SPD:Martin Güll will Landrat werden

Erst vor sieben Wochen zog er erneut in den Landtag ein, nun hatte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion in Markt Indersdorf einen großen Auftritt: Seine Kandidatur überrascht den politischen Gegner.

Von Robert Stocker

SPD: Nach Marianne Klaffki versucht nun Martin Güll den Posten des Landrats für die SPD zu gewinnen.

Nach Marianne Klaffki versucht nun Martin Güll den Posten des Landrats für die SPD zu gewinnen.

(Foto: DAH)

Die SPD überrascht ihre politischen Konkurrenten mit einem Paukenschlag: Der Landtagsabgeordnete Martin Güll kandidiert bei der Kommunalwahl am 16. März 2014 als Landrat. Dies hat der SPD-Kreisvorstand einstimmig in seiner Sitzung am Donnerstagabend beschlossen. "Mit Martin Güll bieten wir unseren besten Mann auf", sagte Vorstandsmitglied Michael Kausch bei der Bekanntgabe der Entscheidung am Freitagvormittag im Indersdorfer SPD-Bürgerbüro. Güll selbst rechnet sich bei der Landratswahl offenbar gute Chancen aus: "Ich setze auf Sieg und will den Posten", sagte der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, der vor sieben Wochen erneut ins Maximilianeum eingezogen war.

Lange hatte sich die SPD bedeckt gehalten, mit welcher Bewerberin oder welchem Bewerber sie ins Rennen um den Landratsposten gehen will. CSU-Kandidat Stefan Löwl wurde dagegen schon im März dieses Jahres nominiert. "Wir haben nicht so viel Personal wie die CSU, brauchen aber trotzdem keinen Import", sagte Güll bei seiner Präsentation. Die Kommunalpolitik sei "die Herzkammer der Politik". Deswegen hält es der Landtagsabgeordnete für das Wichtigste, dass die SPD in vielen Gemeinden eigene Bewerber für die Bürgermeisterwahlen stellt. Die zweitwichtigste Aufgabe sei der Landkreis. "Auch hier träumt die CSU von einer absoluten Mehrheit", sagte Güll. Mit seiner Kandidatur wolle die SPD jetzt ein deutliches Signal setzen. Die Entscheidung liege in der Hand der Wähler. "Vielleicht wird der Landrat erstmals seit Jahrzehnten wieder ein Roter."

Für seine Kandidatur habe er "sehr emotionale Beweggründe". Güll, der in Hilgertshausen wohnt, lebt seit 37 Jahren im Landkreis und sieht sich als im Dachauer Land verwurzelt. Schon als Leiter der Hauptschule Markt Indersdorf sei es ihm wichtig gewesen, zu gestalten, und "der Landratsposten ist ein schöner Gestaltungsposten". Falls er gewählt werden sollte, sei ihm klar, dass es nicht gleichzeitig eine SPD-Mehrheit geben wird. "Ich bin darauf angewiesen, zu überzeugen, und muss Ideengeber und Moderator sein." Der Landkreis brauche keine Ideologie, sondern klare Positionen.

Zwar räumt der SPD-Kandidat ein, dass der Landkreis in vielen Bereichen sehr gut dasteht. Dennoch stelle sich die Frage, was man noch besser machen könne. Zentrale Bereiche sind für Güll die Zukunft der Kliniken und die Gesundheitsversorgung, ebenso die Asylproblematik, der öffentliche Nahverkehr und die Bildungsplanung. Als "Mega-Themen" sieht er bezahlbaren Wohnraum und ein moderates Wachstum. Das große, übergeordnete Thema sei die interkommunale Zusammenarbeit, die auch mit den angrenzenden Landkreisen verstärkt werden müsse. "Ich werde mit dem gleichen Herzblut Landrat sein, wie ich Landtagsabgeordneter bin." Die Partei habe von ihm erwartet, dass er sich als Kreisvorsitzender für den Landkreis engagiere. Auf die Frage, ob es unglaubwürdig wirken könnte, wenn er vom Landtag ins Landratsamt wechselt, sagte Güll: "Der Wähler ist der Souverän, er kann mich dafür abstrafen. Doch für mich ist es legitim, dem Bürger meine Kandidatur anzubieten."

Auch die Vorsitzende der SPD im Kreistag, Marianne Klaffki, erklärte, dass die SPD die CSU an der Spitze des Landkreises ablösen will. Die Partei hatte sich in den vergangenen Wochen darauf verständigt, dass die Kreis- und Gemeinderätin als Bürgermeisterkandidatin in Hebertshausen antreten und damit den Weg für Güll frei machen soll. Klaffki nannte als zentrale Themen im Landkreis die Energiewende, die Zukunft der Amperkliniken, die Asylpolitik, die Bildung und den Nahverkehr. Gerade die Umwelt- und Energiepolitik sei ein klassischer Bereich für die Bürgerbeteiligung. "Der Bürger will ins Boot genommen werden. Das will ich auch als Bürgermeisterin in meiner Gemeinde machen." Der Landkreis brauche jetzt eine Persönlichkeit, die kompetent und verlässlich und nah am Menschen sei. Vorstandsmitglied Kausch sagte, die SPD habe eine reelle Chance, mit Güll die Wahl zu gewinnen. Die "Hinterzimmerpolitik der CSU" müsse ein Ende haben. Kausch: "Unser Ziel heißt: Wir sind Landrat." Güll ist überzeugt, dass eine Stichwahl zum Sieg führen könnte.

Gülls offizielle Nominierung ist für den 30. November geplant. Dann werden auch die Kreistagskandidaten nominiert.

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