Ungeklärte Verbrechen:Aktenzeichen DAH ungelöst

Ungeklärte Verbrechen: Immer noch verschwunden: Die historische Eisentür mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" wurde im November 2014 gestohlen.

Immer noch verschwunden: Die historische Eisentür mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" wurde im November 2014 gestohlen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Wer hat den Rentner in seinem Haus in Dachau überfallen? Wer die Bank in Wiedenzhausen? Die Polizei verfolgt hartnäckig die Verbrechen im Landkreis, auch wenn sich der schnelle Erfolg nicht immer einstellt.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Polizei in Dachau und Fürstenfeldbruck können eine gute Aufklärungsquote vorweisen. So wurde einer der Täter, die am 9. August eine Apotheke in Karlsfeld überfallen hatten, bereits wenige Tage später geschnappt. Und erinnert sei auch an die rasche Aufklärung des Erdweger Mordfalls. Dennoch gibt es immer wieder Kriminalfälle, die sich gar nicht oder erst spät aufklären lassen. Die Ermittler bleiben an den Fällen dran und arbeiten hartnäckig an ihrer Aufklärung. Die Dachauer SZ hat eine Reihe bislang ungelöster Fälle aus dem Jahr 2016 aufgelistet. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck hofft noch auf Hinweise aus der Bevölkerung. Sie können unter der Telefonnummer 08141/612-0 abgegeben werden.

Rentner brutal überfallen

In der Nacht von Mittwoch, 13. Juli, auf Donnerstag, 14. Juli, wurde ein Rentner in seinem Haus in Dachau-Süd brutal überfallen und ausgeraubt. Die Bewohner von Dachau-Süd versetzte der Vorfall in Angst, es verbreitete sich ein Gefühl der Unsicherheit. Die Dachauer Polizei reagierte bestürzt: "Wir können uns an keinen Vorfall dieser Brutalität erinnern", so sagte ein Sprecher. Der bislang unbekannte Täter schlug gegen 2.20 Uhr mit einem Stein ein Loch in die Scheibe der Terrassentür und gelangte so in das Einfamilienhaus in der Hermann-Stockmann-Straße. Dann weckte der Einbrecher den Rentner auf und bedrohte ihn mit einem Messer. Er zwang ihn, mit durchs Haus zu gehen und Wertgegenstände auszuhändigen. Dabei schlug er ihn mehrmals mit dem Griff des Messers gegen den Kopf. Der Täter hielt sich laut Opfer mindestens eine Stunde im Haus auf. Dann flüchtete er mit mehreren hundert Euro Bargeld in unbekannter Richtung. Eine sofort eingeleitete Fahndung verlief ergebnislos. Bis in den späten Nachmittag hinein waren Fahnder der Spurensicherung beschäftigt. Der 75-jährige Mann trug leichte Verletzungen davon. Die Kripo Fürstenfeldbruck beschrieb den Mann als etwa 1,73 Meter groß, 65 Kilogramm schwer, dunkelhäutig; er trug eine graue Windjacke und sprach in schlechtem Englisch. In der Nähe des Tatorts könnten ortsfremde Personen oder Fahrzeuge in verdächtiger Art und Weise aufgefallen sein, so teilte die Polizei mit.

Bank überfallen

Am Mittwoch, 7. August, betrat um kurz nach 11 Uhr ein vermummter Mann die Bankfiliale an der Hauptstraße in Wiedenzhausen. Er forderte mit vorgehaltener Pistole Geld von einer Bankangestellten. Die Frau flüchtete in einen gesicherten Nebenraum und löste Alarm aus. Der Täter floh ohne Beute. Weil der Mann eine dunkle Wollmütze mit Schild tief ins Gesicht gezogen hatte, gab es wenige Hinweise zu seinem Aussehen. Es soll sich um einen jungen Mann handeln, von kräftiger Statur, etwas 1,75 bis 1,80 Meter groß, nicht älter 30 Jahre. Er sprach Deutsch ohne vernehmbaren Akzent. Ein Passant sah den Täter in einem dunklen Kombi mit Münchner Kennzeichen wegfahren. Die Polizei leitete sofort eine Großfahndung mit Helikopter und Suchhund ein.

Schnellrestaurant ausgeraubt

Zwei maskierte Männer drangen am Dienstagabend, 9. August, über den Hintereingang in das Schnellrestaurants Subway in der Münchner Straße 37 in Dachau ein. Bereits nach Ladenschluss, gegen 23.25 Uhr, bedrohten die mit Sturmhauben maskierten Täter drei noch anwesende Angestellte mit einer Schusswaffe und versprühten Pfefferspray. Dabei forderten sie die Herausgabe von Bargeld. Mit mehreren hundert Euro Beute und den Handys von zwei Restaurant-Mitarbeitern flüchteten die Räuber in unbekannte Richtung. Das Pfefferspray verletzte die drei Opfer leicht. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung mit zahlreichen Kräften der Polizeiinspektion Dachau und benachbarter Dienststellen wurden die flüchtigen Täter nicht gefasst. Die Polizei stellte in der Straße Am Oberanger in Dachau einen Handschuh und eine Münzrolle sicher, die vermutlich im Zusammenhang mit dem Überfall stehen. Der erste Täter wird als 1,80 bis 1,85 Meter groß beschrieben, soll 20 bis 25 Jahre alt und von kräftiger bis dicker Statur sein. Er trug eine graue Jogginghose, eine schwarze Lederjacke, schwarz-weiße Schuhe, eine schwarze Sturmhaube und führte die Schusswaffe mit sich. Der zweite Täter soll kleiner und schmächtiger sein. Er war mit einer schwarzen Jogginghose, schwarzer Oberbekleidung, schwarz-weißen Schuhen und einer blauen Sturmhaube bekleidet. Er versprühte das Pfefferspray. Die Täter redeten untereinander in einer nicht bekannten Sprache.

