SZ-Adventskalender:Der Talker gibt Jakob eine Stimme

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Das elektronische Gerät erlaubt Kindern, die nicht sprechen können, sich mitzuteilen und verändert dadurch ihr Leben

Von Petra Schafflik, Schönbrunn

"Mir ist langweilig", tönt es aus dem kleinen schwarzen Kasten, den Jakob (Name geändert) vor sich liegen hat. Seit einer halben Stunde unterhält sich der Zwölfjährige schon mit dem Gast, während draußen seine Freunde spielen. Also nichts wie raus. Dass er sich so mitteilen kann, ist für den aufgeweckten Jungen eine neue Erfahrung. Denn Jakob, der am Down Syndrom leidet, kann wegen seiner Behinderung kaum sprechen. Seit wenigen Wochen gibt ihm aber ein sogenannter Talker eine Stimme. Das elektronische Gerät "spricht" auf Knopfdruck für ihn. Es ist speziell auf seine Bedürfnisse und Fähigkeiten abgestimmt. Jakob kann endlich mit anderen sprechen, die Initiative ergreifen und seine Ideen mitteilen. So wie Jakob geht es vielen der 120 Kinder und Jugendlichen, die im Franziskuswerk Schönbrunn leben, zur Schule oder in die heilpädagogische Tagesstätte und Kindergruppe gehen.

"60 Prozent von ihnen können nicht über Sprache kommunizieren", erklärt Heilpädagogin Elisabeth Picone, die als Fachberaterin den Einsatz moderner, elektronischer Hilfsmittel koordiniert. Moderne Technik ermöglicht so den jungen Leuten mehr Selbstbestimmung und aktive Teilhabe an der Gemeinschaft. Noch entdeckt Jakob sein Kommunikationsgerät erst, erkundet neugierig, was hinter den Symbolen, Ziffern, Buchstaben und Bildern steckt. Doch die entscheidende Funktion hat er sofort begriffen: Endlich muss er, der alles versteht aber selbst nur "ja" oder "nein" klar aussprechen kann, nicht mehr warten, bis ihm sein Gegenüber die passende Frage stellt. Oder darauf hoffen, dass die Gebärdensprache, die er perfekt beherrscht, auch verstanden wird. Nein, ein Knopfdruck, und er wirft selbst ein Stichwort in die Unterhaltung. Ein paar Tasten gezielt gedrückt, schon stellt der Bub seine Familie vor und berichtet vom spannenden Kinobesuch. Auch dass er Nutella über alles liebt, "die schmeckt lecker". Zu Weihnachten, das kann sein Gesprächspartner nun schnell erfahren, wünscht sich Jakob viel Schnee, um mit seinem Bruder eine lustige Schneeballschlacht zu veranstalten. Für den schon bisher sehr kontaktfreudigen Jakob ist der Talker ein treuer Begleiter, ob zu Hause, in der Schule oder Freizeit. Nie vergisst er das Gerät zu Hause oder lässt es in der Schule liegen. "Das zeigt, wie wichtig ihm das Gerät ist", erklärt Picone. Der Junge habe viel zu sagen. "Nun kann er seine Ideen auf einfache Weise mitteilen."

Die sprachliche Kommunikation ist von elementarer Bedeutung: Menschen, die sich nicht unmittelbar verständigen können, die deshalb oft missverstanden oder nicht beachtet werden, ziehen sich irgendwann zurück und resignieren - so hat Picone es oft genug erlebt. Die Zahl nichtsprechender Kinder und Jugendlicher ist im Franziskuswerk Schönbrunn deutlich gestiegen. Wenn ihnen elektronische Hilfsmittel eine Sprache geben, verändert das ihr Leben. Entscheidend ist es, unter den einfachen bis hochkomplexen Systemen das individuell passende zu finden. Ein aufwendiger, aber wichtiger Prozess, erklärt die Expertin. Denn nur ein maßgeschneidertes Gerät wird später auch im Alltag genutzt und als Bereicherung empfunden. Der SZ-Adventskalender unterstützt das Franziskuswerk bei der Anschaffung eines speziellen "Rehatalkpads". Dieses Gerät bietet unterschiedliche Systeme in einem und unterstützt die Suche nach einer passgenauen Kommunikationsunterstützung. Die Kinder und Jugendlichen können damit testen, welches System ihnen am meisten hilft.

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