Verdichtung im Zentrum:Schwabhausen wird städtischer

Verdichtung im Zentrum: Die Simulation des Volksbank-Projekts gegenüber dem Rathaus zeigt die Dimension des Baukörpers in der Ortsmitte.

Die Simulation des Volksbank-Projekts gegenüber dem Rathaus zeigt die Dimension des Baukörpers in der Ortsmitte.

(Foto: Gemeinde Schwabhausen/oh)

In der Ortsmitte soll ein Komplex aus mehrstöckigen Häusern entstehen - die CSU kritisiert die Bebauung als zu massiv.

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Das Ortsbild von Schwabhausen dürfte sich stark wandeln: An zentraler Stelle, gegenüber dem Rathaus an der Münchner Straße, will die Volksbank-Raiffeisenbank Dachau ein Gebäudeensemble aus vier mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshäusern mit einer Gesamtfläche von ungefähr 2900 Quadratmetern errichten und damit den 3300 Quadratmeter großen Baugrund maximal nutzen. Bereits im vergangenen Jahr zeichnete sich ab, dass keineswegs alle Schwabhausener mit dem Vorhaben in der geplanten Form einverstanden sind. Vorbehalte kamen und kommen aus der CSU-Fraktion im Gemeinderat, aber auch aus der Bevölkerung. Ein besonders heftiger Kritiker, der frühere CSU-Sprecher im Gemeinderat Heinrich Loderer, erwägt ein Bürgerbegehren gegen die Pläne.

Die Mehrheit des Gemeinderats sprach sich bereits 2016 für den Entwurf des Indersdorfer Architekturbüros Putke, Rabl und Lorenz aus und damit für eine massive innerörtliche Verdichtung. Schwabhausen soll anscheinend städtischer werden. Jetzt ging es im Gemeinderat nur noch um die Behandlung der Stellungnahmen, die nach einer zweiten Auslegung der Pläne zu einigen Änderungen eingegangen waren. So lehnt der Bund Naturschutz der Gemeinde die Bebauungsdichte ab. Er mahnt vor allem die Höhe der Gebäude im Osten der Baufläche an. Sie sei zu reduzieren. Vertreter der CSU, wie Georg Hillreiner und Florian Scherf, unterstützen die Forderung ausdrücklich. Zusätzlich wollen die Naturschützer erreichen, dass Mauern und Zäune so gestaltet werden, dass sie für Kleinsäuger durchlässig sind.

Dagegen lehnte das für das Bebauungsplanverfahren Landshuter Büro EGL eine erneute Diskussion um die grundsätzlichen Planungsinhalte ebenso ab wie Bürgermeister Josef Baumgartner (Freie Wähler). "Wir haben hierüber bereits abgestimmt", sagte Baumgartner, "es gibt keine neuen Erkenntnisse". Die Dichte der Bebauung sei weder vom Landratsamt noch von der Regierung von Oberbayern kritisiert und das Konzept von den Fachstellen ausdrücklich befürwortet worden. An den Bund Naturschutz gerichtet, sagte EGL-Mitarbeiter Eckard Emmel: "Wir sind hier im innerörtlich verdichteten Bereich." Er bewertete die Frage der Zaundurchlässigkeit als "nicht relevant".

Das Bauprojekt stößt auf großes Interesse in der Bevölkerung

Dem CSU-Gemeinderat Florian Scherf missfallen die Abstandsflächen im Norden. Er befürchtet, dass die Nachbarn in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt würden. Das hohe Gebäude könnte deren Häuser und Wohnungen verschatten. Scherf hatte eine Überprüfung durch die Kommunalaufsicht gefordert. Bei der Debatte über seinen Einwand verwiesen Rathausverwaltung und Gemeinderäte auf eine eigens erstellte Studie über die zu erwartende Verschattung. Fachstellen hätten sich eigens mit ihr befasst und einen Rechtsanwalt einbezogen. Die Planung sei demnach als "verträglich und städtebaulich angemessen" einzustufen. Scherf blieb bei seiner Kritik, was ihm vom Kollegen Hans Bopfinger (Freien Wähler) den scharfen Rüffel eintrug, er, Scherf, fühle sich offenbar "schlauer als die Juristen vom Landratsamt".

Die große Anzahl an Besuchern auf der Gemeinderatssitzung lässt vermuten, dass das Bauprojekt in der Bevölkerung zumindest umstritten ist. Einer der schärfsten Gegner, der frühere CSU-Gemeinderat Heinrich Loderer, hatte in seinen offiziell vorgetragenen Einwendungen festgehalten, "dass die architektonischen Ansprüche einer ansprechenden Ortsmitte nicht erfüllt werden". Loderer hatte seine Kritik im Zuge der für Bebauungspläne gesetzlich vorgeschriebenen Bürgerteilung geäußert. Der SZ sagte er, dass ihn vor allem das Gebäude im Osten störe. Er habe eine Länge des Baukörpers von mehr als 22 Metern errechnet. Es sei zehn Meter hoch. Der Abstand zum Gehweg betrage bloß 1,50 Meter: Er ärgert sich: "Die ganze Ortsmitte wird verschandelt." Auch Details wie das seiner Ansicht nach fehlende Grün prangerte er an. Es könnten keine "normalhohe Bäume" gepflanzt werden. Nicht ausreichend geklärt sei die Frage einer Linksabbiegerspur auf der Münchner Straße, die vom Straßenbauamt für nicht nötig gehalten werde. Loderer spricht von einer "Zumutung, mitten im Ort ein so gewaltiges Vorhaben" zu planen. "Ich lasse das so nicht stehen", sagte er. In einem Bürgerbegehren sieht er eine Option, um das Projekt noch zu verhindern.

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