Umstrittene Stelen:Kunststreit in Haimhausen

Der Bildhauer Wolfgang Sand hat für die Gemeinde fünf Stelen entworfen, die am Kreisel am Kramer Kreuz aufgestellt werden sollen. Doch sie erregen die Gemüter der Bürger.

Robert Stocker

"Hier sehen Sie das Corpus delicti", sagt Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) und deutet auf die Modelle von fünf Skulpturen, die hinter Glas im Rathaus-Foyer stehen. Die Plastiken im Miniformat sind eine Arbeit des bekannten Haimhausener Bildhauers Wolfgang Sand, den die Gemeinde beauftragt hat, ein Kunstwerk für den Kreisverkehr Kramer Kreuz zu entwerfen.

Umstrittene Stelen: Die Stelen des Bildhauers Wolfgang Sand sollten am Kreisverkehr am Kramer Kreuz aufgestellt werden.

Die Stelen des Bildhauers Wolfgang Sand sollten am Kreisverkehr am Kramer Kreuz aufgestellt werden.

(Foto: joergensen.com)

Der Bürgermeister hat die Modelle ganz bewusst im Eingangsbereich des Rathauses platziert, damit sich Besucher ein Bild von den umstrittenen Skulpturen machen können. Seitdem Sand die Modelle im Gemeinderat vorgestellt hat, bewegen die geplanten Skulpturen viele Gemüter - Kunst im öffentlichen Raum löst häufig Diskussionen aus, weil sie das Ortsbild mitprägt. Und weil sich über Kunst respektive Geschmack trefflich streiten lässt.

Nachdem eine Zeitung über das geplante Kunstwerk berichtet hatte, füllten sich die Leserbriefspalten mit Reaktionen. Wie es so ist bei Diskussionen um Kunst: Einige Leser hießen das Kunstwerk gut, andere gaben ihr Missfallen kund, dass für die Stelen Eichen gefällt werden müssten, Alteingesessene mokierten sich darüber, dass diese Art von Kunst nur "Zuagroasten" gefalle.

Tatsächlich sind die Skulpturen relativ abstrakt, deren Bedeutung sich dem Betrachter nicht sofort erschließt. Nach Aussage des Künstlers sollen die Plastiken wichtige Bereiche Haimhausens symbolisieren - die Entwicklung der landwirtschaftlichen Gemeinde zu einem modernen Wohnort, die regenerative Energieversorgung, die Internationale Schule und den alten Künstlerort, für den ein weiblicher Torso steht.

Bisher hat die Gemeinde nur das Urheberrecht von dem Künstler erworben. Einen Auftrag für den Bau des Kunstwerks hat der Bildhauer noch nicht erhalten. Und der wird wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen. Laut Bürgermeister Peter Felbermeier sind die Kosten für das Kunstwerk im Entwurf für den nächsten Haushaltsplan nicht vorgesehen.

"In den nächsten zwei Jahren sehe ich kein Land dafür", sagt Haimhausens Bürgermeister. Außerdem gibt es Diskussionen über den Standort. Felbermeier selbst zeigt sich inzwischen skeptisch, ob sich der Kreisverkehr am Kramer Kreuz für das Kunstwerk eignet.

Die Skulpturen machten ohne Erläuterungstafeln keinen Sinn, weil der Betrachter sonst nicht wisse, was der Künstler damit ausdrücken wolle. Doch für solche Tafeln sei im Kreisverkehr kein Platz. Felbermeier könnte es sich vorstellen, die Skulpturen neben dem Kreisverkehr zu platzieren, dort, wo sich schon eine andere Skulptur befindet, die den Titel "Zeitlos" trägt.

"Dann hätten wir einen Kunstpark Haimhausen Südost. Ob der Standort am Kramer Kreuz optisch sinnvoll ist, weiß ich nicht", sagt der Bürgermeister. "Vielleicht sollten wir einen ganz anderen Standort ins Auge fassen, zum Beispiel vor dem Rathaus. Und optimal wäre es, wenn wir einen Sponsor fänden."

"So ein Kunstwerk muss man sich leisten können, und derzeit haben wir nicht das Geld dafür", sagt Geschäftsleiter Otto Felkel, der kunstgeschichtlich bewandert ist. "Kunst ist immer strittig. Als Michelangelo die Entwürfe für die Sixtinische Kapelle vorlegte, gab es zunächst auch Ärger."

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