Stören verboten:Gänschen klein

Stören verboten: Sehen kann man nicht viel, hören dafür umso mehr: Kommt man der Insel des Waldschwaigsees nahe, macht sich ein empörtes, lautes Schnattern breit.

Sehen kann man nicht viel, hören dafür umso mehr: Kommt man der Insel des Waldschwaigsees nahe, macht sich ein empörtes, lautes Schnattern breit.

(Foto: Michael Matziol/oh)

Am Waldschwaigsee brütet eine Kolonie von Graugänsen. Kommt man der Insel nahe, macht sich ein empörtes Schnattern breit

Ein empörtes, lautes Schnattern ist zu hören, als sich ein Stand-up-Paddler auf seinem Board der Insel im Waldschwaigsee nähert. Dort brüten derzeit Graugänse. Hartmut Lichti von der Kreisgruppe Dachau des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) rät, den Tieren in dieser Zeit nicht zu nahe zu kommen. Die Graugänse sondern sich während der Brutzeit in Paaren ab und können in dieser Phase auch gegenüber Artgenossen aggressiv werden. Natürlich solle man die Graugänse grundsätzlich nicht stören. Abstand halten sollte man aber immer dann, wenn die Jungen schließlich geschlüpft sind. Kommt man den Tieren zu nah, "dann meckern sie auch dementsprechend", sagt Hartmut Lichti.

Ein Stand-up-Paddler stört

Auf der kleinen Insel im Waldschwaigsee sollte es den Graugänsen also gefallen. Dort sind sie, jedenfalls meistens, wenn nicht gerade ein Stand-up-Paddler auf seinem Board vorbei schwimmt, relativ ungestört. Auch vor anderen Tieren, zum Beispiel vor Hunden, sind sie dort sicher. Sonst sind die Graugänse recht unkompliziert, was ihren Lebensraum betrifft. Sie bräuchten natürlich ein Gewässer, sagt Hartmut Lichti, und genug geeignete Nahrungsquellen. Die Graugänse ernähren sich vor allem von Gräsern und weiden auch häufig mal auf den Liegewiesen an den Seen. Sie brauchen also größere Wiesenflächen und fühlen sich nicht wohl, "wenn da jetzt ein dichter Wald wäre", sagt Lichti.

Die Gänse brüten zwischen März und Ende April 27 bis 29 Tage lang. Diese Dauer ist bei der Größe der Tiere normal. "Große Vögel brauchen immer ein wenig länger", meint Hartmut Lichti. Sie legten zumeist zwischen vier und neun Eier, wobei durch Fressfeinde oder auch Störungen am Brutplatz ein Teil des Geleges verloren gehen kann. Nachdem sie geschlüpft sind, bräuchten die Jungen 45 bis 60 Tage, bis sie schließlich fliegen könnten, erzählt der Vogelschützer. Selbstständig werden die Jungvögel aber erst im kommenden Frühjahr.

Die Graugänse brüten erst seit den Fünfzigerjahren in Bayern. Hartmut Lichti weist auf die Gänse von Konrad Lorenz hin. Der Verhaltensforscher hat in den Fünfzigerjahren am Ammersee Versuche mit Gänsen gemacht. Einige der Graugänse, die heute in Bayern leben, sind Nachkommen dieser Gänse. Heute seien sie nicht selten und vermehrten sich gut in der freien Natur, sagt Hartmut Lichti.

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