SPD im Wahlkampf:Appell für mehr Leidenschaft

Zwei Monate vor den Bundestagswahlen verschärft SPD-Direktkandidat Michael Schrodi die Gangart. Er attackiert die Union als aufgebraucht, bezeichnet die CSU als Sicherheitsrisiko und fordert von Genossen Selbstbewusstsein

Von Rudi Kanamüller, Erdweg

SPD Parteitag

Der SPD-Kreisvorstand (v. li.): Hubert Böck, Martina Tschirge, Martin Güll, Hildegard Schöpe-Stein, Sophia Kyriakidou und Max Eckardt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

"Geht selbstbewusst raus zu den Leuten. Kämpft für Investitionen in eine bessere Zukunft, für mehr Geld für Schulen und Kitas, für eine bessere Infrastruktur, für bezahlbaren Wohnraum und für ein solidarisches Europa gegen rechte Hetzer. Kämpft für Martin Schulz, der die Probleme angeht." Mit Blick auf die lange Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt SPD-Bundestagskandidat Michael Schrodi: "Wenn du merkst, dass du auf einem toten Pferd reitest, dann steig ab!" Mit einem leidenschaftlichen Appell an die Delegierten des SPD-Unterbezirks Dachau versucht er die "heiße Phase des Bundestagswahlkampfes" einzuläuten. Die kämpferische Rede quittierten die Delegierten mit starkem Applaus. Schrodi redete frei und wandte sich dem Publikum emphatisch zu.

Der Gymnasiallehrer, der im November 2016 von der Aufstellungskonferenz der SPD Oberbayern auf den dritten Platz gewählt worden war, versuchte im Wirtshaus am Erdweg, komplizierte Themen (dazu gehört die Energiewende) anschaulich darzustellen - mit roten Quietschenten, die den Delegierten den Weg zum Versammlungssaal wiesen und die für Wasserkraft stehen sollen, mit roten Windrädchen, welche die Windenergie symbolisieren und brennenden Teelichtern auf den Tischen als Symbol für die Sonnenenergie. Dazu rote Aufsteller, die den Kandidaten sympathisch lächelnd zeigen.

Seine politischen Vorstellungen skizzierte Schrodi an drei Grundwerten der Sozialdemokratie: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Gesellschaften sind seiner Ansicht nach nur dann "Bollwerke gegen Populisten, Rassisten und Hetzer", wenn sie frei seien. In diesem Zusammenhang stellte sich Schrodi vorbehaltlos hinter die Forderung nach "Vereinigten Staaten von Europa" - ohne Rüstungsspirale, wie vom amerikanischen Präsidenten Trump gefordert. Beim Thema Flüchtlinge, so der SPD-Bundestagskandidat, sei Solidarität gefragt. Schrodi verglich die derzeitige Flüchtlingssituation in Italien mit der des Jahres 2014. Auch damals sei das Land allein gelassen worden: "Wir brauchen aber die gegenseitige Solidarität."

Beim Thema "Innere Sicherheit" attackierte er die CSU und warf ihr vor, selbst das "größte Sicherheitsrisiko der Bundesrepublik" zu sein. Denn die Union stelle seit vielen Jahren die dafür zuständigen Minister. Die einzige Antwort der CSU, wenn es Probleme mit der Inneren Sicherheit gebe, sei "die Forderung nach schärferen Gesetzen". Sonst geschehe nichts. Schrodi zog als Beispiel die personelle Situation der Polizei im Landkreis Dachau heran. Hier gebe es im Verhältnis von Bevölkerung und Polizei "immer weniger Polizeibeamte". Die CSU, so der SPD-Kandidat, habe die Polizei kaputt gespart. Schrodi: "Die Polizei braucht mehr Geld, aber keine Schönwetterreden."

Was die Region Dachau-Fürstenfeldbruck insgesamt betreffe, so sei sie "keine "Insel der Glückseligen", sagte Schrodi. Hier drohe die Gefahr der Spaltung der Gesellschaft. Denn in der Region Dachau Fürstenfeldbruck könnten sich viele Menschen trotz harter Arbeit und durchschnittlichem Einkommen häufig die Wohnungsmiete kaum mehr leisten. Schrodi: Unsere große Aufgabe ist es, das Versprechen, dass sich Leistung lohnt, wahr zu machen." Deshalb müsse man sich um die kümmern, die sich "abgehängt" fühlten.

Der SPD-Unterbezirk, der mit dem Landkreis identisch ist, bestätigte auf dem Parteitag die Führungsspitze für den Landkreis Dachau und damit den Landtagsabgeordneten Martin Güll aus Hilgertshausen-Tandern für zwei weitere Jahre im Amt des Vorsitzenden. Wobei Güll sagte, dass er "heute vermutlich das letzte Mal für dieses Amt" antreten werde. Im Rechenschaftsbericht beließ er es nicht bei Aufzählung zahlreicher Veranstaltungen und Aktionen. Er sprach die drängenden Probleme des Unterbezirks direkt an: Die SPD im Landkreis ist überaltert.

116 von 492 Mitgliedern sind mehr als 60 Jahre alt. Dazu kommt, dass aufgrund mangelnden Interesses und zu weniger Mitglieder vermutlich die Ortsvereine Schwabhausen und Bergkirchen aufgelöst und anderen Ortsvereinen zugeschlagen werden müssten. Und dies trotz einer Werbeaktion, die zum Beispiel in Schwabhausen bereits im Jahr 2015 gestartet wurde. Zudem werde es angesichts einer "bröckelnden Struktur" immer schwieriger, Vertreter für Vorstandsämter zu gewinnen. Martin Güll: "Wir werden uns im Herbst darüber Gedanken machen müssen." Nach den Wahlen.

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