Tourismus vor den Toren Münchens:Beliebter Landkreis

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Die Zahl der Übernachtungsgäste steigt weiter an. Dachau profitiert von seiner Nähe zu München und der guten Verkehrsanbindung. Tagestouristen lassen sich von kulturellen Events in die Große Kreisstadt locken

Von Laura Winter, Dachau

Die Zahl der Übernachtungsgäste in Dachau steigt weiter an - gegen alle Erwartungen. "Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass die Zahlen wieder fallen", sagt Tobias Schneider, Leiter des Dachauer Kultur- und Tourismusamts. Doch knapp drei Prozent mehr Gäste als 2016 verbrachten vergangenes Jahr mindestens eine Nacht im Landkreis. Dabei galt 2016 bereits als Rekordjahr. Vor allem die Große Kreisstadt kann ein großes Plus verzeichnen: Rund 143 000 Gäste übernachteten, 20 Prozent reisten aus dem Ausland an. 47,7 Prozent der angebotenen Betten waren belegt. Damit liegt Dachau über dem bayerischen Durchschnitt - das als Reiseziel auch noch attraktiver geworden ist. Laut bayerischem Landesamt für Statistik übernachteten 94,4 Millionen Gäste, das entspreche einem Plus von 3,7 Prozent. Der Trend zeigt außerdem: Immer mehr Touristen bleiben etwas länger im Landkreis, nämlich mehr als zwei Tage.

"Die externen Einflussfaktoren sind natürlich sehr hoch", sagt Schneider. "Die Nähe zu München macht Dachau auch attraktiv, vor allem für Geschäftsreisende." Besonders die Hotels in Dachau Ost profitieren von dieser Zielgruppe. Aber auch das große kulturelle Angebot der Stadt begünstige einen starken Tourismus. Museen, Ausstellungen, Konzerte und die KZ-Gedenkstätte lockten allerdings insbesondere Tagestouristen nach Dachau. Durch die steigende Anzahl von Hotels könnten außerdem noch mehr Touristen aufgenommen werden als noch im vergangenen Jahr. Grigorios Dimitriou, Geschäftsführer des Hotel Modi, ist zufrieden: "Obwohl wir erst vergangenen September eröffnet haben, sind wir sehr gut ausgelastet."

Dachau Altstadt Blick auf Alpen mit leichtem Föhn Foto: Heigl (Foto: Toni Heigl)

Unter der Woche seien es fast ausschließlich Geschäftsreisende, die in dem Hotel übernachteten. "Die vielen großen Firmen, die in Dachau ansässig sind, tragen ihren Teil dazu bei", sagt Dimitriou. Am Wochenende beherberge das Hotel aber auch Familien.

Betrachtet man den Tourismus in Dachau, so müsse man zwischen verschiedenen Arten von Tourismus unterscheiden, sagt Schneider. Der Tagestourimus sei vor allem regional wichtig; viele Menschen aus der Umgebung kämen für kulturelle Events nach Dachau. Auch die Metropolregion München und Oberbayern seien wichtige Faktoren. Besucher der Gedenkstätte hingegen kämen häufig aus dem Ausland, allein ein Drittel aus den USA. Obwohl die Touristen durchschnittlich etwa 2,2 Tage bleiben, müsse man realistisch bleiben, sagt Schneider. "Dachau ist keine klassische Mehrtagesdestination. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Aufenthaltsdauer von 1,8 auf 2,2 Tage erhöht. Wir bewegen uns hier in ganz kleinen Schritten."

Vom Tagestourismus profitiert auch Werner Braun, einer der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. Der Metzger und Gastwirt empfängt in seinem Betrieb in Wiedenzhausen vor allem Gäste auf der Durchreise. Viele fahren von der Autobahn ab, um spontan einzukehren. Den größten Anteil hätten aber die regionalen Gäste mit etwa 70 Prozent. Die meisten verweilen kurz zum Essen, um sich danach gestärkt auf den Weg nach München zu begeben. "Vor dem Ausbau der dreispurigen Autobahn kamen öfter spontane Gäste, weil sie im Stau standen. Das war vor allem für die Hoteliers gut", sagt er. Mittlerweile sei die Autobahn aber wieder überfüllt, deshalb erlebten sie wieder einen Aufschwung. "Wir können uns nun wirklich nicht beschweren." Mittags sei die Gaststätte meist bis auf den letzten Tisch gefüllt.

Wichtiger Bestandteil der Entwicklung des Tourismus in Dachau ist außerdem die Tourismusarbeit der Stadt. Neben gezieltem Onlinemarketing spielen auch Messepräsenzen auf Reise- und Freizeitmessen eine wichtige Rolle. Bei Veranstaltungen wie der "f.re.e" Messe vor zwei Wochen erreiche man viele Menschen; im April präsentiert sich die Stadt Dachau auf der "Die 66" in München, einer großen Messe, die sich an Besucher von 50 Jahren an richtet. "So können wir vor allem den für uns so wichtigen Regionaltourismus weiter voranbringen", sagt Schneider.

Im Landkreis Fürstenfeldbruck haben im vergangenen Jahr 6,6 Prozent mehr Gäste als 2016 übernachtet. Trotzdem hat Dachau knapp 51 000 Übernachtungsgäste mehr. "Vergleiche sind schwer", sagt Schneider. Alle umliegenden Landkreise profitieren zwar von der Nähe zu München; große Unterschiede sind dennoch vorhanden. So ist Freising mit 959 267 Übernachtungen im Jahr 2017 durch den Flughafen geprägt, der die vielen Übernachtungen begünstigt. Mit 2017 als sechstem Rekordjahr für den bayerischen Tourismus können Hoteliers und Wirte zufrieden sein. Ob man mit einer weiteren Steigerung für 2018 rechnen kann, sei nicht sicher. "Die Sprünge der vergangenen Jahre waren überraschend groß."

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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