SZenario:Die Kunst der Freundschaft

Landrat Zbigniew Starzec aus Oswiecim eröffnet zwei Ausstellungen

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Gemessen am Anspruch, befinden sich Stadt und Landkreis noch ganz am Anfang. Auf der Vernissage der Künstlervereinigung Dachau (KVD) mit Exponaten der polnischen Biennale zum sozialen und politischen Plakat, sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD): "Die Bevölkerung muss die Partnerschaft leben." Er ergänzte: "Und nicht die oben." Damit meinte Hartmann sich selbst und die Kommunalpolitik allgemein. Die aber blieb auf der Veranstaltung am Donnerstagabend unter sich, ergänzt um einen harten Kern von Künstlern.

Dabei sollte die Vernissage erstmals öffentlich auf die noch zu führenden Diskussionen über eine Partnerschaft zwischen den Landkreisen Dachau und Oswiecim einstimmen. Deswegen griff Dachaus Landrat Stefan Löwl (CSU) als Eröffnungsredner in das Repertoire pathetischer Formulierungen und sprach von der "Hoffnung auf die Zukunft". Jetzt gelte es, den Besuch einer "großen Delegation" aus Oswiecim im Sommer vorzubereiten, um über Eckpunkte einer künftigen Partnerschaft zu verhandeln.

SZenario: Landrat Stefan Löwl (links) mit seinem Kollegen aus Oswiecim, Zbigniew Starzec in der Neuen Galerie.

Landrat Stefan Löwl (links) mit seinem Kollegen aus Oswiecim, Zbigniew Starzec in der Neuen Galerie.

(Foto: Toni Heigl)

Landrat Zbigniew Starzec sagte: "Wir sind durch die Geschichte, auf die wir keinen Einfluss nehmen konnten, miteinander verbunden." Demonstrativ nahmen sich Löwl und Starzec in den Arm. Im Gespräch mit der SZ betonten beide, dass sie sich persönlich sehr gut verstünden. Löwl: "Wir sind Freunde geworden." Freundschaftlich beteiligten sie sich auch an der Vernissage in der kommunalen Neuen Galerie, in der Beiträge zum Thema "Wasser" zu sehen sind. Es sind Werke, welche die Bandbreite der Aspekte ausloten wollen, wie Kuratorin Jutta Mannes darlegte: von der Freude daran, über die Bedrohung bis hin zum Kampf um dieses Lebenselixier.

Zwei Plakate der KVD-Ausstellungen - beide Galerien hatten die Eröffnungszeiten abgestimmt - griffen dieses Thema auf prägnante Weise auf. Aus einem Hahn entweicht ein Tropfen. Mehr nicht. Dazu prophezeit ein Slogan von Joe Scorsone und Alice Drueding aus den USA sinngemäß, dass die nächsten Kriege um die Herrschaft über das Wasser geführt werden. Und ein weiteres von Danny Warner greift den Überlebenskampf der Wale auf: "Waterborne"..

Der Initiator dieser Biennale ist der Zeichner Pawel Warchol, der auch Stadtrat in Oswiecim ist. Er hatte vor etwa 20 Jahren gemeinsam mit dem Leiter der Jugendbegegnungsstätte in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz, Leszek Schuster, die Idee für einen solchen internationalen Wettbewerb des Politischen Plakats. Vor einem Jahr hatte er zum fünften Mal stattgefunden. Vorsitzender der Jury war der Präsident der Akademie in Berlin und international bekannte Plakatkünstler Klaus Staeck. Florian Marschall vom KVD-Vorstand hat die Wanderausstellung für Dachau organisiert und gemeinsam mit dem Künstler Heiko Klohn so gehängt, als ob der Galerieraum eine Litfaßsäule mit dicht aneinander gedrängten Plakaten wäre. In seiner kurzen Rede in der KVD-Galerie freute sich Pawel Warchol darüber, "dass sich viele international bekannte Künstler beteiligt hatten". Damit ist für ihn ein wesentliches Ziel der Biennale in Erfüllung gegangen. "Ich verstehe die KZ-Gedenkstätte und die internationale Jugendbegegnungsstätte als Grundlage für eine Plattform, um über die Probleme des heutigen Lebens zu diskutieren." Applaus in der KVD-Galerie.

SZenario: Dachaus OB Florian Hartmann und der KVD-Vorsitzende Johannes Karl bei der Biennale.

Dachaus OB Florian Hartmann und der KVD-Vorsitzende Johannes Karl bei der Biennale.

(Foto: Toni Heigl)

Wie die Zeiten sich ändern! Als der Streit um eine Jugendbegegnungsstätte in Dachau Anfang der neunziger Jahren sich zu veritablen Feindschaften mauserte, warnten die Gegner vor allem aus den Reihen der damaligen CSU davor, dass Gedenkstätte und Zeitgeschichte zu politischen Diskussionen über die Gegenwart "missbraucht" werden könnte. Am Donnerstagabend hob Landrat Löwl (CSU) einen Beitrag der Biennale als für ihn besonders gelungen hervor: "1 größer 1" steht auf dem Plakat des Fallindesign-Studios aus Russland, in schwarz-weiß als Slogan gegen Rassismus.

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