Umfrage:Note Drei für die Münchner Straße

Die CSU-Stadtratsfraktion legt das Ergebnis einer Umfrage zum einspurigen Umbau der Hauptverkehrsader in Dachau vor.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Eine insgesamt nur mittelmäßige Zufriedenheit mit dem Umbau der Münchner Straße hat die Dachauer CSU-Stadtratsfraktion bei einer Umfrage unter Passanten festgestellt. Anfang August war der mehrspurige Straßenabschnitt zwischen Brücke und der Kreuzung mit der Bahnhofstraße durch neue Markierungen einspurig geworden, es wurden Verkehrsinseln aufgestellt und Schutzstreifen für Radler markiert. Ein Jahr lang soll die Regelung zunächst auf Probe gelten. Die Stadträte im Verkehrsausschuss hatten den Beschluss vor fast einem Jahr einstimmig gefasst.

Am wenigsten zufrieden scheinen die Radfahrer zu sein

Aus der recht knappen Umfrage, welche die CSU im Oktober gemacht hat, ergibt sich, dass vor allem Fußgänger froh sind über die Veränderung. Sie fühlen sich deutlich sicherer und finden die Münchner Straße als Einkaufsmeile attraktiver. Die Stadträte hatten an einem Freitag im Oktober für fünf Stunden am Morgen und Vormittag einen Infostand aufgebaut und Fragebögen ausgegeben, 97 von insgesamt 105 konnten ausgewertet werden, so teilt die Fraktion mit. Die Passanten wurden gebeten, Schulnoten von 1 bis 6 zu verteilen. Demnach erhält die Straße insgesamt von den Befragten eine Note 3 - befriedigend. Am wenigsten zufrieden scheinen ausgerechnet die Radfahrer zu sein, die neben den Fußgängern, eigentlich am meisten profitieren sollten. Sie gaben an, sich auf der Straße sogar unsicherer als vorher zu fühlen. Im Gespräch hätten einige erklärt, den Schutzstreifen nicht benutzen zu wollen, weil sie dort übersehen würden. Vor allem von Fahrern, die ihre Autos rückwärts ausparken. Einige schlugen vor, den Radweg direkt neben dem Fußweg, rechts von den parkenden Autos anzubringen.

Eigentlich hätte die CSU diese Umfrage nicht machen müssen, denn das Experiment wird von der Stadt überwacht. Vor dem Umbau war für eine Woche das Verkehrsgeschehen und das Verhalten der Fahrer und Fußgänger auf Video festgehalten worden. Dasselbe soll auf der neu markierten Strecke passieren. Zudem will die Stadt im Frühjahr die Bürger genau befragen, auch die Geschäftsleute werden angehört.

Florian Schiller, Vorsitzender der CSU-Fraktion, erklärt, die CSU habe sich selbst ein Bild machen wollen, im Frühjahr will die Fraktion eine zweite Umfrage machen. Wenn sich die Leute mehr an die Neuerung gewöhnt und verschiedene Witterungen erlebt hätten. Schiller hebt ein weiteres Ergebnis der CSU-Umfrage hervor: Viele hätten ungefragt im Ergänzungsfeld des Fragebogens eine Umgehungsstraße gefordert. "Jeder Vierte!", sagt Schiller. Das sind zwar nicht mal 25 Leute, doch für Schiller ist es Anlass genug, umso stärker für den Bau einer Ost- und Nordumfahrung einzutreten.

Kein klares Meinungsbild bei den Händlern

In der letzten Stadtratssitzung des vergangenen Jahres war die CSU mit einer Forderung nach Mitteln für den Straßenbau gescheitert. Die CSU wollte den Baubeginn unbedingt vorantreiben - mit Mitteln aus der Stadtkasse. Allerdings hat der Freistaat den Bau schon auf seine Kosten eingeplant. Im Jahr 2021 soll mit dem Bau der Ostumfahrung begonnen werden, danach käme die Nordumfahrung dran. Das wäre wahrscheinlich erst nach 2025. "Das Ganze ergibt aber nur als Gesamtprojekt Sinn", sagt Schiller und kündigt an, Einfluss auf die Planungen nehmen zu wollen. Er habe dazu bereits mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath gesprochen. Grüne und Bündnis lehnen den Bau der Umgehungsstraße ab. Mehr Straßen produzieren mehr Verkehr, lautet ihr Credo. Auch die SPD und mit ihr Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sehen den Straßenbau äußerst kritisch. Er hatte in der Stadtratssitzung auf eine Aussage des staatlichen Bauamts Freising verwiesen, laut dem die Planung und Realisierung der Nordumfahrung noch 30 Jahre dauern könne. "Mit dieser Einstellung mache ich keine Politik", kommentiert Schiller.

Die Händler, die in der Interessengemeinschaft Münchner Straße organisiert sind, seien bisher noch zu keinem klaren Meinungsbild gekommen, sagt die Vorsitzende Isabel Seeber. Persönlich habe sie die neue Regelung von Anfang an gut gefunden. "Für mich ist es perfekt". Ihre Läden Candisserie und Patchouli befinden sich zu beiden Seiten einer Verkehrsinsel, Fußgänger können deutlich leichter queren. "Auf unserer Höhe hat sich die Aufenthaltsqualität erhöht." Doch Seeber weiß, dass Geschäftsleute an anderen Stellen der Straße der lange Rückstau der Autos stört. Die Stadt will in ihrer Befragung auch die Auswirkungen auf den Handel berücksichtigen.

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