SZ-Adventskalender:Flüchtlinge vor verschlossenen Türen

Die Caritas will anerkannten Asylbewerbern Wohnungen verschaffen und sie so in die Mitte der Gesellschaft holen.

Petra Schafflik

SZ-Adventskalender: Die Gemeinschaftsunterkunft an der Kufsteiner Straße in Dachau wird zum November geschlossen. Zumindest für die Familien unter den Bewohnern gibt es nun eine andere Lösung.

Die Gemeinschaftsunterkunft an der Kufsteiner Straße in Dachau wird zum November geschlossen. Zumindest für die Familien unter den Bewohnern gibt es nun eine andere Lösung.

(Foto: Joergensen)

- Der Wohnungsmarkt in der Region ist angespannt, vor allem preisgünstige Unterkünfte sind Mangelware. Besonders schwer tun sich bei der Suche nach einer Wohnung anerkannte Asylbewerber. Diese Flüchtlinge dürfen zwar aus der Gemeinschaftsunterkunft in Dachau ausziehen, finden jedoch allein auf sich gestellt kaum eine geeignete Bleibe. In der Folge bleiben die Betroffenen oft über Jahre als sogenannte Fehlbeleger in den Sammelunterkünften. Gezielte Unterstützung bei der Wohnungssuche will jetzt die Caritas mit einem "Wohnungspaten-Projekt" bieten. Ehrenamtliche Helfer sollen "Brücken bauen zwischen Flüchtlingen und Vermietern", erklärt Linda Schraysshuen, die das Vorhaben auf den Weg bringt und betreut.

Wie schwierig die Lage gerade für Flüchtlinge der Dachauer Sammelunterkunft an der Kufsteiner Straße ist, zeigt ein Blick in die Statistik. Während in Durchschnitt aller bayerischen Gemeinschaftsunterkünften 11 Prozent der Bewohner Fehlbeleger sind, liegt diese Quote in Dachau mit 44 Prozent exakt viermal so hoch. Bis zu 30 Wohnungen wären nötig, um alle 59 Flüchtlinge unterzubringen, die aktuell aus dem Barackenlager ausziehen dürfen. "Gerade für Familien mit Kindern ist das Leben in der Gemeinschaftsunterkunft schwierig", erklärt Schraysshuen, die an der FH München den Studiengang Management Sozialer Innovationen absolviert. Eine eigene, private Wohnung verbessere auch die beruflichen Perspektiven der anerkannten Asylbewerber. Und letztlich könne eine Integration nur durch ein Leben "mitten in der Gesellschaft" gelingen.

Bei der Caritas hat man sich entschlossen, dieses Wohnungssuche-Projekt zu initiieren, weil die Caritas-Beratungsstelle für Asyl der großen Zahl von Anfragen nach Wohnungen personell nicht gerecht werden kann. "In jeder Sprechstunde in der Gemeinschaftsunterkunft stehen die Leute Schlange, doch uns fehlt die Kapazität", erklärt Marion Benzait, die als sozialpädagogische Mitarbeiterin gemeinsam mit ihrem Kollegen Jeyhun Huseynov die Flüchtlinge in allen sozialen Fragen betreut. Und trotz des engen Wohnungsmarkts rechnet Marion Benzait dem Vorhaben durchaus Chancen aus. Das zeigten erfolgreiche Pilotprojekte in Augsburg und München, nach deren Vorbild das Dachauer Vorhaben konzipiert ist. Und auch das Beispiel einzelner Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft, denen ein Umzug in eine Privatwohnung schon gelungen ist, gebe Anlass zur Hoffnung. Allerdings ist dieser Schritt heraus aus der Sammelunterkunft immer nur gelungen durch die Hilfe engagierter Ehrenamtlicher, wie etwa der Helfer des rührigen Arbeitskreises Asyl.

Diese Unterstützung durch Ehrenamtliche will die Caritas im Wohnungspaten-Projekt nun intensivieren. Gezielt sollen Paten ihre Schützlinge bei der Wohnungsbesichtigung begleiten, Kontakte zu Vermietern herstellen, Ansprechpartner bei Fragen und Problemen sein. Dabei sollen die Ehrenamtlichen nicht auf sich gestellt sein, vielmehr sind Informationsveranstaltungen ebenso geplant wie ein Netzwerk zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Eine Kooperation mit Maklern, Wohnungsverwaltungen und Wohnungsbaugesellschaften ist vorgesehen, um den Zugang zum Wohnungsangebot zu erleichtern. Den potenziellen Vermietern will man Sicherheit geben, "dadurch dass durch das Projekt hinter jedem Mieter die Caritas steht". Starten wird Linda Schraysshuen zunächst mit "Mietkursen" für die Flüchtlinge, in denen über Rechte und Pflichte von Mietern informiert wird. Eine wichtige Basisinformation, so Schraysshuen. "Denn um viele Dinge, die bisher in der Gemeinschaftsunterkunft geregelt worden sind, müssen die Mieter sich selbst kümmern." Der SZ-Adventskalender wird das Vorhaben finanziell unterstützen. Noch werden aber ehrenamtliche Helfer gesucht. Wer Interesse hat, kann einen Informationsabend Ende Januar besuchen, der Termin wird noch bekannt gegeben. Auskünfte gibt es unter Telefon 08131/298-1100.

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