Stadtbücherei:Onleihen statt ausleihen

Schmökern per Internet: Die Dachauer Stadtbücherei baut ihr Angebot für digitale Medien aus.

Petra Schafflik

Buchmesse Leipzig - eBooks

E-Books auf dem I-Pad: Die digitalen Angebote der Büchereien finden immer mehr Freunde.

(Foto: dpa)

Der Markt für E-Books wächst, immer mehr Bücherfreunde nutzen elektronische Lesegeräte. Die Stadtbücherei hat diesen Trend früh erkannt und bietet bereits seit 2009 auch digitale Medien kostenlos zum Ausleihen per Internet an. Ein Angebot, das sich jetzt auf einen Schlag vervielfacht. Denn die Dachauer Bibliothek hat sich mit 14 weiteren oberbayerischen Büchereien zusammengeschlossen. Gemeinsam bieten die Partner auf der Plattform Leo-Süd (Lesen Online Südbayern) jetzt ihre elektronischen Medien an. Die Leser der Stadtbücherei profitieren von der Kooperation, sagt Büchereichef Steffen Mollnow.

"Ein besseres Angebot zum gleichen Preis." Die digitale Bibliothek macht es möglich, E-Books und andere Dateien wie zum Beispiel Zeitschriften oder Hörbücher, ganz bequem von zu Hause aus und rund um die Uhr herunterzuladen. Schon jeder siebte der 7500 Leser der Dachauer Stadtbücherei nutzt die Onleihe, wie das Ausleihen per Internet heißt. Und findet seit dem Start von Leo-Süd eine breitere Palette vor, statt 1800 Medien nun mehr als 6000. "Wir konnten das Angebot thematisch verbreitern", so Mollnow. Weil sich die Partner die Kosten für den technischen Betrieb teilen, werden in Dachau künftig weitere Mittel frei, die für neue Medien eingesetzt werden können. Gemeinsam können auch technische Weiterentwicklungen vorangetrieben werden. Bisher bleiben entliehene elektronische Dateien 21 Tage auf dem Lesegerät, danach werden sie automatisch gesperrt. Die fristgerechte Rückgabe kann also kein Leser verpassen, Säumniszuschläge gibt es beim E-Book nicht. Doch jetzt soll auch eine vorzeitige Rückgabe, die bisher nicht möglich ist, entwickelt werden. Damit können Vielleser häufiger neue Medien herunterladen.

Mit dem Start von Leo-Süd steigen einige der Kooperationspartner erst ein in die elektronische Ausleihe, Dachau dagegen hat ein digitales Angebot bereits vor vier Jahren in Eigenregie installiert. "Weil wir modern und kundenfreundlich sein wollen", sagt Mollnow. Nur ein attraktives Angebot halte die Leser, "wer einmal weg ist, ist schwer zurückzuholen". Da die Bücherei von der Stadt mit einem soliden Medienetat ausgestattet werde, "haben wir das Experiment gewagt". Dachau war damit einer der Vorreiter dieses Systems. Denn bis heute gibt es laut dem Büchereifachverband Sankt Michaelsbund in ganz Deutschland gerade einmal knapp 700 und in Bayern rund 70 öffentliche Bibliotheken, die eine Onleihe anbieten.

Der Erfolg war auch in Dachau zunächst ungewiss, die Zahl der Nutzer dümpelte lange Zeit um die 200, erinnert sich Bibliotheksleiter Mollnow. "Doch 2012 ging es los, die Zahl der Nutzer hat sich schlagartig erhöht." Das Angebot von preiswerteren Lesegeräten machte diese Form der Lektüre für viele interessant. Inzwischen nutzen 500 Leser die Onleihe. Aus Gesprächen weiß Mollnow, "dass es ganz, ganz viele mal ausprobieren, jeder zweite bleibt dann dabei." Meist seien es Viel-Leser, die neben dem physischen Buch auch elektronisch lesen. Nach dem Motto: Zu Hause das Buch, im Urlaub oder in der S-Bahn den E-Reader.

E-Books mögen im Trend sein, doch sie bleiben stets nur eine Facette im umfassenden Bibliotheks-Konzept. Das setzt darauf, durch ein breites Angebot von der Leseförderung für Kinder bis zu anspruchsvollen Lesungen die Lesekultur umfassend zu fördern. Gerade weil elektronische Medien boomen, "haben Büchereien eine Zukunft vor allem als Orte der Begegnung".

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