SZ-Adventskalender:Gerade so durch den Alltag

Wenn Kaffee und Joghurt zu Luxusgütern werden: Eine Mutter und ihre drei Kinder führen ein karges Leben

Von Petra Schafflik, Dachau

Kurz nach dem Umzug ins neue Heim ging damals ihre Ehe in die Brüche, erzählt Anika R. (alle Namen geändert). Zurück blieben unbezahlte Rechnungen, eine viel zu teure Wohnung und ein leerer Heizöltank kurz vor dem Winter. Die dreifache Mutter wollte sich nicht unterkriegen lassen, hat eine Ausbildung absolviert, eine bezahlbare Unterkunft aufgetrieben. Aber finanziell bleibt die Lage auf Dauer angespannt. "Kaffee ist für mich Luxus, und Süßigkeiten kaufe ich nicht."

Der Alltag der kleinen Familie ist strikt durchgetaktet. Vormittags, solange Leopold, Mia und Lotta in der Schule sind, arbeitet Anika R. als Kinderpflegerin. Am Nachmittag sorgt sie dafür, dass die Hausaufgaben ordentlich gemacht werden, kümmert sich um den Haushalt und vor allem die Mahlzeiten. Die jüngste Tochter leidet an Zöliakie, muss Weizenmehl und fast alle Getreideprodukte meiden. "Das geht, man muss halt aufpassen", sagt die Mutter sachlich. Das hört sich unproblematisch an. Aber das Einkaufen ist mühsam und aufwendig, weil verträgliche Produkte aus unterschiedlichen Geschäften zusammengetragen werden müssen. Und die Erkrankung belastet das Budget. Nahrungsmittel wie Nudeln oder Brot werden zum Luxus, glutenfreie Alternativen kosten leicht das Fünffache. Anika R. spart, wo sie kann, kocht alles selbst, gibt immer eine Brotzeit mit. Für einen Snack unterwegs reicht es nicht. "Die Kinder dürfen bei mir auch nicht einfach an den Kühlschrank und sich einen Joghurt rausholen."

Ein kritisches Thema ist auch Kleidung, Kinder wachsen schnell, drei Paar neue Winterstiefel sind fast unbezahlbar. Und zu Schuljahresbeginn sind rasch einige hundert Euro weg, bis alle Hefte, Stifte, Umschläge, Arbeitsmaterial und Kopiergelder bezahlt sind. Doch die Kinder sollen nicht abseits stehen. Alle sind im Sportverein aktiv, den Mitgliedsbeitrag legt Anika T. sorgsam beiseite. Lieber verzichtet sie weiter auf ihren Morgenkaffee, um ihren Kinder dieses Freizeitangebot zu ermöglichen. Aber natürlich belastet die finanzielle Not. Die beiden älteren Kinder hätten gerne ein Handy. Doch wo die Freunde lässig auf ihrem Smartphone kommunizieren, ist für Leopold und Mia nicht einmal ein Billiggerät drin. "Ich wüsste nicht, wie ich das bezahlen soll." Vordringlicher findet die Mutter sowieso Kleiderschränke und neue Betten für die jüngeren Kinder. An sich denkt sie zuletzt. Natürlich würde sie gerne mal rauskommen aus dem Alltag. Einen Film im Kino anschauen oder sich auf einen Cappuccino ins Café setzen mit einer Freundin. "Aber ich hätte niemanden für die Kinder. Und auch vom Geld her geht das nicht." Der SZ-Adventskalender möchte helfen, damit die Familie nun das nötige Mobiliar für die Kinder anschaffen und die Mutter sich auch einmal eine kleine Auszeit gönnen kann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: