmenevents genutzt werden kann, ein sogenanntes Casino. Direkt an der Kopernikusstraße bleibt noch Fläche frei für andere Firmen aus der Nachbarschaft, die erweitern wollen.

So sieht es derzeit eine Machbarkeitsstudie des Münchner Büros a+p Architekten vor. Fußgänger und Fahrradfahrer sollen einen direkten Zugang zum Gelände von der Alten Römerstraße her bekommen. Sogar zwei Wege sind derzeit eingeplant. Außerdem könnten Autoliv-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz mit dem Bus bis zur Haltestelle Kopernikusstraße erreichen. Zu allen Straßenseiten hin sollen zweireihig Bäume gepflanzt werden. Für Autofahrer ist das Gelände lediglich von der Siemensstraße her erreichbar.

Der schwedisch-amerikanische Konzern stellt die Produktion an der Theodor-Heuss-Straße bis Mitte 2019 ein, will aber mit einem Technikzentrum in Dachau bleiben. Entwicklungen wie das autonome Fahren geben der Firma Auftrieb, sie machen technische Innovationen auch in der Sicherheitsausstattung nötig. Die Pläne zum Neubau wurden von den Stadträten zunächst begrüßt, waren dann aber umstritten, weil diese Art von Gewerbe der Stadt möglicherweise keine Steuereinnahmen bringt. Im September kündigte Autoliv zunächst an, das Technikzentrum bereits Ende 2020 beziehen zu wollen und bekräftigte im Dezember seine Verbundenheit mit dem Standort Dachau. Dem nun vorgestellten Vorschlag stimmte der Bau- und Planungsausschuss zu. Die Grünen lehnen eine Bebauung der Flächen grundsätzlich ab.

© SZ vom 06.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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