SZ-Adventskalender:"Ich komme nie hinterher"

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Obwohl eine Alleinerziehende Vollzeit arbeitet und nebenbei noch jobt, reicht das Geld nur für das Allernötigste. Sie kümmert sich um ihren Sohn und die schwerkranke Mutter - und bleibt selbst auf der Strecke.

Von Petra Schafflik, Dachau

"Anstrengend, es ist einfach alles enorm anstrengend." Schon morgens zwischen drei und halb vier ist die Nacht für Nicole Huber (alle Namen geändert) vorbei. Vor ihrem Schichtbeginn im Sicherheitsdienst eines Münchner Betriebs muss die alleinerziehende Mutter noch Frühstück und Brotzeit richten für den elfjährigen Manuel wie auch für dessen schwerkranke Oma, die mit in der Familie lebt. Kaum dass die 44-Jährige dann nach einem langen Arbeitstag am späten Nachmittag wieder zurück ist, geht es weiter: Abendessen vorbereiten, Wäsche machen, Hausaufgaben kontrollieren, die hilfsbedürftige Mutter unterstützen. Nicole Huber rennt und werkelt von früh bis spät, jobbt hie und da am Wochenende noch als Aushilfe, "aber mein Verdienst reicht nur für das Allernotwendigste, ich komme nie hinterher".

Weil die schwerkranke Seniorin keine Stufen mehr bewältigen kann, zog Nicole Huber mit Sohn Manuel vor wenigen Jahren in eine ebenerdige Wohnung, nahm die Mutter bei sich auf. Früher, als der Junge noch klein war, hat die Oma gelegentlich auf ihn aufgepasst, hat ihren Enkel zum Kindergarten gebracht oder abgeholt. Hilfe kann die alte Dame jetzt nicht mehr geben. "Jetzt braucht sie meine Unterstützung." Doch die alleinerziehende Mutter fühlt sich überfordert. "Ich bleibe auf der Strecke, Zeit für Hobbys, Zeit für mich habe ich nie. Auch soziale Kontakte fehlen mir völlig." Im Hamsterrad von Job, Haushalt und Pflege fühlt sie sich gefangen. Nicht immer schafft sie alles, Kind und Oma gehen vor, da bleibt manches liegen. Die Großmutter ist auf ein Sauerstoffgerät angewiesen, schafft ohne Hilfe gerade noch den Weg ins Badezimmer. Obwohl die alte Dame rundum auf Unterstützung angewiesen ist, hat der medizinische Dienst der Krankenkasse bislang eine Pflegestufe abgelehnt. Mit Unterstützung der Caritas-Familienhilfe macht Nicole Huber nun einen neuen Anlauf, sich doch Hilfe bei der Pflege zu organisieren.

Stets am Limit

Bleiben die finanziellen Sorgen: Trotz Vollzeitstelle und gelegentlichen Nebenjobs am Wochenende kommt die Familie kaum über die Runden. Für staatliche Leistungen "verdiene ich zu gut". Aber die Kosten sind hoch, die Rechnungen stapeln sich: Das Sauerstoffgerät verbraucht enorm viel Strom, die Krankenkasse übernimmt diesen Mehrverbrauch nicht vollständig. Zudem ist die Wohnung im Erdgeschoss eines Altbaus schlecht isoliert, 500 Euro muss Nicole Huber gerade wieder an Nebenkosten nachzahlen. Dann war auch noch das Auto kaputt, das sie für die tägliche Fahrt zur Arbeit braucht. Die Reparaturrechnung betrug 1000 Euro, "mein Konto ist überzogen, stets am Limit". Dazu enorme Zusatzkosten durch die kranke Großmutter für nicht erstattungsfähige Medikamente, spezielle Ernährung, die Beträge läppern sich. Unter der Situation leidet auch Manuel.

Der schlaksige Junge wächst schnell, für Kleidung, die ihm wirklich passt, ist nicht immer Geld da. Auch würde er gerne die bunten Kinderregale in seinem Zimmer gegen altersgerechte Möbel tauschen. Der SZ-Adventskalender möchte Familie Huber dabei unterstützen.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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