Renovierung der Stadtpfarrkirche:Sankt Jakob reloaded

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Die Außensanierung der Stadtpfarrkirche ist fast abgeschlossen, doch für Innenarbeiten fehlt das Geld. Ein aufwendig produzierter Film über das Dachauer Wahrzeichen soll nun beim Fundraising helfen

Von Jacqueline Lang

Dachau - Für die Restaurierung alter Gebäude braucht es viel Fingerspitzengefühl: Wann hat es Sinn, Altes durch Neues zu ersetzen und welche Bestandteile müssen in jedem Fall im Originalzustand erhalten bleiben? Der Pfarrei der Kirche Sankt Jakob ist dieser Spagat bei der Sanierung der äußeren Fassade und des Treppenhauses im Glockenturm ausgesprochen gut geglückt und das sogar unter Einhaltung des vorgesehenen Zeitplans und ohne den vorgegebenen Kostenrahmen von 1,4 Millionen Euro zu sprengen.

Begonnen wurden die Arbeiten im Frühjahr 2016, fertig werden wollte man am 31. Oktober 2017. "Das Gerüst konnten wir sogar schon frühzeitig, nämlich Mitte Oktober abbauen", sagt Franz Blatt, Kirchenpfleger der Pfarrei. Einzig die Sonnenuhr an der Südseite und einige Grabsteine, die in die Fassade eingelassen sind, bedürfen noch eines neuen Anstrichs. Im Fall der Sonnenuhr arbeiten Blatt und die Pfarrei noch an einer adäquaten Lösung. Dieser letzte Schritt soll allerdings spätestens in diesem Frühjahr vollzogen werden. Blatt ist zuversichtlich, dass man eine Lösung finden wird, mit der alle Seiten leben können, Kirche wie Denkmalpfleger. Die Epitaphien wurden bereits wieder instand gesetzt, und Restaurator Roland Strommer arbeitet nun noch in Feinstarbeit mit einem Pinsel daran, die Inschriften der Tafeln, die an allen Seiten des Gebäudes zu finden sind, wieder lesbar zu machen.

Der Wachszieher Georg Ertl

Ein besonderer Fund während der Restaurierung, von dem Blatt berichtet: "Auf einem der Grabsteine wurde auf der Rückseite das Gemälde des Verstorbenen Georg Ertl gefunden." Ertl war ein Lebzelter, der von 1624 bis 1644 in Dachau gelebt hat. Der Beruf des Lebzelters und Wachsziehers, der sich später zum Konditor weiterentwickelt hat, ist heute weitgehend vergessen, war damals jedoch eine hoch angesehene Tätigkeit. Diese besondere Tafel soll nun im Inneren der Kirche angebracht werden, wo sie der Witterung nicht mehr ausgesetzt ist. Zusätzlich möchte die Pfarrei einen Fotodruck der Rückseite neben der Tafel anbringen. Man wolle diesen Fund natürlich auch den Kirchengängern nicht vorenthalten, sagt Blatt.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Vieles, aber nicht alles neu: Auf den Kirchturm von St. Jakob führt nun eine neue Treppe samt stählerner Balustrade.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Der Dachstuhl des Kirchenschiffs wurde ebenso einer Restaurierung unterzogen...

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(Foto: Niels P. Joergensen)

...wie vereinzelte Grabtafeln...

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(Foto: Niels P. Joergensen)

...und die Sonnenuhr.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Bis das Ordinariat die nötigen Mittel für die Restaurierung des Innenraums der Sankt Jakobs Kirche aufbringen kann, werden wohl noch einige Jahre vergehen.

Wer in der Vergangenheit schon einmal den Kirchturm von Sankt Jakob emporgestiegen ist, weiß, dass dies immer ein Balanceakt war: unebene Stufen, lose Bretter und statt eines stabilen Treppengeländers nur ein dünnes Seil. Die neue Treppe mitsamt der stählernen Balustrade und der, bis hoch ins Dachgeschoss verlegten Elektrik dürften nun jedoch eine wahre Freude für jeden Sicherheitsbeauftragen sein, davon ist Blatt überzeugt. Die Stufen und die einzelnen Etagen wurden mit Holzbrettern geebnet und verstärkt, das Geländer ist befestigt, überall finden sich Lichtschalter und für die letzten Meter, zum Erklimmen des eigentlichen Glockenturms, wurde sogar eigens eine Sicherheitstreppe angebracht, die man nun mit einem Seil gesichert hinaufsteigen kann.

400 Jahre alte Balken

Was nach drastischer Veränderung klingt, ist in Wahrheit eine gekonnte Kombination aus alt und neu: Die zum Teil 400 Jahre alten Balken sind, soweit möglich, in der neuen Treppenkonstruktion verbaut. Die Joche der Glocken, wie man die drehbar gelagerten Tragbalken nennt, die zwischenzeitlich aus Stahl waren, sind nun wieder aus Holz. Für die Schwingung der Glocken sei eine Konstruktion aus Holz von Vorteil, da sie so freier im Turmschwingen könnten, sagt Blatt.

Nicht nur die Vorgaben von Denkmalschutz und die strengen Sicherheitsauflagen galt es zu beachten - irgendwann stand sogar der Bund Naturschutz auf dem Plan, um zu prüfen, ob es notwendig ist, Nistkästen im Inneren des Turms anzubringen. Doch die Dohlen, die seit jeher im Kirchturm nisten, hätten sich längst zwischen den Schallbrettern im Turm häuslich eingerichtet. Somit sei diese Änderung glücklicherweise nicht nötig gewesen, sagt Blatt. Im Zuge der Restaurierung bekamen auch das Kreuz samt Engel auf der Spitze des Kirchenturms und die Kirchenuhr einen frischen Anstrich verpasst.

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(Foto: Repro: Günther Strittmatter)

Bei den Restaurierungsarbeiten ist man auf der Rückseite einer Grabtafel auf das Bild von Georg Ettl gestoßen.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Prunkvolles Mobiliar im Dachstuhl der Kirche.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Wird ebenfalls saniert: der Glockenturm.

Natürlich ist es damit längst nicht getan. An so einem alten Gebäude hören die Reparaturen nie auf. So würde die Pfarrei im Anschluss an die Außensanierung am liebsten direkt mit der Restaurierung des Innenraums beginnen. Viele kleine und größere Risse durchziehen die Wände, ab und zu bröckelt der Stuck von der Decke. Doch weil die Gemeinde ohne eine sogenannte stiftungsaufsichtsrechtliche Genehmigung vom Ordinariat keine Bauarbeiten beschließen darf, muss sie warten, bis das Ordinariat wieder Baumaßnahmen genehmigt. Das kann jedoch dauern, denn die zur Verfügung stehenden Mittel sind bereits über Jahre hinweg an andere Projekte vergeben.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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