Stadt Dachau:Die Lotsen gehen von Bord

In Dachau-Ost fehlen Schulweghelfer - für die Sicherheit der Schüler sind sie aber enorm wichtig, die Straßen sind dichter befahren als in anderen Stadtteilen.

Petra Schafflik

Nirgendwo in der Stadt gibt es so wenige Schulweghelfer wie in Dachau-Ost - nirgendwo sonst sind aber auch die Straßen so dicht befahren. Für fünf Querungen sind nur 16 Männer und Frauen verantwortlich. "Viel zu wenige", sagt Petra Nachtmann, die an der Grundschule-Ost die Lotsen koordiniert. "Es klappt nur noch, weil einige täglich im Einsatz sind", sagt Nachtmann, die selbst einspringt, wenn sich Lücken im Dienstplan auftun. Eigentlich sollten die Helfer maximal einmal in der Woche im Einsatz sein, damit der Dienst sich in den Alltag integrieren lässt und nicht rasch als Belastung empfunden wird.

Stadt Dachau: Zweimal die Woche sorgt Schulweghelferin Petra Golob dafür, dass die Kinder in Höhe der Leipziger Straße sicher über die vielbefahrene Sudetenlandstraße kommen.

Zweimal die Woche sorgt Schulweghelferin Petra Golob dafür, dass die Kinder in Höhe der Leipziger Straße sicher über die vielbefahrene Sudetenlandstraße kommen.

(Foto: DAH)

Dabei sind Schulweghelfer gerade in Dachau-Ost wichtig, betont Stefan Januschkowetz vom städtischen Ordnungsamt. "Nirgendwo haben wir auf Schulwegen auch nur annähernd soviel Verkehr wie hier." Zum Vergleich: im Einzugsgebiet der Klosterschule sorgen 50 Helfer an sieben Überwegen für Sicherheit. "Dort werden einige Stellen auch mittags besetzt", sagt Ordnungsamtsleiter Januschkowetz. Rund um die Schule Süd teilen sich 33 Schulweghelfer den Dienst an ebenfalls sieben Überwegen, in Augustenfeld sichern 20 Helfer drei Überwege.

Noch kann sich Petra Nachtmann, die selbst Mutter von zwei Schulkindern ist, auf ihr Team verlassen, das durch Mehreinsatz die Lücken ausfüllt. Die 16 Lotsen sind nun häufiger im Einsatz: Petra Golob zum Beispiel sichert zweimal die Woche ab 7.30 Uhr und freitags kurz nach 11 Uhr in gelber Warnweste den Überweg an der Sudetenlandstraße. "Wegen meiner eigenen Kinder habe ich angefangen", erzählt die zweifache Mutter. Weil immer wieder Helfer fehlten, ist sie seit neun Jahren trotz Berufstätigkeit dabei geblieben. Den Kontakt zu den Kindern möchte Petra Golob inzwischen nicht mehr missen. "Da würde mir etwas fehlen", lacht sie. Gegen Regen oder Kälte wappnet sie sich mit passender Kleidung, "die Kinder müssen ja auch raus und die 20 Minuten schafft man". Der Einsatz von Petra Golob und den übrigen 118 Schulweghelfern ist notwendig. Die mit Signalkellen und Warnweste deutlich erkennbaren Lotsen gäben den Kindern die Sicherheit, "dass Autos auch wirklich am Zebrastreifen und bei Rot anhalten", erklärt Stefan Januschkowetz. Wo kein Schulweghelfer stehe, würden Kinder dagegen von Autofahrern schon einmal übersehen oder einfach nicht beachtet.

Das zeigt sich auch an der Statistik: "Wir haben seit Jahrzehnten keine Unfälle an gesicherten Überwegen." Für ihren Dienst erhalten Schulweghelfer eine steuerfreie Aufwandsentschädigung von 4,50 Euro pro Einsatz. "Das Budget von 30.000 Euro jährlich wird vom Stadtrat regelmäßig einstimmig bewilligt." Trotzdem werde es zunehmend schwieriger, Helfer zu finden, beobachtet Petra Nachtmann. So hätten sich in Dachau-Ost zu Schuljahresbeginn gerade zwei Mütter gemeldet, bei 100 Erstklässlern. "Aber Schulweghelfer ist kein Dienst nur für Eltern." Auch junge Leute oder rüstige Senioren seien willkommen im Team. Wer die Lotsen unterstützen möchte, kann sich bei der Stadt Dachau unter der Telefonnummer 75-214 oder bei der Grundschule Ost unter der Telefonnummer 106 37 melden.

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