TSV 1865 Dachau:Appell zum Abschied

Richard Reisböck beendet seine Amtszeit als Vorsitzender des TSV 1865 mit dem Aufruf an die Stadträte, sich zu den Neubauplänen des Sportvereins zu bekennen: "Die müssen jetzt endlich die Hosen runterlassen." Großer Beifall

Von Christine Heumann, Dachau

Sebastian Stirner führt den TSV Dachau 1865 in die Zukunft. Die Mitglieder des zweitgrößten Dachauer Sportvereins haben ihn am Freitagabend auf ihrer Jahreshauptversammlung einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt. Dem 33-Jährigen obliegt es nun, zu vollenden, was seinem Vorgänger Richard Reisböck trotz aller Mühen verwehrt blieb: den Umzug des TSV aus seinen veralteten und beengten Anlagen - mitten in einem Wohngebiet westlich der Theodor-Heuss-Straße - in einem modernen Sportpark auf der östlichen Seite zu realisieren. Reisböck unterstrich in seinem letzten Rechenschaftsbericht nach 22 Jahren als Präsident erneut die Dringlichkeit des Vorhabens und forderte die Politik auf, "endlich die Hosen runterzulassen."

Er skizzierte zunächst den Ist-Zustand: 2013 Mitglieder in 13 Abteilungen treiben derzeit verteilt auf zwei marode Anlagen - dem Stammgelände an der Jahnstraße und dem Areal des ehemaligen SSV Dachau-Ost an der Alten Römerstraße - Sport. Inklusive der angemieteten Hallen und gepachteten Freiflächen sind die TSV-Sportler auf sieben verschiedene Standorte verteilt. "Der Verein ist völlig zerrissen", sagte Reisböck. Der logistische und finanzielle Aufwand, zwei topografisch weit auseinander liegende und veraltete Anlagen auf Dauer zu unterhalten, sei unmöglich.

"Wir haben keinerlei Möglichkeiten, zu expandieren." 1865 fehlen Räume, um mit der Zeit zu gehen, um moderne Trendsportarten und vielschichtige Kurse auf dem Gebiet des Gesundheitssports anbieten zu können. Die Folgen davon sind geringere Einnahmen und eine stagnierende Mitgliederzahl. "Die Jahnhalle, Baujahr 1958, ist ein einziges Flickwerk - und jetzt ist auch noch die Heizung kaputt." Das Gebäude zu sanieren, koste 4,2 Millionen Euro. Reisböck: "Was soll das? Das ist Betrug am Steuerzahler." Denn nach geltenden Sportförderrichtlinien muss einen Großteil davon die Stadt Dachau tragen.

Eine Erweiterung am jetzigen Standort ist für den 71-Jährigen kein Thema. "Sollen wir dann auf Bauland, das 400 Euro pro Quadratmeter kostet, Fußball spielen? Sollen wir aus Immissionsschutzgründen hinter einer Lärmschutzwand wie in Fort Knox Sport treiben oder den Spielbetrieb um 17 Uhr einstellen?, fragte er. Nein: "Hier geht es nicht mehr weiter. Das ist keine Spinnerei von mir oder vom TSV. Für uns ist es bereits fünf nach Zwölf."

Die einzig vernünftige Lösung ist für ihn der Umzug. Der Verein will sein Stammgelände an der Jahnstraße, das ihm gehört, verkaufen und mit dem Erlös einen neuen Sportpark quasi auf der anderen Straßenseite finanzieren. Diese Pläne verfolgt 1865 nun schon seit mehr als 15 Jahren. Doch die Grundstücksverhandlungen auf dem Areal östlich der Theodor-Heuss-Straße gestalteten sich von Anfang an äußerst schwierig. Nach einer verfrühten Erfolgsmeldung im Januar 2014 durchkreuzte zuletzt auch noch eine Zwangsversteigerung von zwei Wunschflächen die Pläne des TSV Dachau 1865. Hinzu kam Gegenwind aus der Kommunalpolitik, diverse Stadträte fühlten sich vom Sportverein nicht ausreichend informiert. Beide Seiten haben inzwischen einen neuen Anlauf genommen, sich zu verständigen. "Ich hoffe, dass endlich geregelt wird wo wir hin müssen", sagte Reisböck. "Sonst laufen wir Gefahr, dem SSV zu folgen." Der war 2005 zahlungsunfähig und löste sich auf. "Das kann doch nicht politischer Wille sein. Die müssen jetzt endlich die Hosen runterlassen."

Das neue Team

1. Vorsitzender: Sebastian Stirner, 2. Vorsitzende: Gabriele Siegl, 3. Vorsitzender: Peter Galonska, Schatzmeister: Klaus Bambach, Schriftführerin: Claudia Hentzel. Dem erweiterten Vorstand gehören an: Silvia Müller (Jugendleiterin), Harald Franzkowiak (Referent Immobilien), Gerold Eisele (Referent Außenanlagen), Andreas Hofmann (Referent Öffentlichkeitsarbeit). Revisoren sind Manfred Prediger und Heribert Heitzmann. Im Beirat sitzen: Werner Friedl (Vorsitzender), Gerd Flegel, Helmut Erhorn, Hans Rapp, Jürgen Seidl, Georg Kiermeier, Wolfgang Moll, Günther Höchstetter, Wolfgang Salvermoser. Richard Reisböck wurden einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des TSV 1865 gewählt. heu

Anhaltender Beifall der Mitglieder beendete Reisböcks Ausführungen. Der langjährige Präsident wurde noch ein zweites Mal mit tosendem Applaus bedacht. Als Dank und Anerkennung für 22 Jahre harte Arbeit wählte ihn die Versammlung einstimmig zum Ehrenvorsitzenden. Geschenke gab es auch: Laudationes, Blumen, Urkunde, einen für ihn reservierten Stuhl am Stammtisch, einen eigenen Radlständer - und zur Erholung von allen Strapazen einen Reisegutschein.

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