SZenario:Die vergessene Künstlerkolonie Ekensund

Ekensund

Eine historische Fotografie von Ekensund, das ein beliebter Ausflugsort von Flensburg aus war.

(Foto: Gemäldegalerie, oh)

Die Dachauer Gemäldegalerie eröffnet eine Ausstellung, die mehr ist als nur das. Sie ist eine Entdeckung.

Die neue Sonderausstellung in der Gemäldegalerie oben im lichten Raum mit Blick auf die Kirche Sankt Jakob braucht einen Betrachter mit der Faszination für das Detail. Leiterin Elisabeth Boser zeigt sehr viele kleinformatige Bilder. Der Hinweis ist nicht als Kritik zu verstehen. Denn diese Werke sind in einem gewissen Sinne charakteristisch für Ekensund in Dänemark.

Deshalb ist Boser von dieser Ausstellung in der Reihe der europäischen Künstlerkolonien besonders begeistert, weil sie die meisten Leihgaben von Privatleuten bekommen hat, wie sie auf dem Rundgang durch die Ausstellung und auch auf der Vernissage am Donnerstagabend hervorhob. Man könnte auch sagen, dass sie aus der Not eine Tugend machte, weil sich das Landschaftsmuseum in Flensburg zu ihrem Bedauern weigerte, einen Teil von den großformatigen und exemplarischen Werken auszuleihen. Also musste sich Boser auf Werke im Privatbesitz verlassen und steht sie nun vor einem kleinen Bild des Malers Otto Heinrich Engel, das die Ostsee in einem ganz eigenen Licht zeigt und sagt: "Ist das nicht wunderbar?"

Ein besonderes Licht

Nun gehörte Ekensund an der Flensburger Förde nicht zu den Zentren ehemaliger europäischer Künstlerkolonien. Außerdem ist der Ort, den man früher von Flensburg aus über die Ostsee in einer halben Stunden mit dem Dampfer erreichte, von den Kunsthistorikern vergessen worden. Ekensund wurde dänisch, die deutschen Maler zogen sich zurück, und die dänischen blieben aus.

Umso interessanter ist es, dass auf der Vernissage Hans-Günther Pawelcik aus Worpswede, Gründungsmitglied von EuroArt, anwesend ist. In der Organisation haben sich ehemalige Künstlerkolonien zusammengeschlossen. Auch die dänische Kunstwissenschaftlerin Iben Johansen, die zeitgenössische Kunstprojekte in Dänemark kuratiert, und der Direktor des Museums in der ehemaligen Künstlerkolonie Schwaan sind eigens gekommen. Seine Anwesenheit erklärt sich dadurch, dass er die Ausstellung im März 2017 übernimmt. Vor allem wird die Kunstgeschichte Ekensunds in Fachkreisen als Entdeckung gefeiert. Denn alle Bilder zeichnen sich durch ein besonderes Licht aus. Boser sagt, dass es ist nicht so weich ist wie im Dachauer Moos. Nicht so hart wie in anderen Malerzentren von Nord- und Ostsee. Aber diesem Gefühl sollten die Betrachter am besten selbst nachspüren.

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