SZ-Adventskalender:Wenn Finanzexperten schwitzen

Eine Abteilung der Firma Microsoft opfert einen Tag Urlaub, um den Spielplatz der Heilpädagogischen Tagesstätte des Vereins Kinderschutz in Karlsfeld zu gestalten.

Rudi Kanamüller

- Normalerweise kümmern sich Anita Ratkovic (Kroatien), Berkant Bozkurt (Türkei), Brooke Schwan (USA), Elena Boockhagen (Russland), Gergely Bank (Ungarn), Jana Zake (Lettland), Kristina Michalsky (Slowakei), Massimo Melessaccio (England), Natascha Fox (Deutschland/Italien), Paolov Paolino (Italien) Roberto Soler (Puerto Rico) und Sile Harzheim (Deutschland) täglich um Zahlen. Als Teammitglieder im Finanzbereich des Central & Eastern Europe Headquaters des amerikanischen Softwareriesen Microsoft in Unterschleißheim haben sie es sonst eher mit Umsatzanalysen und Finanzprozessen zu tun und verbringen den Tag vor dem Computer und in zahlreichen Meetings. Und mit ziemlicher Sicherheit würde man sie alle im Büro nicht auf Anhieb erkennen. Denn für einen Tag haben sie Business-Anzüge und Kostüme zuhause im Schrank gelassen und mit Jeans, T-Shirts und weißen Kapuzen-Schutzanzügen, wie man sie aus dem Krimi-Serien im Fernsehen kennt, vertauscht. Heute sind ihre Arbeitsgeräte nicht Computer, Bildschirm und Mousepad, sondern Schaufel, Spitzhacke, Schubkarren, Farben und Pinsel. Ihr Einsatzgebiet der Spielplatz der Heilpädagogischen Tagesstätte in Karlsfeld. Er soll neu gestaltet werden. Nicht zuletzt durch eine großzügige Förderung des "Adventskalenders der Süddeutschen Zeitung für gute Werke" und der privaten Initiative der Microsoft-Mitarbeiter.

SZ-Adventskalender: Voller Einsatz für eine gute Sache: Anstelle sich - wie normal - um Umsatzanalysen und Finanzprozesse zu kümmern, engagierten sich die Mitarbeiter einer Abteilung von Microsoft einen Tag lang freiwillig beim Kinderschutz e.V. und gestalteten den Spielplatz der Heilpädagogischen Tagesstätte.

Voller Einsatz für eine gute Sache: Anstelle sich - wie normal - um Umsatzanalysen und Finanzprozesse zu kümmern, engagierten sich die Mitarbeiter einer Abteilung von Microsoft einen Tag lang freiwillig beim Kinderschutz e.V. und gestalteten den Spielplatz der Heilpädagogischen Tagesstätte.

(Foto: Toni Heigl)

Vor dem Gitterzaun liegt ein Berg voller Holzschnitzel. Sie werden schon bald unsanfte Abgänge von der Schaukel im Spielplatz abfedern. Daneben eine nagelneue wetterfeste Tischtennisplatte und ein Kletterlabyrinth. Wer sich das Spielplatzgelände vorher angeschaut hat, der wird es jetzt nicht wiedererkennen. Aus der tristen Rasenfläche ist ein kleines Kinderparadies geworden, mit modernen und sicheren Spielgeräten. Natürlich war es auch eine Sache der Ehre, dass Florian, Marvin und Gerhard aus der Elisabeth-Bamberger-Schule und viele ihrer Schulkameraden ihre großen Vorbilder nicht allein werkeln lassen wollten. Sie beteiligten sich lebhaft an der Arbeit und durften sich dabei ganz groß fühlen.

Wenige Meter entfernt, drüben hinter Sichtschutzplanen, brachten Silke, Natascha, Anita, Elena, Jana und Kristina Farbe in den grauen Alltag beziehungsweise auf eine graue trostlose Asphaltfläche des Spielplatzes. Unterstützt wurden sie von den Münchner Künstlerinnen Doris Schlatterer und Gülcan Turna.

Die Idee zur dieser international- sozialen Gemeinschaftsaktion der Finanzabteilung-Abteilung entstand bereits im Frühjahr. Das Team nahm an einem Stadtlauf teil und sammelte schon mal 770 Euro bei den Kollegen ein. Einig war man sich darin, dass das Geld an eine lokale Organisation gespendet werden sollte. Anschließend wurde die Idee eines "Volunteering days" geboren und aus den 770 Euro wurden schließlich 3000 Euro.

Für die meisten der elf aktiven Helfer war die Aktion eine Premiere und, wie sie sagen, eine sehr schöne Erfahrung dazu: "Das ist eine gute Abwechslung von der Arbeit, man tut noch Gutes dabei und hilft anderen Menschen", sagt beispielsweise Berkant. Seine Kollegin Silke Harzheim, die an der Sichtschutzwand bunte Blumenmuster mit Farbe ausmalt sagt: "Wir machen hier richtig wilde Sachen." Tina, die im weißen Schutzanzug aussieht wie eine Tatortermittlerin, findet es einfach schön, dass hier so viele motivierte Leute bei der Aktion mitmachen.

Glücklich über die gelungene Aktion ist auch die Pressesprecherin des Vereins Kinderschutz. Am Abend, als um 18 Uhr die Freiwilligen-Truppe Schaufeln und Pinsel aus der Hand legen, waren alle kaputt. Besonders die Männer, denn die hätten schon vor ihrem Einsatz angekündigt, dass sie richtig schwitzen wollten. Bidell: "Die haben sich richtig reingehängt."

Übrigens wurde die Tischtennisplatte, die teuerste Anschaffung, bereits eingeweiht. Von den Kindern und Helfern. Dazu hatten die Microsoft-Mitarbeiter nicht nur Tischtennisschläger spendiert, sondern auch einen Sack voller Bälle. Mehr als 100 insgesamt. Birgit Bidell zieht zufrieden Bilanz: "Wir haben aus den geringen Möglichkeiten, die wir hatten, das Beste gemacht und den Kindern die Möglichkeit geschaffen, in einem geschützten und farbenfrohen Raum kindgerecht zu spielen."

Zwischen 55 und 60 Kinder und Jugendliche mit sozialen und emotionalen Defiziten besuchen die Dr. Elisabeth-Bamberger-Schule in Karlsfeld. In die Heilpädagogische Tagesstätte gehen 25 Kinder. Viele Kinder brauchen eine besondere Förderung. Sie sind hyperdynamisch, können sich kaum konzentrieren und zappelig. Das mache auch die Betreuung für die Pädagogen ziemlich anstrengend.

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