Spendenaufruf:Mehr Geld, bitte

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Die Telefonaktion des Roten Kreuzes stößt nicht bei allen Fördermitgliedern auf Verständnis.

Von Philip Kammerl

Kreisgeschäftsführer Markus Crhak bedauert Anrufe, die schief laufen. (Foto: DAH)

Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz sind auf Beiträge und Spenden angewiesen. Werbung und Kontaktpflege sind für sie besonders wichtig, damit die Einnahmequellen weiter sprudeln. Über die Kontaktpflege des Dachauer BRK-Kreisverbandes sind einige Mitglieder jetzt allerdings verärgert. Eine vom Kreisverband beauftragte Firma hat Mitglieder angerufen und sie aufgefordert, ihre Beiträge doch zu erhöhen. Die Betroffenen zeigen dafür nicht immer Verständnis.

"Ich habe mich sehr über die Penetranz der Anruferin geärgert", sagt eine 61-jährige Karlsfelderin, die den Dachauer Kreisverband des BRK seit Jahren mit 100 Euro jährlich unterstützt. "Natürlich sind 100 Euro nicht die Welt", sagt die Spenderin, "aber ich denke, dass man mit so einem Betrag doch auch zufrieden sein könnte." Die Dame habe diesen Eindruck allerdings nicht vermittelt. "Immer wieder hat sie mich aufgefordert, mehr zu geben. Ich war am Ende des Gesprächs richtig sauer."

Ähnlich erging es einem anderen Fördermitglied, das ebenfalls in Karlsfeld wohnt.

"Ich habe den Verlauf des Telefonats als eine Unverschämtheit empfunden", sagt der 74-Jährige. "Bisher habe ich pro Jahr 120 Euro gespendet. Nach dieser Aktion gebe ich gar nichts mehr und kündige." Dass Telefonate dieser Art Mitgliedern unangenehm werden können und die Spendenwilligkeit zunächst eher vermindern als erhöhen, liegt selbstverständlich nicht im Sinne des Roten Kreuzes.

"Die Anrufe sollen gewiss nicht dazu führen, sich bedrängt zu fühlen oder zu etwas überredet zu werden, das man nicht will", betont Markus Crhak, Kreisgeschäftsführer des Roten Kreuzes Dachau. Er bedauert es sehr, wenn die Telefonate in Einzelfällen "schief laufen". Schließlich gehe es in den Telefonaten primär darum, sich bei den Mitgliedern für ihre Beiträge und Unterstützung zu bedanken, Daten abzugleichen und den Mitgliedsbestand zu erhalten - die Bitte um eine mögliche Spendenerhöhung solle lediglich das Ende des Gesprächs bilden, so Crhak.

Aktionen dieser Art werden von jedem Kreisverband eigenständig im Abstand von einigen Jahren durchgeführt. Die letzte in Dachau liege fünf Jahre zurück. "Würden wir uns 20 Jahre lang nicht um den Erhalt unserer Mitgliederzahl bemühen, würde es uns schon bald massiv an Unterstützern fehlen." Und auf eben jene ist das Rote Kreuz laut Crhak stark angewiesen. "Es gibt eigentlich keinen Bereich, der nicht von Spenden und Helfern profitiert. In der Dachauer Tafel arbeiten beispielsweise nur Ehrenamtliche und die Fahrzeuge müssen wir selbst durch Spenden beschaffen." Neben den Fahrzeugen seien auch die Ausbildung, Verpflegung und Reisekosten für ehrenamtliche Helfer ausschließlich spendenfinanziert.

Fördermitglieder erhielten nicht nur die Gewissheit, dass das Rote Kreuz weiterhin im Rettungs- und Pflegedienst, Katastrophenschutz und Bereitschaftsdienst tätig sein kann, sondern auch die kostenlose Möglichkeit zur Auslands- und Inlandsrückholung bei Unfällen oder schwerer Krankheit. "Würden wir die Anruf-Aktionen aussetzen, könnten wir nicht mehr das leisten, was wir derzeit können", sagt Crhak. Seit ihrem Beginn an Ostern sei die gesamte Aktion "sehr geräuschlos" verlaufen. Die vom Kreisverband beauftragte Firma habe bereits an die 7000 Mitglieder angerufen, lediglich vier negative Rückmeldungen habe das Rote Kreuz zu vermelden. "Die Dunkelziffer wird meiner Meinung nach umso höher sein", sagt die verärgerte Karlsfelderin.

© SZ vom 21.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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