Verkehr:Ein Parkhaus für 600 Autos

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Augustenfeld aus der Vogelperspektive, im Hintergrund Bahnhof und Altstadt: Hier soll ein neues Wohngebiet entstehen, das Bahnhofsparkhaus ist Teil des Bebauungskonzepts. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die CSU-Fraktion setzt sich mit ihrer Forderung nach möglichst vielen Stellplätzen am Dachauer Bahnhof durch: Die geplante Garage soll teilweise mehr als 23 Meter hoch werden. Unklar ist aber immer noch, wer sie betreiben soll.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Mindestens 600 Autos sollen einmal im Parkhaus am Dachauer Bahnhof Platz haben, das die Stadt nun plant. Damit hat sich die CSU-Fraktion mit ihrem Wunsch nach möglichst vielen Stellplätzen durchgesetzt. Noch vor wenigen Monaten hatte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) von etwa 400 Plätzen gesprochen. SPD und Grüne wollten auch im Umwelt- und Verkehrsausschuss dem CSU-Antrag nicht zustimmen. Auch aus Kostengründen. Peter Strauch (CSU) wies jedoch darauf hin, dass durch das Fahrradparkhaus - das auch die CSU befürwortete - sehr viele Parkplätze verloren gegangen seien. Das müsse ausgeglichen werden. Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) hingegen erinnerte an die 100 Parkplätze, die im benachbarten Kino entstehen sollen und die tagsüber für jeden nutzbar sein sollen. Zudem sind die Ausdehnungen des Baus umstritten - für die Anwohner bedeutet ein Parkhaus nicht nur Verkehrslärm, sondern möglicherweise auch erheblichen Schattenwurf. Abgesehen von der Einschränkung des Ausblicks.

Die SPD hat einen guten Grund, bereits jetzt an die Kosten zu denken. Das Parkhausprojekt hat einen erheblichen Mangel: Es gibt noch keinen Betreiber. Es ist völlig offen, ob ein privater Betreiber oder die Stadtwerke Dachau das Parkhaus übernehmen wollen. Die Stadt stellt derzeit lediglich den Bebauungsplan für die Ostseite des Bahnhofs auf. Zum Umgriff gehört auch die Fläche für das neue Multiplex-Kino, dass die Betreiber des Cinema Dachau im Gewerbegebiet, an dieser Stelle neu eröffnen wollen.

"Dass wir über das Parkhaus hier diskutieren, heißt noch lange nicht, dass es auch gebaut wird", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann. Entscheidend sei, wer es bezahlt. Die Idee zum Parkhaus am Bahnhof ist naheliegend und sie ist auch schon alt. Bereits in den Neunzigerjahren fing man an, sich darüber Gedanken zu machen. Von 800 Stellplätzen ging man aus. Damals sollten auch noch Büros in der Nähe entstehen. Doch die Flächen gehörten noch der Bahn. Heute sind sie im Besitz der Stadt, aber die Planungen gingen dennoch nicht voran. Im Juni 2011 wurden Pläne für ein fünfstöckiges Gebäude mit 700 Stellplätzen und einer Lärmschutzwand zurückgestellt. Mittlerweile wurde nämlich ganz Augustenfeld neu überplant. Ein neues Wohngebiet soll entstehen, Bürger wurden befragt, das Parkhaus wurde Teil des Gesamtplans.

Viel Fläche bleibt den Planern nicht

Im Laufe der Jahre haben sich auch politische Haltungen dazu verändert. "15 Jahre habe ich gegen das Parkhaus gewettert", sagt Verkehrsreferent Koch. "Aber heute sehe ich ein, wir brauchen es." Einfacher sind die Planungen über die Jahre allerdings nicht geworden. Klar ist, dass Autofahrer das Parkhaus direkt von der Schleißheimer Straße aus erreichen sollen. Der Eingang wird in etwa gegenüber der Friedenstraße liegen. Bernhard Sturm (Bündnis) warnte eindringlich vor der Gefahr, dass ein Stau- und Unfallschwerpunkt direkt hinter der Bahnunterführung entstehen könnte. Gerade Radfahrer, deren schmale Radwege dort kreuzen, seien davon betroffen. Ganz so dramatisch wollte das aber nicht einmal der Verkehrsreferent sehen. OB Hartmann wies darauf hin, dass die entstehende Kreuzung Ampeln erhalten werde.

Schwierig wird es auch, die Anwohner zu schützen. Viel Fläche bleibt den Planern nicht, um den Baukörper hin und her zu schieben. Die CSU hätte das Parkhaus gern teilweise unter die Erde gelegt, doch das ist teuer. Zudem will sie die Zufahrten einhausen, um den Lärm fernzuhalten. Die Wand hin zur östlich angrenzenden Wohnbebauung soll aus Schallschutzgründen komplett geschlossen werden. Schön wird das nicht aussehen. Das Bauamt formuliert in der Sitzungsvorlage optimistisch, "Fassadenbegrünung soll einen möglichst guten und verträglichen optischen Eindruck erreichen".

Wenn nun mindestens 600 Stellplätze oberirdisch geschaffen werden sollen, wird das Parkhaus zumindest teilweise fast so hoch wie das Kino, das eine Höhe von mehr als 23 Metern erreichen soll. Die Planungskosten in Höhe von etwa 100 000 Euro trägt die Stadt. Alles weitere hängt vom zukünftigen Betreiber ab.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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