Spannende Erfahrung:Inklusion an der Werkbank

Spannende Erfahrung: Das Kunstprojekt mit seinen besonderen Materialien ist auch für Christoph eine spannende Erfahrung.

Das Kunstprojekt mit seinen besonderen Materialien ist auch für Christoph eine spannende Erfahrung.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Unter Anleitung von Bildhauer Michael Nauderer arbeiten in der Mittelschule Hebertshausen Jugendliche mit und ohne Handicap gemeinsam an einem Kunstprojekt. "Das funktioniert wunderbar", sagt Konrektorin Ilse Thomas

Von Petra Schafflik, Hebertshausen

Sorgfältig geht Armin mit feinem Schleifpapier über die faustgroße Skulptur. Einen kleinen Fußball hat der 14-jährige Schüler aus einem kantigen Steinblock herausgearbeitet, jetzt geht es noch um den Feinschliff. Daneben stemmt die 13-jährige Daniela mit dem messerartigen Geißfuß Bruchstücke aus einem Quader, die Umrisse einer Schildkröte werden erkennbar. Die zwei Jugendlichen werkeln in einem besonderen Projekt der Mittelschule Hebertshausen: Unter Anleitung des Dachauer Bildhauers Michael Nauderer arbeiten Schüler mit und ohne Handicap gemeinsam. Das Kunstprojekt mit seinen besonderen Materialien, Werkzeugen und Techniken ist für alle eine spannende Erfahrung, aber das Miteinander an der Hebertshausener Schule keine einmalige Sache. Bereits seit 2005 lernen hier behinderte Schüler vom Schönbrunner Johannes-Neuhäusler-Förderzentrum in einer Partnerklasse unter einem Dach mit den Grund- und Mittelschülern aus dem Ort. "Das funktioniert wunderbar", sagt Ilse Thomas, die kommissarisch die Hebertshausener Schule leitet.

Der Fußboden ist mit feinstem Staub bedeckt, an den Werktischen wird gesägt, gefeilt, geraspelt und geschmirgelt. Mit dem italienischen Pietra Leccese, einem weichen Kalkstein aus Süditalien, hat Nauderer einen Werkstoff ausgesucht, den auch Laien gut bearbeiten können. Die Jugendlichen gehen mit großem Eifer an diese Aufgabe heran, probieren die ungewohnten Werkzeuge aus, lernen durch Nachahmung und vorsichtiges Ausprobieren. So entstehen an nur einem Vormittag eindrucksvolle Skulpturen, wachsen aus den hellen Sandsteinblöcken geschwungene Herzen, feine Kleeblätter oder anmutige Vögel. Daniela gefallen Libellen besonders gut. "Aber das war doch zu schwierig, also habe ich mich für die Schildkröte entschieden." Alle arbeiten enorm konzentriert, Bildhauer Michael Nauderer freut der Eifer der Nachwuchskünstler.

Das Miteinander ist für die 18 Siebtklässler der Hebertshausener Mittelschule wie für die zehn Jugendlichen aus der Schönbrunner Partnerklasse nichts Neues. Denn die jungen Leute kommen häufiger in Projekten zusammen, feiern zusammen Feste oder fahren gemeinsam auf Ausflüge, zu Betriebsbesichtigungen oder ins Schullandheim. Auch der Schulalltag bringt alle regelmäßig zusammen, etwa im Sport- und Kunstunterricht.

Mit Integration hat die Grund- und Mittelschule Hebertshausen bereits langjährige Erfahrung, vor zehn Jahren wurde erstmals eine Partnerklasse der Johannes-Neuhäusler-Schule mit behinderten Kindern aufgenommen. Formal besuchen Schüler dieser speziellen Klassen nach wie vor das Förderzentrum, praktisch ist ihre Klasse aber in einer Regelschule eingerichtet. Diese räumliche Integration schafft Kontakte und Möglichkeiten für Gemeinsames. Erste Außenklassen wurden 2004 an der Grundschule Röhrmoos eingerichtet, heute gibt es das Modell zudem auch an den Schulen Bergkirchen und Haimhausen. Hebertshausen beherbergt als einzige Schule zwei Partnerklassen je in der ersten und achten Jahrgangsstufe. Konrektorin Ilse Thomas, die derzeit die Hebertshausener Schule kommissarisch leitet, ist vom Konzept überzeugt. "Es klappt gut, alle profitieren und das Miteinander reguliert sich oft wie von selbst."

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