Überfall in Dachau:Schock am Abend

Zwei mit Sturmhauben maskierte Männer überfallen am Mittwoch einen Pizza-Service am Ernst-Reuter-Platz. Sie sind mit einem Messer bewaffnet und erbeuten Bargeld und ein Handy. Bisher fehlt von ihnen jede Spur

Von Benjamin Emonts, Dachau

Mittwochabend, 21.15 Uhr. Der Pizzabäcker Toni F. (Name geändert) sitzt am Computer, er geht mit seinem Kollegen die eingegangenen Bestellungen durch. Ein ganz normaler, ruhiger Abend. Doch dann plötzlich stürmen zwei mit Sturmhauben maskierte Männer den Pizza-Service. Einer von ihnen hält ein großes Küchenmesser in der Hand. "Bleibt ruhig! Wir wollen nur das Geld", schreien sie. Toni F. zückt sofort den Kassenschlüssel, er wird ihm wuchtig aus der Hand geschlagen. Sein Kollege händigt den Geldbeutel aus. "Und jetzt die Handys! Auf den Bauch legen!"

Einer der Maskierten öffnet die Kasse. Sie ist leer. Der Kollege von Toni F. springt auf, im Vollsprint flüchtet er durch den Personaleingang. Die zwei Maskierten rennen ihm sofort hinterher. Draußen begegnen sie einem Mann mit Hund. Dann flüchten sie über die Ludwig-Ernst-Straße in Richtung Sudetenlandstraße.

Am Donnerstagnachmittag fehlt von den Tätern noch jede Spur, wie der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, Günther Beck, mitteilt. Toni F. indes steht am Vormittag schon wieder in dem Laden unmittelbar gegenüber des Ernst-Reuter-Platzes. Er ist blass. "Ich habe gar nicht geschlafen, oder vielleicht eine Stunde, ich kann es nicht sagen." Der Schock sitzt dem 24-Jährigen, der anonym bleiben möchte, tief in den Knochen. "Es ging alles so schnell", erinnert er sich, "ich habe mir eigentlich nur gedacht: Gib ihm das Geld. Es war wie im Film." Trotz des großen Schocks wollte Toni F. am nächsten Morgen sofort wieder arbeiten: "Ich glaube, es ist der beste Weg, um das zu verarbeiten", sagt er.

Die bislang noch unbekannten Täter haben sein Handy im Wert von 300 Euro und etwa 200 Euro Bargeld erbeutet. Unmittelbar nachdem die Vermummten aus dem Pizza-Service geflüchtet sind, eilt Toni F. zu seinem Chef, der sich zum Zeitpunkt des Überfalls im Keller aufhält. Sie alarmieren die Polizei. Fünf Minuten später treffen die Beamten ein, wenig später zwei Ermittler der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck. Während Toni F. und sein Kollege, ein 31-jähriger Pizzaausfahrer, im Keller ihre Aussage machen, werden oben im Laden die Spuren gesichert. Die Polizei hatte am Dienstagabend mit einem Großaufgebot umgehend eine Nahbereichsfahndung eingeleitet - ergebnislos. Mehr möchte Polizei-Pressesprecher Günther Beck aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.

Überfall in Dachau: Zwei maskierte Männer haben den Pizza-Service in der Dachauer Ludwig-Ernst-Straße überfallen. Michael Weber fuhr kurz darauf schon wieder Pizzen aus.

Zwei maskierte Männer haben den Pizza-Service in der Dachauer Ludwig-Ernst-Straße überfallen. Michael Weber fuhr kurz darauf schon wieder Pizzen aus.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

An die Täter kann sich Toni F. noch relativ gut erinnern, ebenso an die Tatwaffe. "Es war ein Brotmesser mit einer 20 Zentimeter langen, geriffelten, spitzen Klinge." Einen der beiden Täter beschreibt er als einen etwa 1,75 Meter großen Mann, der mit einem roten Kapuzenpullover und einer schwarzen Hose bekleidet war. Der andere, etwa 1,80 Meter groß, habe gebrochen Deutsch gesprochen. Er trug einen schwarzen Pullover und eine dunkle Hose.

Toni F. sagt: "Profis waren das nicht. Ich glaube, die waren auch ein bisschen nervös." Nichtsdestotrotz steht dem 24-Jährigen die Angst auch am Tag danach noch ins Gesicht geschrieben. Nachts, als er endlich schlafen wollte, sei er bei jedem noch so kleinen Geräusch aufgeschreckt. Ob er sich Hilfe in Anspruch nehmen wolle? "Ich komme damit schon zurecht", sagt er, "aber wenn ich in ein paar Monaten immer noch täglich daran denken muss, werde ich Hilfe suchen." Seit dem Überfall stellt sich Toni F. die immer gleichen Fragen: "Kommen die wieder? Gehen sie beim nächsten Mal vielleicht sogar noch weiter? Haben sie dann vielleicht eine Pistole dabei?"

Kurze Zeit nach der Tat hatte der 24-Jährige Dachauer auf seinem gestohlenen Handy angerufen. Es war aus. Eine Ortung des Smartphones ist dadurch nicht möglich. Die Kriminalpolizeiinspektion Fürstenfeldbruck, welche die Ermittlungen führt, hofft nun auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung. Sie werden unter der Rufnummer 08141/612 - 0 entgegen genommen.

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