Spektakel mit Kontrollen:Dachau erwartet 300 000 Besucher

Spektakel mit Kontrollen: Im Karussell "Heiße Räder" ging es für Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Volksfestreferent Robert Gasteiger (FW) recht gemächlich zu.

Im Karussell "Heiße Räder" ging es für Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) und Volksfestreferent Robert Gasteiger (FW) recht gemächlich zu.

(Foto: Toni Heigl)

73 Schausteller, fünf Wirte und 180 000 Liter Bier stehen für die Gäste eines der beliebtesten Volksfeste in Bayern bereit.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Stirn bleibt in diesem Jahr trocken: Weder Angst noch Hitze bringen die Beteiligten des Volksfest-Rundgangs am Donnerstag ins Schwitzen. Das ist natürlich sehr schade. In den vergangenen Jahren standen dem Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) die Strapazen einer Achterbahn-Fahrt oder einer Begegnung mit der "Wilden Maus" durchaus ins Gesicht geschrieben. Mit anzusehen, wie der Oberbürgermeister so richtig durch die Luft gewirbelt wurde - das machte manchem schon Spaß. Nur leider gab es an diesem Donnerstag nicht mehr davon.

Stattdessen bittet Hartmann, einer der jüngsten Oberbürgermeister Deutschlands, mit perfekt sitzender Volksfestfrisur zur Brotzeit ins Weißbier-Zelt. Der Rundgang über den Volksfestplatz, der traditionell am Tag vor dem Festbeginn stattfindet, verläuft ohne größere Turbulenzen. Die meisten Buden auf der Ludwig-Thoma-Wiese sind noch zugeklappt, die Gondeln des Fahrgeschäfts Break Dance von Planen bedeckt. Betreiber Albert Aigner erzählt, wie er seine Beleuchtung kürzlich für zigtausend Euro auf LED umstellen habe lassen. Der 77-jährige Joachim Zehle, an dessen Stand der richtige Bindfaden zu einem großen Plüschtier verhelfen kann, sinniert über sein Dasein als Schausteller. "Seit 30 Jahren mache ich das hier schon", sagt er und packt einen am Arm. "Ich bin seit Kindesbeinen mit dieser Sache verhaftet." Dem kleinen Hund Halfi, der wie jedes Jahr den Auto-Scooter behütet, scheint das alles einerlei zu sein, solange sich niemand nähert.

Da ist es fast schon ein Aufreger, dass Volksfestreferent Robert Gasteiger Probleme mit dem Schließen des komplizierten Sicherheitsbügels hat, bevor OB Hartmann neben ihm in die Corvette einsteigt. Es handelt sich dabei übrigens nicht um den Sportwagen. In diesem Fall ist es ein Waggon des Fahrgeschäfts "Heiße Räder". Der aus Hannover stammende Schausteller Raimond Armbrecht betreibt das Geschäft seit 1974 und ist zum ersten Mal auf dem Dachauer Volksfest. "Das ist richtig heftig", verspricht er und merkt an, dass sein Karussell Jung und Alt gleichermaßen Spaß bereite. Zum Leidwesen der Zuschauer lässt er sein Fahrgeschäft am Donnerstag nur im "ersten Gang" zirkulieren. Hartmanns Frisur wird es ihm später danken.

"Jedes fünfte Los gewinnt"

Für die 73 Plätze auf dem Volksfest haben sich heuer wieder 500 Schausteller beworben. Seinen Platz sicher hat der traditionelle Glückshafen, den die Stadt und das Bayerische Rote Kreuz seit 1894 betreiben und dessen Erlöse hilfsbedürftigen Dachauern zugute kommen. Die Angestellten der Stadt, etliche Ehrenamtliche, Stadtratsmitglieder und auch der Oberbürgermeister verkaufen in diesem Jahr wieder 160 000 Lose. Neben Quietschenten und pinken Einhörnern gibt es auch Fernsehgeräte, Fahrräder oder einen Reisegutschein in Höhe von 1000 Euro zu gewinnen. "Jedes fünfte Los gewinnt", verspricht Volksfestorganisator Klaus Mader.

Ein neues Bild erwartet die geschätzt 300 000 Volksfestbesucher an den drei Zugängen. Nach einer Entscheidung des Stadtrats wurden die bislang eher trostlosen Eingänge neu gestaltet. An den Seiten stehen nun vier Meter hohe Masten, an denen ein Kranz und Girlanden hängen. Sie sind jeweils in den Farben Dachaus oder der Partnerstädte Klagenfurt und Fondi gehalten. Oberbürgermeister Hartmann nutzt die Gelegenheit, um auf die Sicherheitsmaßnahmen an den drei Zugängen hinzuweisen. Vor dem letztjährigen Volksfest hatten sich Terroranschläge in Bayern ereignet. Als Reaktion darauf haben Stadt, Polizei und Feuerwehr das Sicherheitskonzept überarbeitet. Seither werden an den Eingängen gründlich die Taschen kontrolliert, Messer und Fuhrmannsbestecke sind, auch wenn sie zur Tracht gehören, generell verboten.

Am Samstag, 12 August, geht das neuntägige Volksfest nun endlich los mit dem traditionellen Umzug und dem Bieranstich durch OB Hartmann um Punkt 12 Uhr. Die Maß kostet heuer 5,80 Euro. Gebraut wurden insgesamt 180 000 Liter des bernsteinfarbenen Bieres. Ein Lastwagenfahrer hat am Donnerstagvormittag bereits die ersten zwei Container mit jeweils 5000 Litern Festmärzen angeliefert. Beachtet hat ihn dabei aber kaum jemand.

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