Stadtrat-Weihnachstfeier:Dominik Härtls Dachau-TV

Mitten in der Altstadt zerdepperte Dachaus Kulturreferent Dominik Härtl zwei Bierflaschen, steckte sie in den Schnee und knipste sie. Warum er das tat, hat sich nun aufgeklärt.

Melanie Staudinger

Es geschah vor knapp einer Woche: Dachaus Kulturreferent Dominik Härtl (CSU) zerschlägt inmitten der Altstadt zwei Bierflaschen, vergräbt sie zum Teil im Schnee und macht ein Foto, im Hintergrund ist die neue Kultur-Schranne zu sehen. Nun wäre Dachau nicht Dachau, wenn irgendwer dort irgendetwas unbeobachtet machen könnte. Und so wurde auch der Kulturreferent erwischt. SPD-Stadtrat Günter Heinritz beobachtete die Szene genau - wie er darauf reagierte, ist nicht bekannt.

Stadtrat-Weihnachstfeier: "Is' das Kunst oder kann das weg?" Beim Weihnachtsessen des Stadtrats brilliert Kulturreferent Dominik Härtl mit einer satirischen Einlage.

"Is' das Kunst oder kann das weg?" Beim Weihnachtsessen des Stadtrats brilliert Kulturreferent Dominik Härtl mit einer satirischen Einlage.

(Foto: Toni Heigl)

Erst am Mittwoch sollte sich aufklären, was Härtl mit dem Foto plante. Für die Weihnachtsfeier des Stadtrats im Schloss hatte er mit seinem Fraktionskollegen Florian Schiller eine kleine Aufführung einstudiert. Die beiden boten eine fiktive Nachrichtensendung auf "Dachau TV" dar - in Anlehnung an die Internetseite des städtischen Wirtschaftsförderers Stefan Wolf, der im Internet unter www.dachau-tv.de Informationen über die Stadt Dachau im Videoformat gibt.

Bei Härtl waren es keine Filme, er und Schiller zeigten eine Licht-Ton-Präsentation, oder für die jüngeren: eine Präsentation mit Laptop und Beamer. Nachrichtensprecher Härtl berichtete von Bürgern, die sich über die vermüllte Altstadt beschwerten. Bevor der Bauhof zur Reinigung ausrücken konnte, musste aber erst einmal geklärt werden, ob es sich wirklich um Müll oder nicht doch um etwas anderes, vielleicht sogar Kunst handelt. Schließlich will die kommunale Neue Galerie ja mit neuem mobilen Konzept in der Altstadt punkten.

Auch präsentierte Härtl auf einem T-Shirt den neuen Werbespruch des Zweckverbands Dachauer Galerien und Museen: "Is' das Kunst, oder kann das weg?" Wer denkt, der Kulturreferent hadere mit dem Zweckverband, der irrt. Im wirklichen Leben zählt Härtl zu dessen größten Befürwortern. Ist ja alles nur Show für Dachau TV.

Härtl griff auch den Bannerstreit eines Dachauer FC-Bayern-Fanclubs mit der Uefa auf. Für die Stadt soll es einen neuen Slogan geben. Die CSU schlug "Dachau ist Bauträgers Liebling" vor, das Bündnis "Keine Kohle mehr, und das ist gut so". OB Peter Bürgel würde gerne mit "Dachau - wir sind doch keine Frittenbude" werben. Doch der Vorschlag der fraktionslosen Stadträtin Elisabeth Schilhabel setzte sich durch: "Dachau - diese Stadt ist so hässlich." Der Städtename wird durchgestrichen, damit Fans das Banner mit ins Stadion nehmen können.

Schiller griff in seinem Bericht zur politischen Großwetterlage die Eskapaden Schilhabels auf: "In den Stadtratssitzungen kommt es häufig zum Ausstoß heißer Luft, auch Föhn genannt." Nur lasse sich der rechtlich eben aus dem Gremium nicht ausschließen.

Macht auch nichts, denn der humoristische, wenn auch erfundene Rückblick hatte einen wahren Kern: Bei allen politischen Verschiedenheiten herrscht im Stadtrat ein konstruktiver Umgang. Man arbeitet zusammen, man diskutiert zusammen, man feiert zusammen. Und man kann über sich selbst lachen.

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