SZ-Adventskalender:"Im Rhythmus des Herzens"

Markus Kreul, die Thoma-Gemeinde und junge internationale Gäste beim SZ-Benefizkonzert

Von Wolfgang Eitler, Dachau

Das Benefizkonzert der Süddeutschen Zeitung in Dachau zugunsten des Adventskalenders für gute Werke auch im Landkreis hat eine zweifache Bedeutung. Einmal dient der Erlös der Einnahmen direkt wohltätigen Zwecken. Dann aber soll es auch ein kulturelles Programm anbieten, welches das ganze kulturelle Jahr zusammenbringt. Die Ludwig-Thoma-Gemeinde Dachau und der Pianist Markus Kreul erfüllen diesen Anspruch auf ideale Weise. Sie leben in der Region und wollen sie bereichern. Und sie wollen mit ihren Angeboten Stadt und Landkreis in die Idee einer Kultur ohne Grenzen einbinden.

Denn an dem diesjährigen Benefizkonzert am Dienstag, 20. Dezember, nehmen drei junge Musiker teil, die aus Tibet, Bulgarien und Deutschland kommen. Die Geigerin Ralitsa Bogdanova, 18 Jahre alt, stammt aus Bulgarien und kann bereits erste internationale Erfolge vorweisen. Die Sopranistin Susanne Müller studierte an der Universität der Künste in Berlin. Sie debütierte in Freiburg und Berlin. Seit 2013 ist sie Mitglied der Kammeroper Reutlingen.

SZ-Adventskalender: Markus Kreul tritt mit dem 31-jährigen Pianisten Nimapingcuo (Bild Mitte), Ralitsa Bogdanova (Bild links) und Susanne Müller beim SZ-Benefizkonzert auf.

Markus Kreul tritt mit dem 31-jährigen Pianisten Nimapingcuo (Bild Mitte), Ralitsa Bogdanova (Bild links) und Susanne Müller beim SZ-Benefizkonzert auf.

(Foto: Toni Heigl)

Der Pianist Nimapingcuo ist 1985 in Lhasa, Tibet, geboren. Mit fünf Jahren erhielt er ersten Klavierunterricht von seinem Vater. Er studierte in Sichuan und Peking und an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Als erster Pianist der tibetischen Nationalminderheit erhielt er das Master-Diplom. 2016 wurde Nimapingcuo als Stipendiat in die Yehudi Menuhin Live Music Now Stiftung in Augsburg aufgenommen. Nimapingcuo wird gemeinsam mit Kreul die Suite von Debussy vierhändig aufführen. Gemeinsam mit Ralitsa Bogdanova spielt er die Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate.

Nun darf man sich fragen, was eine solche Musik mit Weihnachten und der Adventszeit zu tun haben soll. Die Antwort von Markus Kreul und der Ludwig-Thoma-Gemeinde lautet: "Weihnachten steht für Familie, für Liebe, für Emotionen." Weihnachten ist international, genauso wie auch Markus Kreul, Dozent am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg und künstlerischer Leiter des Europäischen Musikworkshops in Altomünster. Mit Freunden aus unterschiedlichen Ländern und der Ludwig-Thoma-Gemeinde begibt sich der Pianist auf eine musikalische Reise, die weihnachtliche Gefühle anspricht, ohne klassische Weihnachtsmusik zu sein." Letztlich geht es um das Motiv der Herbergssuche in der Frage nach dem Heimatbegriff. In dem Zusammenhang darf an eine große Ausstellung des Hannover Landesmuseums erinnert werden, das sich dieses Jahr mit den europäischen Künstlerkolonien unter dem Titel "Mythos Heimat?" befasst hat und mit der Sehnsucht nach Landschaft.

SZ-Adventskalender: Die Musiker des SZ-Benefizkonzerts stammen aus Tibet, Bulgarien und Deutschland.

Die Musiker des SZ-Benefizkonzerts stammen aus Tibet, Bulgarien und Deutschland.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Im Zusammenspiel mit den Musikern präsentieren Sprecher der Ludwig-Thoma-Gemeinde Dachau winterliche Texte von Autoren, die einen Bezug zu Dachau haben: So verschmilzt Feridun Zaimoglus "Rhythmus des Herzens" mit Eric Whitacres "Hebrew Lovesongs". Michael Groißmeiers Haikus treten in Dialog mit Liedern von Richard Strauss. Die weltläufig-virtuosen Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate werden mit der altbayerischen Behaglichkeit eines Ludwig Thoma kontrastiert. Musik und Text bilden einen stimmungsvollen, manchmal unerwarteten Kontext und stimmen ein auf die, wie der Dichter Rainer-Maria Rilke sie nennt, Nacht der Herrlichkeit.

Die Idee des Benefizkonzerts verdichtet sich in der Biografie des 31-jährigen Pianisten Nimapingcuo, der seit dem fünften Lebensjahr Klavier spielt und über die Musikhochschulen in Ting und Peking nach Nürnberg kam. Gemeinsam mit seiner Freundin Guranda Gabilia, die ebenfalls in Nürnberg studierte, bereitet er gerade eine internationale Karriere als Klavierduo vor.

Markus Kreul gerät über Nimapingcuo ins Schwärmen. Er schätzt an ihm sein "feinfühliges Spiel", das sich dadurch von dem bloß technischen herausregenden Können vieler junger Kollegen unterscheidet. Nimapingcuo hat, wie er sagt, "einen großen Traum". Er stammt aus einer tibetanischen Musikerfamilie. Er sagt: "Ich möchte erreichen, dass sich die klassische Musik in meinem Heimatland entwickeln kann." Zunächst hofft Nimapingcuo darauf, dass das Dachauer Publikum ihn hören will und schätzen lernt.

Der Titel des SZ-Benefizkonzerts von Ludwig-Thoma-Gemeinde mit Markus Kreul lautet: "Von Dachau in die Welt - eine musikalisch-literarische Reise." Karten: Volksbank Dachau und Schreibwaren Siems, Bahnhofstraße 9, 08131/80 746.

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