Ein Riesengeheimnis haben Stadträte und Stadtverwaltung nach ihrer Klausurtagung zum Thema Verkehr um deren Ergebnisse gemacht. Doch jetzt, wo der Öffentlichkeit endlich das Leitbild vorgestellt wurde, reibt man sich verwundert die Augen: Hatte man doch angesichts der Heimlichtuerei und des vereinbarten Stillschweigens, das tatsächlich von keinem einzigen Stadtrat gebrochen wurde, mit Überraschungen rechnen dürfen - etwa, dass die umstrittene Nord-Ost-Umfahrung gekippt oder die Altstadt zur Fußgängerzone werde.
Doch nichts dergleichen: Ein Sammelsurium von - mit Verlaub - schönen Sprüchen und Banalitäten, das wirklich bestenfalls den kleinsten gemeinsamen Nenner zwischen den verschiedenen grundsätzlichen Vorstellungen der einzelnen Fraktionen darstellt, wie Verkehrsreferent Volker C. Koch sagte. Die 14 Leitsätze mögen ja hehre Zielsetzungen ausdrücken, doch sind sie so auslegungsfähig, dass es spätestens dann wieder den üblichen Streit geben dürfte, wenn es um konkrete Projekt geht. Wenn die Stadträte sich vornehmen, die Attraktivität der Innenstadt durch eine Beruhigung des Verkehrs erhöhen zu wollen, klingt das ganz prima. Doch mögen die einen darunter die Einrichtung einer Fußgängerzone verstehen, während die anderen schon in einer Tempo-30-Zone ausreichende Beruhigung sehen. Wenn's zum Schwur kommt, hilft das schöne Leitbild in so einem Fall also auch nicht weiter.
Noch vager lesen sich andere Punkte: Wenn die Stadträte die Verkehrssicherheit aller Mobilitätsteilnehmer - welch ein Wortungetüm - erhöhen wollen, fragt man sich sofort: Auf welche Weise? Soll das Tempo der Autofahrer flächendeckend auf 30 Stundenkilometer reduziert werden? Oder werden Gehsteige verbreitert? Wie der Verkehr der Zukunft in Dachau aussehen soll, ist aus dem Leitbild jedenfalls nicht herauszulesen.