Wiesn 2017:Dachauer Trachtenvereine beim Oktoberfestumzug

"Das ist gigantisch. Man wird beklatscht, man sieht Freunde - eine ganz tolle Sache": Knabenkapelle, Ampertaler, Stadtkapelle und Trachtenverein Weichs nehmen am Umzug teil

Von Benjamin Emonts, Dachau/Weichs

Die ungeraden Jahreszahlen sind dem Dachauer Trachtenverein D'Ampertaler die allerliebsten - und glücklicherweise schreiben wir das Jahr 2017. Denn "ungerade" bedeutet, dass die Ampertaler an diesem Sonntag wieder beim traditionellen Trachten- und Schützenumzug auf das Münchner Oktoberfest mitlaufen dürfen. Wie sich das anfühlt vor Zehntausenden Schaulustigen und geschätzt einer Million Fernsehzuschauer? "Das ist gigantisch. Man wird beklatscht, man sieht Freunde - eine ganz tolle Sache", schwärmt Manfred Hinterscheid, der Vorsitzende des Trachtenvereins.

Aus Dachauer Sicht ist die Vorfreude in diesem Jahr besonders groß. Neben den Ampertalern, die alle zwei Jahre am Umzug teilnehmen, ziehen auch die Dachauer Stadtkapelle zum ersten Mal, die Knabenkapelle und der Weichser Trachtenverein "d'Kreuzbergler" durch die Münchner Innenstadt auf das Oktoberfest, das an diesem Samstag beginnt. Die ARD überträgt das Spektakel mit insgesamt 9000 Trachtlern aus ganz Europa von zehn bis zwölf Uhr live. "Das ist schon eine Ehre für den Verein, aus dem Hinterland nach München zu kommen und auf dem großen Festzug mitzulaufen", sagt Petra Seitz, die Kassiererin vom Weichser Trachtenverein. "Ein richtig schönes Gefühl."

Die Vorbereitungen in Weichs laufen seit Wochen auf Hochtouren. Der Verein bewirbt sich jedes Jahr, oft auch vergeblich. In den Tagen vor dem Umzug geht es jetzt darum, die Miesbacher Festtrachten im Vereinsheim auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen, damit man sich am Sonntag von seiner schönsten Seite präsentiert. Die 50 Plätze waren unter den 140 Weichser Trachtlern "im Nu" vergriffen, erzählt Petra Seitz.

Die noch junge Dachauer Stadtkapelle hat sich in diesem Jahr zum ersten Mal beworben und sofort das große Los gezogen. Der Kapelle kam dabei wohl zugute, dass die Veranstalter vom "Festring München" Jubilare traditionell bevorzugen und die Stadtkapelle in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden ist. Für den ganz großen Auftritt haben die Musiker extra ihre Sommerferien verkürzt, um das Marschieren mehrmals auf dem Gelände der Dachauer Bereitschaftspolizei einzustudieren. Insgesamt 75 aktive Musiker und eine Fahnenabordnung sind am Sonntag dabei. Der zweite Vorsitzende Christoph Hecken kündigt an: "Wir werden ein sehr gutes Erscheinungsbild abgeben."

Die 1953 gegründete Knabenkapelle Dachau genießt hingegen das Privileg, jedes Jahr beim Umzug dabei sein zu dürfen, und zwar seit Jahrzehnten. Der langjährige Dirigent der Kapelle, Otto Sauter, hatte dem Veranstalter in den Achtzigerjahren mal aus der Patsche geholfen. Aus dem Kreis der Knabenkapelle rekrutierte er auf die Schnelle 60 Kinder, die auf dem Umzug die Nummerntafeln trugen. Seither war die Knabenkapelle immer ein gern gesehener Gast, zumal sie noch heute die Hälfte der Nummernkinder stellt und besonders in den Siebziger-, Achtziger- und Neunzigerjahren eine deutschlandweit angesehene Jugendkapelle war. Sie ist heuer mit 60 Mitgliedern dabei, also doppelt so vielen wie bei beim Dachauer Volksfest. "Die Knabenkapelle marschiert gerne", sagt der Vorsitzende Tilo Ederer.

In der fünften Gruppe werden am Sonntag die Ampertaler mit ihnen losmarschieren. Der Trachtenverein hat eine 105 Jahre lange Tradition und ist berühmt für seine Dachauer Tracht. Allerdings müssen die Ampertaler inzwischen ein wenig abspecken. Während vor sechs Jahren noch 160 Mitglieder mitlaufen dürfen, sind es jetzt nur noch 80. Die freien Plätze wurden unter den 450 Mitgliedern nach dem Prinzip verteilt: "Wer zuerst kommt, der malt zuerst", sagt Vorsitzender Hinterscheid. Die Ampertaler laufen wie gehabt mit der Fahne voraus, gefolgt von den Kindern, den Paaren, den Männern mit kurzer Jacke und den Männern mit knielangem Mantel. Nicht fehlen dürfen bei den Männern traditionell der charakteristische Haselnussstock mit "Bschoadtücherl", die Faltenstiefel und die Hüte. Das Trachtenbesteck ist - wie auf dem Dachauer Volksfest - aus Sicherheitsgründen verboten. Trotzdem sagt Trachtler Hinterscheid: "Wir wissen, dass wir eine schöne Tracht haben, aber die anderen sind auf ihre Art und Weise genauso schön."

Nach dem Umzug geht es für die Vereine in die Bierzelte, wo jeder ein Hendl und eine Mass spendiert bekommt. "Danach gehen wir über die Wiesn und fahren mit der S-Bahn heim", sagt Hinterscheid. "Dann sind wir froh, wenn wir aus den Schuhen raus sind. Weil die könnten unter Umständen drücken." Der sieben Kilometer lange Umzug startet am Maxmonument und führt durch die Innenstadt über den Odeonsplatz, den Promenadeplatz und den Stachus zur Theresienwiese.

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