Stichwahl in Dachau:Spannende Konstellationen

Die Ergebnisse der Stadtratswahl lassen vermuten, dass Bürgel mit Herausforderer Hartmann wirklich zu kämpfen hat.

Von Walter Gierlich

Stichwahl in Dachau: Ungewöhnliche Fahrgäste: In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden Urnen mit Stimmzetteln von Stadtbussen aus den Wahllokalen ins Rathaus gebracht.

Ungewöhnliche Fahrgäste: In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden Urnen mit Stimmzetteln von Stadtbussen aus den Wahllokalen ins Rathaus gebracht.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Acht Parteien und Gruppierungen sind am Sonntag zur Stadtratswahl angetreten - und alle acht haben den Sprung ins Rathaus geschafft. Das Wahlergebnis zeigt jedoch, dass es kein Zufall war, dass Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) in zwei Wochen in die Stichwahl gegen SPD-Bewerber Florian Hartmann muss. Bürgel kam auf 47,30 Prozent, zweieinhalb Prozent weniger als im ersten Wahlgang 2008. Auch seine Partei musste Federn lassen: Die CSU fiel von 40,5 auf 38 Prozent und hat künftig statt 17 nur noch 15 Sitze im Stadtrat. Erschreckend niedrig war die Wahlbeteiligung: Lediglich 43,5 Prozent der Berechtigten gaben ihre Stimme ab.

"Die zwei Sitze, die tun uns sehr weh", sagt der CSU-Ortsvorsitzende Peter Strauch. Für ihn gibt es vor allem zwei Gründe für den Verlust der beiden Mandate: "Wir konnten unsere Stammwähler nicht mobilisieren", sagt er zum einen. Und die Bürger für Dachau, des abtrünnigen SPD-Stadtrats Horst Ullmann: "Die haben uns mehr geschadet als der SPD." Das sieht auch Christian Stangl so: "Die Ullmann-Liste schlägt bei uns ins Kontor." Denn so erklärt Stangl: "Die Bürger für Dachau sind eine eher konservative Liste." Der CSU-Fraktionschef im Stadtrat ist insgesamt dennoch mit dem Ergebnis zufrieden. Das schwächer als erhoffte Abschneiden sei auch der niedrigen Wahlbeteiligung geschuldet: "Die Mobilisierung war schwierig", betont er.

"Wir haben nichts zugelegt, aber auch nichts verloren, wie es prognostiziert wurde", sagt der SPD-OB-Kandidat Hartmann mit Blick auf sieben Stadtratssitze wie schon 2008. "Nach dem ganzen Gerede, dass wir verlieren werden, ist das Ergebnis schon mal zufriedenstellend." Angesichts der acht Gruppierungen im Stadtrat spricht der Überraschungsmann des Sonntags von einer "grundsätzlich spannenden Konstellation."

Zu den Verlierern zählt neben der CSU auch die Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB), die von 13,1 auf 9,3 Prozent absank und zwei ihrer 2008 errungenen sechs Sitze einbüßte. Unerklärlich für ÜB-Fraktionschef und OB-Kandidat Rainer Rösch und den ÜB-Vorsitzenden Markus Kandler. "Vielleicht hätten wir öfter zuspitzen müssen, nicht so sehr auf Konsens setzen", meint Kandler selbstkritisch und ergänzt: "Ich tue mir im Moment schwer, das zu analysieren." Rösch sieht gewisse Probleme, die Stadtratsarbeit bekannt zu machen. Er erinnert auch daran, dass mit Helmut Höfelmaier und Peter Denk zwei langjährige, sehr bekannte Stadträte nicht mehr kandidierten.

Thomas Kreß, der Fraktionschef der Grünen, ist zufrieden, "dass wir wieder vier Sitze haben." Seine Partei legte um ein Prozent zu und ist erstmals drittstärkste Kraft. Das Bündnis von Dachau (vier Sitze) und die Freien Wähler (drei Sitze) gewannen jeweils einen Sitz dazu. Schön, das wir einen Sitz zugelegt haben", sagt Bündnis-Fraktionsvorsitzender Kai Kühnel, der den Erfolg der Liste Bürger für Dachau als "deprimierend" bezeichnet. Die Liste des aus der SPD ausgetretenen Stadtrats Horst Ullmann holte aus dem Stand 4,9 Prozent und zwei Mandate, die FDP blieb bei einem Sitz. "Wir haben das erhofft, aber nicht erwartet. Ich bin echt zufrieden", sagt Ullmann erfreut. Jetzt will er Kontakt mit der FDP, also mit Jürgen Seidl, aufnehmen, um gemeinsam Fraktionsstärke zu erreichen.

Gewählt wurden: CSU Peter Bürgel, Christian Stangl, Gertrud Schmidt-Podolsky, August Haas, Dominik Härtl, Günter Dietz, Christine Unzeitig, Wolfgang Moll, Peter Strauch, Elisabeth Zimmermann, Silvia Kalina, Katja Graßl, Anton Limmer, Florian Schiller, Benedikt Hüller. SPD Florian Hartmann, Volker C. Koch, Christa Keimerl, Günter Heinritz, Sören Schneider, Sophie Kyriakidou, Sylvia Neumeier. Grüne Thomas Kreß, Luise Krispenz, Helmut Esch, Jasmin Lang. Bündnis für Dachau Kai Kühnel, Sabine Geißler, Michael Eisenmann, Bernhard Sturm. ÜB Rainer Rösch, Ingrid Sedlbauer, Franz Vieregg, Peter Gampenrieder. Freie Wähler Claus Weber, Robert Gasteiger, Edgar Forster. Bürger für Dachau Horst Ullmann, Norbert Winter. FDP Jürgen Seidl

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