Tipps gegen Einbrecher:Augen auf, Türen zu!

In einer Präventivaktion informiert die Polizei an der Haustür über Sicherheitsmaßnahmen gegen Einbrecher.

Von Tobias Roeske, Dachau

Joseph Böswirth aus Hebertshausen weiß, was es bedeutet, Opfer eines Einbruchsversuchs zu werden. Vor einigen Jahren drang ein Unbekannter in sein Haus ein. "Ich befand mich im ersten Stock, als ich hörte, wie jemand die Eingangstüre knackte", erinnert sich der Rentner. Sein Auto stand damals nicht in der Einfahrt, das Garagentor war offen. Der Einbrecher verstand das offenbar als Einladung in das vermeintlich menschenleere Haus einzusteigen. Doch Böswirth war zu Hause. Und als der Täter das merkte, flüchtete er. Der Rentner macht sich seit dem Überfall Sorgen um seine Sicherheit.

Um Menschen wie Böswirth zu helfen, startete die Polizeiinspektion Dachau vergangen Mittwoch eine Präventivaktion, mit der sie die Bürger der Gemeinden Karlsfeld, Petershausen, Hebertshausen, Vierkirchen und der Stadt Dachau über die Gefahren der Einbruchskriminalität im Landkreis aufklären will. Dazu klingeln junge Auszubildende der Bereitschaftspolizei Dachau an den Türen der Bürger und informieren sie, wie sie sich am besten vor Einbrechern schützen können.

Prävention Einbruch

Sofia Market, Kerstin Morgenroth und Max Hutzler (v. li.), Auszubildende der Bereitschaftspolizei, klären Bürger über Einbrüche auf.

(Foto: Niels P. Joergensen)

"Durch die steigenden Einbruchszahlen in den letzten Jahren sind wir darauf gekommen, dass wir etwas unternehmen müssen", erklärte Polizeihauptkommissar Michael Richter. Laut Polizei stieg die Zahl der Wohnungseinbrüche in den vergangenen Jahren deutlich an. 2014 kam es zu einem Rekordhoch mit 115 gemeldeten Fällen. Zum Vergleich: 2012 wurden nur 67 Fälle registriert. Deswegen rief die Polizeiinspektion Dachau vor zwei Jahren die Präventivaktion ins Leben.

Die jungen Polizisten sind sichtlich nervös, als sie zum ersten Mal in ihrer Uniform am Bahnhof in Hebertshausen antreten. "Ich bin ein bisschen aufgeregt, weil ich nicht genau weiß, wie die Bürger auf uns reagieren werden", sagt Max Hutzler. Wie die anderen jungen Kollegen hat er im März mit der Ausbildung begonnen. Bisher haben die angehenden Polizisten hauptsächlich Theorieunterricht und noch fast keine Praxiserfahrung. Seine Kollegin Kerstin Morgenroth bestätigt: "Jetzt müssen wir zum ersten Mal raus. Wir werden einfach ins kalte Wasser geschmissen." Ausbildungsleiterin Stefanie Tschyschewsky findet, dass die Auszubildenden gut auf diesen Tag vorbereitet wurden: "In der Ausbildung wird mittlerweile großer Wert auf die Kommunikation mit dem Bürger gelegt. Außerdem hat die Kriminalpolizei in Fürstenfeldbruck die Azubis im Bereich Einbruchskriminalität geschult."

Prävention Einbruch

Ausbildungsleiterin Stefanie Tschyschewsky erklärt den jungen Polizisten den Ablauf der Präventivaktion.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Die jungen Beamten werden von Tschyschewsky in Dreiergruppen eingeteilt. Jedes Team bekommt sein eigenes Gebiet in Hebertshausen zugeteilt, in dem sie die Bürger mit Vorschlägen sensibilisieren sollen. Trotz anfänglicher Nervosität verhalten sich die jungen Polizisten sehr souverän und geben den Bürgern Ratschläge, wie sie es vermeiden können, Opfer eines Einbruchs zu werden. Sie sollten darauf achten, die Fenster geschlossen zu halten, wenn sie das Haus verlassen. Auch Ersatzschlüssel sollten niemals außerhalb des Hauses versteckt werden. Zusätzlich erhalten die Bürger einen Flyer, auf dem sie unter anderem die Nummer der kostenlosen Beratungsstelle der Kriminalpolizei finden. Falls gewünscht kann auch ein Termin vereinbart werden, an dem ein Fachmann das Haus oder die Wohnung auf Einbruchsschwachstellen untersucht.

Die freundliche und aufgeschlossene Art der jungen Beamten kommt bei den Bürgern gut an, sie nehmen die Tipps und das Informationsmaterial gerne entgegen. "Ich möchte nicht, dass noch einmal jemand versucht, bei mir einzubrechen. Ich wohne inzwischen alleine in meinem Haus und kann die Hilfe gut gebrauchen", sagt Joseph Böswirth.

Positiver Trend

Ein weiterer wichtiger Punkt für die jungen Beamten ist die Nachbarschaftswache: "Wenn die Bürger ein Auge auf die umliegenden Grundstücke haben, ist es für Einbrecher viel schwieriger, unbemerkt in ein Haus einzusteigen," erklärt Kerstin Morgenroth. Die Präventivmaßnahmen scheinen zu wirken: Gegen den deutschlandweiten Trend ist die Zahl der Einbrüche in Dachau im Jahr 2015 erheblich gesunken. "Im Vorjahr hatten wir noch 115 gemeldete Fälle zu verzeichnen. 2015 waren es nur noch 76", sagt Hauptkommissar Richter. Auch die Zahl der missglückten Einbrüche sei gestiegen. "Die Bürger melden Einbruchsversuche einfach häufiger."

Der Schaden, den die Einbrecher anrichten, ist enorm. Es werden schließlich nicht nur Geld oder Wertgegenstände entwendet. Die Einbrecher dringen auch in die Privatsphäre der Opfer ein, was eine große psychische Belastung sein kann. "Präventivaktionen wie diese können dies verhindern. Jeder Einbruch ist einer zu viel", sagt Michael Richter.

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