Umwelt:Vom Feld in die Stadt

Schwalbenkinder werden von ihrer Mutter auf einem Telefonmast in Devon gefüttert

Eine Schwalbe füttert ihr Kleines auf einer Stromleitung. Ihr Lebensraum wird auch im Landkreis immer enger.

(Foto: oh)

Lebensräume der Vögel verschieben sich

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Wenig Überraschungen und langfristige Trends, die sich bestätigen: Das ist das Ergebnis der Stunde der Gartenvögel im Landkreis Dachau. Wie schon in den vergangenen Jahren wurde bei der Mitmachaktion des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) der Haussperling am häufigsten in den Gärten gesichtet. Auch die Amsel zählte wie gewohnt zu den drei bestplatzierten Vogelarten. Zum ersten Mal war aber in diesem Jahr auch der Feldsperling unter ihnen. 203 Mal und damit deutlich häufiger als in den letzten beiden Jahren wurde der Verwandte des Haussperlings gezählt. Für Hartmut Lichti, Schriftführer der LBV-Kreisgruppe Dachau, bestätigt sich damit, dass sich die Lebensräume vieler Vögel auch im Landkreis von den Feldern in die Siedlungen verschieben.

Der Grund dafür: Die Vögel finden auf Feldern und Wiesen immer weniger Nahrung. Monokulturen spielen dabei eine Rolle. "Auf Mais- und Getreideäckern gibt es zu wenige Insekten", sagt Lichti, "dort fehlt die Vielfalt." Die Fülle an Pflanzen und Tieren, wie sie auf naturbelassenen Wiesen vorkommt, ist dort schon von vorneherein nicht vorhanden. Dünger und Pflanzenschutzmittel tun ihr Übriges. "Dort sind dann nur noch sehr wenige Insekten zu holen", sagt Lichti. Die Vögel müssen sich andere Nahrungsquellen suchen - zum Beispiel Gärten. Lichti appelliert deshalb an Gartenbesitzer, auf Gift und künstlichen Dünger zu verzichten, um den Lebensraum der Tiere nicht noch mehr zu beschneiden.

Doch ausgeräumte Felder sind nicht das einzige Problem. Auch Flächenversiegelung und Bebauung schaffen weitere Grenzen für die Tiere. Und die Bauweise hilft nicht gerade: "Die Bauernhöfe werden weniger, an ihre Stelle treten Mehrfamilienhäuser", sagt Lichti. "Da gibt es dann statt einem großen Garten vielleicht noch einen Rasenflecken mit einer Thujahecke." Innerhalb der Ortschaften fallen frei bewachsene Flächen zunehmend weg, werden gepflastert oder asphaltiert. "Es wird immer mehr versiegelt und geputzt", sagt Lichti, "da liegt dann oft kein Körnchen mehr herum." Für Schwalben hat die Versiegelung besonders schwerwiegende Folgen. "Wenn ein Feldweg asphaltiert wird, fallen Lehmpfützen weg", erklärt Lichti, "Schwalben brauchen aber solche Stellen, um Material zum Kitten ihrer Nester zu finden." Auch deshalb ist die Zahl der Mehlschwalben in Bayern in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Doch die Vogelschützer machen dafür noch andere Gründe fest. Denn Schwalben sind Gebäudebrüter. Sie bauen ihre Nester an Hauswänden, unter Dachvorsprünge und in Nischen. Werden Häuser renoviert oder Nester aus Sorge um verdreckte Fassaden sogar mutwillig entfernt, haben die Schwalben keine Chance. Das geschieht laut LBV immer häufiger - obwohl die Nester gesetzlich geschützt sind und ihre willkürliche Entfernung illegal ist. Doch ganz so schlimm, sagt LBV-Experte Lichti, sei die Lage im Landkreis nicht. Tendenziell würden die Schwalben zwar auch hier immer weniger. Es gehe ihnen aber immer noch vergleichsweise gut, wie anderen auch: "Die finden hier schon noch ihre Nischen."

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