Wachmann niedergeschlagen

Ein 27-jähriger Mitarbeiter einer Security-Firma wurde am Mittwochabend, 27. Juli, im Markt Indersdorfer Gewerbegebiet von einem unbekannten Täter bewusstlos geschlagen und ausgeraubt. Der Angriff erfolgte hinterrücks zwischen 19.45 Uhr und 20 Uhr. Passanten fanden den Verletzten ohnmächtig am Boden liegend. Neben dem Opfer lag seine leere Geldbörse, aus der das Bargeld gestohlen wurde. Der verletzte 27-Jährige musste mit Hämatomen am Kopf ins Krankenhaus gebracht werden. Eine Personenbeschreibung des Täters lag nicht vor.

17-Jähriger ausgeraubt

Zwei bislang unbekannte Männer überfielen am Sonntagabend, 31. Januar, einen 17-jährigen Vierkirchner im Ortsteil Esterhofen. Gegen 21.20 Uhr hatte der Jugendliche bei einer Bank Geld abgehoben und war dabei von den Männern vermutlich beobachtet worden. Auf dem Fußweg nach Hause wurde der 17-Jährige im Ignaz-Taschner-Weg überfallen und leicht verletzt. Einer der Täter packte den Jugendlichen am Jackenkragen und versetzte ihm gleichzeitig einen Faustschlag ins Gesicht. Der Mann forderte den Jugendlichen auf, das abgehobene Geld herauszugeben. Der 17-Jährige stieß dem Angreifer die Spitze seines geschlossenen Regenschirms ins Gesicht oder gegen den Hals. Die Täter flüchteten ohne Beute. Eine von der Polizeiinspektion Dachau sofort eingeleitete Fahndung in der Umgebung verlief ohne Erfolg.

Gefährliches Flugobjekt

Eine Beinahe-Kollision zwischen einer Drohne und einem Airbus sorgte am 4. August deutschlandweit für Aufsehen. Gegen 19 Uhr bemerkte ein Lufthansa-Pilot etwa 1000 Meter über Schwabhausen beim Landeanflug auf den Münchner Airport einen Multikopter mit vier Rotoren. Das orange-blaue Fluggerät mit einem Durchmesser von etwa 50 Zentimetern befand sich auf gleicher Höhe, nur zehn Meter von der rechten Flügelspitze entfernt. Der Airbus A321 der Lufthansa war mit 108 Passagieren voll besetzt. "Man muss sich nur mal vorstellen, die wäre in ein Triebwerk gekracht", sagte Markus Wahl von der Pilotenvereinigung Cockpit. Seit Anfang 2015 wurden der Deutschen Flugsicherung, kurz DFS, deutschlandweit 30 Drohnen-Sichtungen an Flughäfen gemeldet; der Multikopter über Schwabhausen war der erste Vorfall dieser Art am Münchner Flughafen. Der Pilot der Drohne ist bis heute unbekannt.

Schändlicher Diebstahl

Der Diebstahl der Eisentür mit der zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" ist bis heute ein Mysterium, auch die Fernsehsendung Aktenzeichen XY konnte im Januar 2015 nicht zur Aufklärung beitragen. Die Tür, die laut Gedenkstättenleitung vermutlich ein Original war, gehörte zum Jourhaus, dem historischen Eingang zum früheren Lager. Unbekannte Täter hatten es in der Nacht vom 1. auf den 2. November 2014 gestohlen. Mindestens zwei Täter waren laut Polizei zwischen Mitternacht und 5.30 Uhr über das Sicherheitstor vor dem Jourhaus geklettert. Sie hoben die gut 100 Kilogramm schwere Eisentür aus den Angeln, hievten sie über ein Außentor und luden sie dann wohl in ein Fahrzeug. Bis heute fehlt von den Dieben jede Spur - und ebenso von der Tür, die wenige Monate später durch eine Kopie ersetzt wurde. Gleich nach der Tat durchkämmten Beamte der Bereitschaftspolizei Dachau die angrenzenden Wiesen und Wälder. Die Ermittler durchforsteten die Daten von Verkehrskontrollen und Blitzampeln. Polizeitaucher suchten Dachaus Flüsse und Bäche ab. Außerdem sicherten sie Überwachungsbänder von Tankstellen und Firmen in der Umgebung der Gedenkstätte. Die Hinweise aus der Bevölkerung führten alle ins Leere. Die DNA-Spuren auf Zigarettenstummeln am Tatort konnten einem Pärchen zugeordnet werden, die laut Manfred Frei von der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck aber als Täter nicht infrage kommen. Die DNA von Hautabschürfungen am Außentor, über das die Tür gehievt wurde, ergaben bislang keine Treffer. Frei geht davon aus, dass der Diebstahl rechtsmotiviert war, aber nicht aus dem "örtlichen Umfeld". Für entscheidende Hinweise wurde eine Belohnung von insgesamt 10 000 Euro ausgelobt. Der Fall löste weltweit politischen Wirbel aus. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte eine rasche Aufklärung, die israelische Gedenkstätte Yad Vashem sprach von einem Angriff auf die Erinnerung an den Holocaust.

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