Verkehr:Probleme mit Bussen reißen nicht ab

Buslinie 708

Die Busse kommen zu spät oder halten nicht an: Auf der Linie 708 gibt es noch immer Probleme.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Seitdem ein Münchner Unternehmen Linien im Landkreis bedient, kommen Kinder zu spät zur Schule. Jetzt kündigt das Landratsamt Vertragsstrafen an.

Von Robert Stocker, Dachau

Seit fast vier Wochen bedient das Münchner Großunternehmen Geldhauser die Buslinien 708, 723, 725 und 727. Doch der Betrieb läuft noch immer nicht reibungslos. Während es in den ersten Tagen nach der Übernahme auf allen Linien Probleme gab, konzentrieren sich jetzt die Beschwerden auf die Linie 708. Busse fahren an Haltestellen vorbei oder kommen nicht rechtzeitig an, so lauten die Klagen von Schülern und Eltern. Viele Kinder kämen deshalb zu spät zur Schule. Das Landratsamt will weiter Druck auf das Unternehmen machen. Die Behörde hat Vertragsstrafen angekündigt. "Wir erwarten, dass diese Dinge abgestellt werden", sagt Albert Herbst, zuständig für den Öffentlichen Nahverkehr.

Das Busunternehmen Geldhauser wollte die Weihnachtsferien dazu nutzen, die Fahrer zu schulen und mit den Strecken besser vertraut zu machen. Am ersten Schultag nach den Ferien lief der Betrieb reibungslos. "Ich dachte, wir sind überm Berg", erinnert sich Herbst. Auch die Vierkirchnerin Susanne Heinzinger freute sich, dass ihre beiden Töchter pünktlich am Gymnasium und an der Realschule in Indersdorf ankamen. Wie früher, als das Busunternehmen Heigl die Strecke bediente, hielten zwei Busse an der Haltestelle in Rettenbach an. Schon einen Tag später gab es wieder Probleme. "Meine Kinder kamen wieder zehn bis 15 Minuten zu spät an der Schule an", sagt Heinzinger. Ein Bus fuhr an der Haltestelle in Rettenbach vorbei, obwohl das Landratsamt Anweisung gab, dass beide Busse in Rettenbach halten sollen. "Das ist zwar im Fahrplan nicht vorgesehen, aber wegen Kapazitätsproblemen nötig", sagt Herbst. Dass es nicht geklappt hat, kann er sich nicht erklären. "Ich habe noch keine Rückmeldung von Geldhauser." Laut Heinzinger standen auch an weiteren Haltestellen viele Kinder, an denen offenbar Busse vorbeifuhren. "Der letzte Bus wollte dann alle mitnehmen, doch das klappte nicht."

"Die Kinder müssen das ausbaden"

Auch am Montag erreichten Herbst wieder Beschwerdeanrufe. An diesem Tag kamen die Töchter von Susanne Heinzinger wieder nicht rechtzeitig in der Schule an, weil der Bus Verspätung hatte. "Eine Tochter schreibt am Mittwoch in der ersten Stunde eine Schulaufgabe", sagt Heinzinger. Das Mädchen müsse sich Sorgen machen, wieder zu spät zu kommen. "Die Kinder müssen das ausbaden", sagt die Mutter. Das Landratsamt will weiter Druck auf das Unternehmen ausüben und Vertragsstrafen verhängen - weil neue Busse nicht rechtzeitig eingesetzt wurden und es Mängel bei Fahrzielanzeigen gab. "Nicht erbrachte Leistungen werden wir nicht vergüten", sagt Albert Herbst. Das Landratsamt hat die Regierung von Oberbayern als Konzessionsbehörde gebeten, auf Geldhauser ebenfalls einzuwirken.

Kreisrat Michael Reindl (Freie Wähler) hat Landrat Stefan Löwl (CSU) jetzt erneut gebeten, eine vorzeitige Kündigung der Verträge mit dem Unternehmen Geldhauser zu prüfen. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Kreistag schlägt außerdem vor, bei öffentlichen Ausschreibungen alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, damit unzuverlässige Unternehmen bei der Auftragsverteilung nicht zum Zuge kommen. "Eine Kündigung der Verträge ist für uns derzeit keine Option", sagt Herbst. Man müsse Geldhauser noch Zeit geben, die Mängel zu beheben. Auch der Widerruf der Konzession ist aus seiner Sicht noch nicht möglich. Das Unternehmen arbeite auf vielen anderen Linien zuverlässig. "Ich gehe davon aus, dass es nicht so weit kommt." Es sei aber keine Frage, dass die Interessen der Fahrgäste gewahrt werden müssten. Eine Kündigung der Verträge sieht er skeptisch. "Wenn wir ein anderes Unternehmen beauftragen, kann es wieder Anlaufprobleme geben."

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