"Sommernachtstraum" im Theater am Stadtwald:Verzaubert

"Sommernachtstraum" im Theater am Stadtwald: "Die Bühnenbilder haben mich glatt vom Stuhl gehauen", lobte ein Besucher. Nicht nur Kobold Puck (Julia Gramenz) war gut ins Licht gesetzt.

"Die Bühnenbilder haben mich glatt vom Stuhl gehauen", lobte ein Besucher. Nicht nur Kobold Puck (Julia Gramenz) war gut ins Licht gesetzt.

(Foto: Toni Heigl)

Perfektes Bühnenbild, stimmige Musikauswahl, amüsantes Spiel: Die Jugendbühne des Theaters am Stadtwald begeistert mit ihrer freien Inszenierung von Shakespeares Sommernachtstraum.

Von Petra Neumaier, Dachau

"Ahh" und "Ohhh" raunte es vielstimmig durch den Theatersaal, wann immer sich die Vorhänge öffneten - was sie im Laufe der Vorstellung ziemlich oft taten. "Die Bühnenbilder haben mich glatt vom Stuhl gehauen", lobte dann auch am Ende enthusiastisch ein Besucher, was Regisseurin Daniela Garbe noch mehr strahlen ließ. Zum ersten Mal führte die 27-jährige Erzieherin allein Regie bei der Jugendbühne des Theaters am Stadtwald und machte mit ihrer Inszenierung Shakespeares "Sommernachtstraum" wahrlich zu einem Traum.

Als "Fan" von Shakespeare hatte die Regisseurin bewusst dieses Stück gewählt. "Der Titel ist den Leuten ein Begriff", erläuterte sie ihre Hoffnung, dass zu den Vorstellungen nicht nur die Familienmitglieder und Freunde erscheinen würden. "Wir wollen ja zeigen, dass die Jugend etwas drauf hat." Tatsächlich war die Premiere ausverkauft, auch die anderen Vorstellungen waren sehr gut besucht. Und wenn die Stühle im Theatersaal in der Rangliste der Unbequemlichkeit nicht gleich hinter Bierbänken gekommen wären, hätte das Stück auch ruhig noch ein paar Stunden länger dauern können. So kurzweilig, so amüsant und professionell war die Aufführung.

"Sommernachtstraum" im Theater am Stadtwald: Alexander Sakuth als Demetrius und Caroline Guth als Helena haben sich im sommernächtlichen Wald verirrt.

Alexander Sakuth als Demetrius und Caroline Guth als Helena haben sich im sommernächtlichen Wald verirrt.

(Foto: Toni Heigl)

Das lag zum einen an den bereits erwähnten Bühnenbildern, die federführend Adi Morgott mit Jürgen Sigrüner und Brigitte Günzel-Sigrüner gestaltet hatten: Ballsaal, Zauberwald, Thronsaal, dunkles Dickicht, in denen unheimliche Geister ihr Unwesen trieben, wechselten einander in raschen Folgen ab - perfekt ausgeleuchtet von Philipp Schmid, Moritz Schwalbe und Ludwig Streller. Sie waren zudem für den Ton zuständig: Absolut stimmig war die Musikauswahl, die von der Ouvertüre von Mendelssohns "Sommernachtraum" über zeitgenössische Stücke, wie Elvis Presleys "Cant't help falling in love" reichte.

Zum anderen trugen die talentierten jungen Schauspieler in ihren herrlichen Kostümen (Fanny Lehmeier, Hermine Gruber und Christl Thurner) zum Gesamterlebnis bei: David Husarek, als König von Athen und alleinerziehender Vater von zwei Töchtern, und sein "Kollege", der König der Waldgeister, Oberon (Maximilian Hild). Er spielte den gutmütigen Ehemann, der unter seiner unzufriedenen, weil gelangweilten und zickigen Gattin Titania (Lisa Hingerl) so manches einstecken musste, was einigen Männer im Publikum wohl sehr bekannt vorkam - zumindest war das aus ihren Reaktionen zu entnehmen. Authentisch auch Hermia (Anja Lietzau) und ihre Schwester Helena (Caroline Guth), die gemeinsam mit dem schüchternen und ziemlich feigen Edelmann Demetrius (Alexander Sakuth) und Stallknecht Lysander (Korbinian Konwitschny) durch den Wald irrten - verfolgt von Hofnarr und Berater Pierot (Alexander Langer).

"Sommernachtstraum" im Theater am Stadtwald: Der König von Athen mit seinem Hofnarren: David Husarek (rechts) und Alexander Langer.

Der König von Athen mit seinem Hofnarren: David Husarek (rechts) und Alexander Langer.

(Foto: Toni Heigl)

Verwirrung stiftete schließlich Kobold Puck (Julia Gramenz), der es den Waldgeistern (Melanie Schain, Nina Thoma, Stefan Krühler und Norbert Zerbe) mal so richtig beweisen wollte. Dass das Publikum sich trotz der bekannten Liebesgeschichte nicht in Shakespeares Irrgarten der Verwechslungen verlor, wo Hermia Demetrius heiratet, aber Lysander liebt und Helena Demetrius, und der Blütenstaub der Zauberblume die beiden Herren dazu bringt, Helena zu lieben und dass sich Titania in den, in einen Esel verwandelten Pierot verschaute, sei der Bühnenbearbeitung und der Regisseurin Dank.

Für die angehende Theaterpädagogin und Erzieherin aus Dachau war es eine erfolgreiche Premiere. Seit ihrem fünften Lebensjahr steht sie zwar schon auf der Jugendbühne des Theaters am Stadtwald, Regie führte sie aber erst einmal. Das war 2009 zusammen mit David Husarek beim "Zauberer von Oz". Umso mehr freut sie sich jetzt als alleinige Regisseurin über den riesigen Erfolg der Aufführung. "Zu ihm haben aber alle beigetragen", sagt die 27-Jährige und lobt die tatkräftige Hilfe ihres Ensembles, das sogar Dialoge und Handlungen hier und da umschrieb und damit frische Akzente setzte. "So wie hier wurde das Stück jedenfalls noch nie aufgeführt", sagt sie stolz. Wie schade, dass dieser Sommernachtstraum schon vorbei ist.

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